... sind tief

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Scheiße verdammt! Soweit hätte es nicht kommen dürfen! Jetzt ist alles ruiniert! Was, wenn die Weasleys ihre Klappe nicht halten können?! Wer würde mir denn im Fall der Fälle glauben?! Dem Sohn eines Todessers. Sollte ich womöglich nochmal zurück und sie obliviieren? Nein, zu spät, jetzt haben die Zwillinge eh schon jemanden informiert! Ich muss schleunigst zurück nach Hogwarts, dann kann mir keiner mehr was nachweisen.

Vor knapp einer Stunde war ich noch in der Schule, im Raum der Wünsche. Er  hat mir einen Auftrag erteilt. Den Auftrag, das kaputte Verschwindekabinett zu reparieren, um Todesser in die Schule zu schleußen und Dumbledore zu töten. Das ist die Strafe dafür, dass mein Vater zu unfähig war, die Prophezeiung zu beschaffen! Und nun muss ich sie ausbaden! 

Ich, ein minderjähriger Teenager, der zum Scheitern verurteilt ist. Ein Junge, dem die Kindheit geraubt wurde, auf brutalste Art und Weise. Von seinem eigenen Vater, der mir mit meiner Kindheit auch meine Mutter genommen und mich im Gegenzug in die Todesser-Kreise involviert hat. Vielen Dank, darauf hätte ich auch liebend gern verzichten können, aber wer fragt schon, wie es mir dabei geht?

Keiner! Wie soll es mir auch gehen?! Nein, ernsthaft, wie soll es einem Jungen gehen, der mit seiner Mutter erpresst wird, die den nächsten Tag vielleicht nicht mehr erleben wird, wenn man sich auch nur den kleinsten Fehltritt erlaubt? Oder mit einem Vater, der ein paar glückliche Stunden im Himmel hatte, um einen Erben zu zeugen, den er an Du-weißt-schon-wen verkaufen kann, oder der Sündenbock für ihn spielt, wenn er über die Stränge schlägt oder versagt? Er sitzt ja schließlich in Askaban, momentan wohl der sicherste Ort für ihn, und Salazar ja, jetzt ist er fein raus aus der Sache. Oder vielleicht doch eher mit einer Aufgabe, von der jeder weiß, dass kein 16-Jähriger sie erfüllen kann, aber im Endeffekt ist es scheißegal?! Einen halben Mann weniger, wen juckt das schon?!

Richtig, wen juckt das schon?! Niemanden! Genauso wenig, wie sich jemand dafür interessiert, wie es mir geht. Aber was soll's?! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so habe auch ich mich an den Gedanken gewöhnt, zu leben, um zu versagen. So, wie mein Vater vor mir versagt hat. Weshalb ich jetzt für uns beide den Kopf hinhalten darf. Weil der Dunkle Lord genau weiß, wie er seine Untergebenen am meisten quälen kann und dazu gehört schon lange nicht mehr nur der Cruciatus-Fluch.

Und dennoch kann ich nicht einfach aufgeben! Ich hätte schon lange hingeschmissen, sterben werde ich so oder so. Warum dann nicht schon heute, statt morgen?! An der Situation ändert es nichts, bis auf ein kleines Detail. Ein Detail, das so schwerwiegend ist, dass ich es einfach nicht ignorieren kann! Ginge ich morgen, ginge ich allein. Würde ich heute gehen, könnte der Tod mehr als nur ein Opfer in die Arme schließen. Mich und, was noch viel wichtiger ist, meine Mutter!

Also lebe ich für diese Aufgabe, um sie zu schützen, auch wenn meine Rettung schon lange überflüssig ist. Wenn das Kind einmal in den Kessel gefallen ist, kann es auch nicht mehr gerettet werden. Der Wichtel tanzt ja eh schon auf dem Dach. Mein Leben ist wertlos, das spüre ich jeden Tag aufs Neue. Ich esse nicht mehr, schlafe nicht mehr. Nein, solche essentiellen Dinge kann ich mir schon längst nicht mehr leisten.

Mein gesamter Lebensinhalt besteht aus Atmen, worauf ich zu meinem Leidwesen nicht verzichten kann, und arbeiten. Vor zwei Tagen hatte ich, zum ersten Mal seit langem, ein Erfolgserlebnis. Ich habe eine Botschaft mithilfe des Verschwindekabinetts an das Gegenstück in 'Borgin und Burkes' versendet. Bis zu diesem Tag ist die Transportware entweder gar nicht erst teleportiert, oder irgendwo im Nirgendwo stecken geblieben, da nie auch nur der Hauch einer Antwort zurückkam.

Doch vorgestern öffnete ich die Tür des schrankartigen Gegenstandes und der Zettel lag so, wie ich ihn zuvor platziert habe, auf dem Boden. Gerade als ich ihn entnahm und frustriert zusammenknüllen wollte, fiel etwas Licht durch das dünne Pergament und lockte meinen Blick zu den, mit schwarzer Tinte geschriebenen, Zeilen. Und da, in den Zwischenräumen schimmerte ganz schwach etwas Grünes, was mich dazu veranlasste, das Pergamentstück umzudrehen. Und da war sie. Zum ersten Mal erhielt ich eine Antwort

Die Nebel der ZukunftWhere stories live. Discover now