13. Unberechenbar

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Es war stockfinster draußen. Kein Wunder, es war Nacht. Viele Sterne erleuchteten den Himmel. Das Meer rauschte friedlich, was mit der ruhigen Nachtstimmung einen angenehmen Klang verursachte.
Hicks pflückte die letzte violette Blume für diese Nacht. Er war extra sehr spät aufgestanden, um diese Blume zu besorgen. Sie blühte nur in der Nacht. Aus ihr konnte man schöne Farbe machen, welche gerade auf Berk ausgegangen war. Hicks hatte die Aufgabe auf sich gezogen, die Blumen zu pflücken. Pfeifend verließ er den Wald und steuerte auf seine Hütte zu. Er schaute um sich und genoss diese friedliche Stimmung. Am Tag war Berk nicht so ein ruhiger Ort. Gerade ließ Hicks seinen Blick über die einzelnen Hütten streifen, als er eine schwache Silhouette in der Ferne wahrnahm. Verwirrt blickte er ihr hinterher. Die Person nahm Kurs auf das Meer. Da Hicks diesen Anblick ziemlich komisch fand, beschloss er, der Person nachzugehen.
Bei seiner Hütte angekommen, legte er die Blumen auf die Treppe und nahm dann Kurs auf das Meer, die Richtung, in die die Person gegangen war. Je näher er kam, desto besser erkannte er die Umrisse des Berkianers. Nur noch mehrere zehn Meter entfernt erkannte er sofort, dass es sich um Astrid handelte. ,,Hey, Astrid, was machst du denn um die späte Uhrzeit hier?" Komischerweise reagierte die Angesprochene nicht. Sie führte weiterhin Schritte auf das Meer zu aus. Sie hatte ihre Schulterprotektoren und ihren Rock abgelegt, also hatte sie nur Hose und Oberteil an. Auch ihre Schuhe fehlten. Hicks blieb kurz stehen und blickte ihr verwirrt hinterher. Hatte sie ihn nicht gehört? Dann ging er weiter. ,,Astrid?" Er sah nur ihre Rückansicht, also konnte er nicht gut einschätzen, was in ihr vorging. Inzwischen war Astrid an allen Hütten vorbeigerannt. Vor ihr erstreckte sich nur der kleine Strand und dahinter der riesige Ozean. ,,Hallo? Astrid?", versuchte Hicks es noch mal. ,,Bist du irgendwie taub geworden oder ignorierst du mich?" Er sprach es mit Sarkasmus aus. Astrid machte keine Anstalten, anzuhalten.
Nach einer Zeit erkannte Hicks, dass etwas eindeutig nicht stimmte. Astrid war keine Schlafwandlerin oder so etwas in der Art. Sie würde Hicks eigentlich sofort antworten, würde sie ihn hören. Der Braunhaarige bemerkte jetzt auch, dass etwas an ihrem Gang falsch war. Irgendwie sah es komisch aus. Astrid besaß einen anderen Gang. Nicht so wie jetzt, nicht so ungeschickt. Astrid schwankte tatsächlich ganz leicht hin und her.
Gerade eben betrat sie den Strand, der weiche Sand unter ihr. Sie ging weiter und immer weiter, was Hicks die ganze Zeit skeptisch beobachtete. Ihr Tempo war eher langsam, weshalb Hicks keine Probleme damit hatte, ihr zu folgen. Nun berührte er auch den Sand, allerdings mit seinen Schuhen. Im Gegensatz zu Astrid hatte er welche an. Kurz überlegte Hicks, ob Astrid vielleicht Lust auf ein Bad im Ozean hatte, doch dieser Gedanke wirkte eigenartig.
Bevor Astrid den ersten Schritt ins Wasser wagen konnte, hielt Hicks sie auf. Er hielt ihren Arm fest und wollte sagen: ,,Astrid, was ist denn los?" Mitten im Satz riss sich Astrid los und ging einfach weiter. Hicks blickte ihr schockiert hinterher. Für einen kurzen Moment hatte er ihren Gesichtsausdruck von der Seite gesehen. Es wirkte so, als wäre sie nicht ganz bei sich. So entgeistert. Als hätte sie...eine Vision. Der Gedanke brachte Hicks sofort in Bewegung. ,,Astrid, nicht!"
Die Blondine war schon so tief im Wasser, dass es ihr bis zu ihrem Bauch ging. Doch sie kam nicht weiter, da Hicks sich von hinten um sie warf. ,,Astrid, du bist in einer Vision. Wach auf!" Astrid schüttelte seine Hände von ihren Schultern und ging weiter. Nun ging ihr das Wasser bis zur Brust. Diesmal stellte sich Hicks ihr von vorne in den Weg. Er nahm sie an den Oberarmen und sah den starren Blick von Astrid diesmal richtig. Es sah wirklich genauso aus, als wäre sie in einer Vision. Es wirkte so, als wäre sie besessen von etwas. Astrid reagierte nicht auf Hicks und wollte wieder versuchen, ihn loszuwerden, doch diesmal ließ der Wikinger nicht locker. Das Oberhaupt schüttelte seine Freundin leicht durch. ,,Astrid, wach auf! Komm wieder zu dir!" Er ignorierte es, wie unglaublich kalt das Meer war und dass seine Klamotten nun allesamt nass waren.
Tatsächlich funktionierte es. Nach kurzer Zeit wurden Astrids Augen wieder normal, nicht mehr so starr. Sie blickte nicht mehr ins Leere, sondern fokussierte Hicks vor sich. Dieser atmete erleichtert auf. ,,Du bist wieder da", brachte er hervor. Astrid nickte und merkte, dass sie Kopfschmerzen bekommen hatte. Sie wirkte noch etwas verwirrt von der Vision. Hicks nahm ihr Gesicht in seine Hände, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und umarmte sie dann. Er war so erleichtert, was er auch deutlich zu Verstehen gab. ,,Bei Thor, bin ich froh. Du hättest dich sehen sollen. Als wärst du besessen von irgendetwas." Er drückte sie fest an sich. ,,Ich glaube", sagte Astrid. ,,das war ich auch." Sie wollte die Umarmung erwidern und ihre Arme um Hicks legen, aber er löste sich von ihr. ,,Wie meinst du?" ,,Ich habe wieder diese Insel gesehen und ich weiß auch nicht...irgendwie hatte ich diesen Drang, dort hinzugehen. Ich wollte unbedingt hin." Hicks schwieg kurz. Astrid blickte ihn verunsichert an. ,,Hicks?", fragte sie und legte ihre Hände um ihn. ,,Verdammt", platzte es aus ihm raus. ,,Wieso können wir nicht einfach wissen, was los ist. Diese Visionen sind unberechenbar." ,,Es ist jetzt nun mal so", äußerte Astrid. Sie fasste Hicks' Hand an, die das Gegenteil von warm war, und beschloss: ,,Komm, lass uns aus dem Wasser rausgehen, es wird kalt." Sie führte ihn an der Hand aus dem Wasser. Am Strand angekommen, blieb Hicks stehen. Astrid drehte sich zu ihm. ,,Astrid, du schläfst heute bei mir." Diesmal hatte Astrid nichts einzuwenden. ,,Okay."

Hiccstrid ~ Rote Bilder ✅Where stories live. Discover now