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"Mechi, ich habe ihn schon tausend Mal angerufen, aber er geht nicht dran. Ich weiß nicht. Er hat sich seit gestern Mittag nicht gemeldet."
"Er hat wohl viel zu tun Tinita. Hab Geduld. Er wird dich noch anrufen."
Ich nicke nur und falle ihr in die Arme.

"Ich glaube ich schaff das nicht mehr. Es ist schon vier Wochen her. Er ist mich nicht einmal besuchen gekommen. Videochat haben wir immer noch nicht geführt. Ich hab es satt. Ich glaube er liebt mich einfach nicht er. Er vergnügt sich mit einer anderen. Er betrügt mich.
"Schhh, sag das nicht. Du weißt, dass dies nicht so ist."
"Woher soll ich das wissen Mechi? Mittlerweile ein Monat. Er kann nicht für immer dort bleiben. Und die Beerdigung hat lange stattgefunden. Ich glaube, dass er gelogen hat. Er ist wegen was ganz anderem dort. Entschuldige mich kurz."
Ich verschwinde auf die Toilette. Ich habe meine Emotionen nicht unter Kontrolle.
Ich fange an zu weinen.
Im Bad schaue ich mich im Spiegel an.
Was passiert mit mir? Ich bin am Boden zerstört.

Ich...ich kann mich nicht mehr halten. Ich falle zu Boden. Zum Glück habe ich nicht abgeschlossen. Mir wird schwarz vor Augen. Ich bin Tod.

....

Eine kleine Hand umschlingt meine. Eine kleine weiche Hand. Ich öffne meine Augen. Ich versuche zu realisieren wo ich bin. Im Wohnzimmer. Zuhause. Für einen Moment dachte ich es ist Jorge, doch nein. Es ist Léon und Mechi steht neben mir.
"Was ist passiert", frage ich erschöpft.
"Du bist umgefallen. Dein Gehirn hat wohl aufgegeben", antwortet mir Léon.
"Zum Glück hast du nicht abgeschlossen. Du bist gegen nichts gefallen, nur zu Boden. Was ein Glück",sagt Mechi.

Ich fasse nach meiner Stirn. Mein Kopf tut weh. "Sollen wir dich zum Arzt fahren Martina", fragt jetzt Leon.
"Nein es geht schon. Danke."
"Ich hole dir noch etwas zu trinken, höre ich Mechi sagen und sie verschwindet in die Küche.

"Wie geht es dir", fragt er mich.
"Gut",denke ich und kicher kurz.
"Woran hast du gedacht Martina. Ging es dir nicht gut. War dir schlecht?"
"Ich weiß nicht Léon. Es kam einfach unerwartet. Mir wurde schwarz vor Augen."
Er ist erst acht Jahre alt. Meine Lebensgeschichte brauche ich ihm nicht zu erzählen. Schon gar nicht über mein Liebesleben. Natürlich war es wegen Jorge, aber er muss es nicht wissen. Er ist noch zu jung dafür, um das zu verstehen.

"Du kannst mir alles sagen", flüstert der achtjährige mir ins Ohr.
Ich lächel ihn nur an und nehme das Glas von Mechi.
Ich trinke das Wasser in einem Zug und verstecke mich unter meiner pinken Decke.
"Seid mir nicht Böse ich will allein sein."

Mir ist gerade wirklich alles egal. Ich muss zu sehr an ihn denken. An uns. Hat das mit uns noch ein Sinn? Liebt er mich noch? Er sagt es mir immer am Telefon, aber ich weiß nicht, ob ich dies glauben kann.
Sagen kann mal viel, wenn das stimmt, beweise es mir.

Ich höre leise Schritte von meiner Person weggehen. Ich spüre die Stille im Raum. Die Haustür fällt zu.
Ich bin allein. Es ist besser so.

Im Park

"Ist sie böse auf mich", frage ich Mechi bewusst. Auch wenn sie gesagt hat, dass sie es nicht ist.
"Nein wie kommst du darauf Léon. Du hast doch nicht Schuld daran. Ihr war schwindelig. Ihr geht es nicht gut. Sie ist müde. Sie hat einfach schlecht geschlafen."
"Ach so", gebe ich von mir.
"Ich liebe sie", sage ich auf einmal.
Sie bleibt stehen und schaut mich an. Ihre Lippen verziehen ein Lächeln.

"Ja ich auch Léon. Sie ist wie eine Schwester für mich."
"Nein ich mein es ernst Mechi. Ich liebe sie, denn ich bin Jorge."
Jetzt ist es raus. Ich musste es ihr sagen. Nur sie kann solange auf Martina verpassen. Nur sie kann ihr klar machen, dass ich sie liebe und sie nicht auf schlechte Gedanken kommt.
"Was erzählst du denn da kleiner?"
"Es ist die Wahrheit Mechi. Ich bin Jorge. Ich bin es wirklich, aber es ist etwas unglaubliches passiert. Das ist eine lange Geschichte. Lass uns irgendwo hinsetzen."

Wir setzen uns auf die nächste Parkbank und ich fange an ihr alles zu erzählen. Vom Essen und das Geschehen auf der Toilette. Bis zum Anruf meiner verstellten Stimme.
Einfach alles.
Sie sagt nicht. Ich kann es verstehen. Sie ist sprachlos. Wäre ich auch.
"Du musst mir helfen Mechi. Ich liebe sie. Nur wie kann ich ihr das deutlich machen. Sie darf nicht denken, dass ich sie vergessen habe. Sie nicht mehr liebe. Bitte. Hilf mir."

"Léon...Jorge ich...ich weiß nicht wie. Ich sage ihr doch schon die ganze Zeit, dass du vielleicht keine Zeit hast. Ich rede gut über dich. Ich versuche dich etwas zu schützen. Sie auf andere Gedanken zu bringen, doch sie kann nicht mehr. Du hast es gesehen. Sie hat das Gleichgewicht verloren. Sie ist am Boden zerstört. Du bist lange nicht da gewesen. Jedenfalls nicht als Jorge. Warum sagen wir es ihr nicht?"

"Nein auf keinen Fall Mechi. Ihr würde es nur noch schlechter gehen. Wie würde sie darauf reagieren. Ihr Freund ist jetzt ein achtjähriger. Nur du und meine Eltern wissen es. Kein anderer. Du darfst kein Wort darüber verlieren. Ich vertraue dir."
"Ist gut. Mach dir keine Sorgen. Du hast natürlich Recht. Sie wäre am Boden zerstört."

Stille zwischen uns. Vögel zwitschern. Andere Kinder sind zu hören.
Ein Kinderwagen wird vor uns von einer Frau angeschoben.
"Was wollen wir machen Jorge?"
"Wenn ich das wüsste Mechi. Wenn ich das wüsste."
"Wir müssen zu dir nach Hause. Dein Vater muss doch etwas herstellen."
"Er ist schon dabei Mechi. Doch er ist noch nicht so weit."
"Etwas muss dich doch wieder zurück verwandeln."

"Ja, wenn ich die Liste hätte. Die Liste wie diese Tabletten hergestellt wurden. Was für Stoffe verwendet wurden. Vielleicht könnte so Mama ein Gegenmittel erstellen. Sie würde es wenigstens versuchen."

"Klar. Sie kennt sich damit aus. Verstehe."

Wir beide schauen ins Leere. Um ehrlich zu sagen beobachten ich die Kinder, die spielen. Einfach so. Ich könnte mich zu ihnen hin gesellen, aber ich bin nun mal kein achtjähriger. Ich sehe verdammt nochmal nur so aus....










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