Lauf

237 16 0
                                    




Raschelndes Blattwerk und unter dem Gewicht von schweren Schuhen knackende Zweige waren nicht die einzigen Geräusche, die Tamara auf ihrer Flucht vernahm. Immer wieder drangen das Röcheln und andere verstörende Laute an ihre Ohren, während sie fieberhaft versuchte, der Gefahr zu entgehen. Nur selten wagte sie einen Blick über die Schulter zu werfen, sicherzustellen, dass ihr die Beißer nicht allzu dicht auf den Fersen waren.

Sie schlug Haken und wechselte immer wieder die Richtung, wohl wissend, dass hinter der nächsten Abzweigung ihr Ende lauern konnte.

„Fuck, fuck, fuck" Es war das einzige Wort, welches sie immer wieder ausstieß und doch verfluchte sie es jedes Mal, wenn es ihr über die Lippen kam. Seitenstechen war etwas, das sie sich nicht erlauben durfte, sie brauchte die Luft, um so schnell wie möglich dem Tod zu entkommen.

Vor ihr tat sich eine kleine Lichtung auf und ihre Augen erfassten recht schnell den Jägerhochstand auf der anderen Seite. Entschlossen versuchte sie noch die letzten Kräfte zu mobilisieren, mehr Geschwindigkeit in ihr Rennen zu legen. Ein Mal noch vergewisserte sie sich, dass die Beißer, die hinter ihr her waren, außerhalb ihres Sichtfeldes lagen, dann rannte sie los.

Der Travel Back Pack auf ihrem Rücken, randvoll gefüllt und so unendlich schwer, ließ sie gefühlt auf der Stelle treten, gaukelte ihr vor, nicht einen Meter vorwärtszukommen.

Mit zitternden Händen erklomm sie Stufe um Stufe und verdrängte den Gedanken an das morsche Holz unter ihren Füßen, welches bedrohlich knarrte und aufgrund des Gewichtes ihres Körpers und des Rucksacks ächzte.

Ein Stöhnen entfuhr ihr, als sie sich endlich auf die Plattform warf und sich einen kleinen Moment des Durchatmens erlaubte. Sie hatte ein Dach über dem Kopf, zu allen Seiten mehr oder weniger Schutz vor ungewollten Blicken, ob tot oder lebendig.

Vorsichtig verstaute sie den Rucksack in der ausstiegnahen Ecke, um jederzeit danach greifen zu können, sobald Gefahr lauerte. Sie griff nach der Wasserflasche in der Seitentasche und nahm einen tiefen Schluck, fühlte, dass ihr Körper sich nach Ruhe und Entspannung verzehrte. Sie verbot sich selbst das Schluchzen, welches sich so vehement versuchte seinen Weg zu bahnen und kauerte sich zusammen, umschloss mit ihren Armen die Knie, während eine einzelne verzweifelte Träne über ihre Wange rann.

‚Wann hört dieser Alptraum endlich auf?'

From the BeginningDonde viven las historias. Descúbrelo ahora