Der Brief

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Narzissa hat es tatsächlich geschafft, das gemahlene Einhorn-Horn zu ergattern. Ich will gar nicht wissen, wie viel Galleonen sie dafür auf die Teke stapeln durfte, aber welche Rolle spielt Geld schon im Haushalt der Malfoys?!

Seit Mitte Februar tüfteln wir tatsächlich an unserem Grundrezept für den Trunk herum. Wir haben es verbessert, verfeinert und spezialisiert. Und rein theoretisch sollte jetzt nichts mehr schiefgehen. 

Wie einfach es doch gesagt ist, dass wir keine Haftung für eventuelle Risiken übernehmen. Nur sind mit diesen Risiken unzählige Menschenleben verbunden. Und ich bin mir sicher, sollte etwas schief gehen, wird es uns selbst egal sein, dass wir gesagt haben, wir übernehmen keine Haftung.

Fakt ist, dass wir in diesem Fall unter der Hand, unfreiwillig, für diese Menschen gehaftet haben und nur zu feige waren, uns unsere Fehler einzugestehen. Doch so weit wollen wir jetzt gar nicht denken. Zu oft sind wir Zeile für Zeile der Anleitung, zum Brauen des Trankes, durchgegangen und haben auch nur die kleinsten Kiesel aus dem Weg geräumt.

Narzissa und ich sind wirklich ein gutes Team. Sie arbeitet schnell, aber präzise und ihre Zaubertrankkenntnisse sind enorm. Das hätte ich ihr ehrlich nicht zugetraut. Doch mit ihrer Hilfe sind wir zeitnah mit den Vorüberlegungen fertig geworden und konnten uns vor zwei Tagen ans Eingemachte setzen. 

Bei mir zu Hause konnten wir leider nicht brauen, weil es erstens, durch den Laden, schwierig ist und zweitens George garantiert irgendetwas mitbekommen hätte. Und wenn nicht vom Trank, dann zumindest von der blonden Malfoy. Also haben wir auf einen kleineren Raum im Malfoy Manor zurückgegriffen, den Narzissa als Rumpelkammer betitelte. In meinen Augen, war das ein kleiner, gut ausgestatteter Saal, wobei 'klein' in diesem Zusammenhang ein relativer Begriff ist. Aber es gab eben keine andere Lösung. 

Offiziell kennen wir uns ja nicht mal und das soll auch so bleiben. Wir sind beide zu dem Entschluss gekommen, dass es die Öffentlichkeit nichts angeht, wie wir zueinander stehen. Im Gegenteil, das könnte alles zunichte machen, da Narzissa in Lucius Malfoys Kreisen schließlich fest zu den Anhänger des Unnennbaren dazu gehört. Und wenn Du-weißt-schon-wer erfahren würde, dass die junge Frau zur Blutsverräterin geworden ist, dann, Merlin, will ich nicht wissen, was er mit ihr anstellen würde.

Ja, Narzissa Malfoy ist eine Blutsverräterin. Und das, seitdem sie ihren ersten Schritt in unseren Laden gesetzt hat. Seitdem sind keine zwei Wochen vergangen und dennoch kommt es mir so vor, als würden wir uns schon eine Ewigkeit lang kennen, was natürlich, rein realistisch gesehen, völliger Troll-Mist ist.

Doch diese Vertrautheit zwischen uns kann weder sie, noch ich abstreiten. Immer wieder kam es zu kleinen Berührungen und jedes Mal schlug mein Herz Purzelbäume. Es ist doch verrückt, wie nah sich zwei Menschen kommen können, ohne groß etwas übereinander zu wissen. Und damit meine ich nicht nur körperliche Nähe.

Wenn ich wirklich ehrlich zu mir selbst bin, kenne ich diese Frau nicht. Vielleicht bilde ich mir ein, sie zu kennen. Doch eigentlich weiß ich nichts über sie, dass jeder Andere nicht auch weiß. Und dennoch habe ich das Gefühl, ihr näher, als jeder Andere, zu sein, im Moment. Denn sie gibt mir dieses Gefühl und allein das löst Schmetterlinge in meinem Bauch aus.

Als wir den Zaubertrank fertig gebraut haben, verzogen wir uns noch etwas in den Salon, wo wir es uns, mit einem Glas Wein, vor dem Kaminfeuer gemütlich machten. Und möglichweise habe ich da auch zu Narzissas Hand gegriffen? Und ganz vielleicht hat sie diese auch nicht zurück gezogen? Okay, ja, wir haben Händchen gehalten und saßen ziemlich nah beieinander. Aber so ist es eben einfach passiert. Merlin, erzählen darf man das auch keinem! Aber sind wir mal ehrlich, selbst wenn, wer würde mir denn sowas glauben? Am Ende darf ich noch auf die Geschlossene im Mungo's einziehen. Halleluja! 

Die Nebel der ZukunftWhere stories live. Discover now