2. Große Leere

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,,Wie bitte? Astrid ist ohnmächtig von ihrem Flug zurückgekommen?!", platzte es aufgebracht aus Rotzbakke raus. ,,Oh, Thor!", schrie Fischbein. ,,Wo ist sie jetzt?!", fragte Raffnuss. ,,Ist sie tot?!", kam es von Taffnuss. Hicks blickte seine Freunde genervt an und seufzte. Als wäre er nicht schon aufgelöst genug. Er richtete sich an Taffnuss: ,,Nein, Taff, sie ist nicht tot. Wie gesagt, sie ist ohnmächtig." Dann wandte er sich an alle Drachenreiter: ,,Ich weiß auch nicht, was passiert ist. Astrid liegt jetzt auf ihrer Hütte und ruht sich aus. Wenn sie aufwacht, kann sie uns sicher sagen, was passiert ist." Endlich kamen seine Freunde runter und begaben sich widerwillig wieder da hin, wo auch immer sie vorher gewesen waren.
Hicks legte sich seine Hand an die Stirn. Die Vier machten mit ihrer Aufregung nur alles schlimmer. Aber Hicks musste einfach nur Ruhe bewahren und warten. Warten, bis Astrid aufwachte. Ohnezahn, der jetzige Alphadrache, stieß mit seinem Kopf gegen Hicks' Seite. Der Nachtschatten hatte die Konversation mitgehört und versuchte nun, seinen besten Freund aufzuheitern. ,,Hey, Kumpel", sagte Hicks zur Begrüßung und tätschelte seinen Kopf. Sie schauten beide in den Himmel. ,,Ich denke, sie wird in der nächsten Stunde nicht aufwachen", meinte Hicks. ,,Wie wär's mit einem schnellen Flug zur Aufmunterung?", fragte der Braunhaarige dann, worauf Ohnezahn zustimmend gurrte. Im nächsten Moment schon hoben sie ab.

Wie immer kamen die beiden völlig gelassen und zufrieden von ihrem Flug zurück. Den Wind und diese Freiheit oben in den Wolken zu spüren hatte diese besondere Auswirkung. Am liebsten wollte man nicht mehr damit aufhören, zu fliegen. Aber zu sehen, ob Astrid schon aufgewacht war und ob es ihr gut ging, war sehr viel wichtiger.
So stieg Hicks von Ohnezahn ab und ließ ihn seinem Alltag nachgehen. Er selbst machte sich sofort zu Astrids Hütte auf. Der Wikinger war genau im richtigen Moment gekommen, denn nachdem er die Stiegen zu ihrem Zimmer erklommen hatte, erblickte er sie. Und zwar munter, nicht mehr ohnmächtig. Sie saß auf ihrem Bett und schaute auf, als sie das Knarren der Treppe hörte. ,,Hicks?" ,,Astrid, du bist wach!", kam erleichtert von dem 21-Jährigen. Er ging zu ihr und nahm am Bettrand Platz. ,,Geht es dir gut? Tut dir irgendwas weh?" ,,Nein, es-" Weiter kam Astrid nicht, denn Hicks redete gleich weiter: ,,Was zum Thor ist passiert? Wieso bist du ohnmächtig gewesen? Was hast du aufgeführt?" ,,Okay, Hicks. Ich glaube, es ist Zeit, wieder runterzukommen", kam als Antwort. Während der junge Mann einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, musste Astrid etwas lächeln. ,,Mir geht's gut. Ich hab nur etwas Kopfweh, sonst geht's." ,,Aber warum? Hast du dir den Kopf gestoßen? Bist du gestürzt?" ,,Ich bin", wollte Astrid anfangen, doch dann schloss sie ihren Mund wieder. ,,Ich", versuchte sie es nochmal, aber redete wieder nicht weiter. Überlegend starrte sie hinter Hicks die Wand an.
Die 21-Jährige wusste keine Antwort. Sie hatte keine Ahnung. Keine Ahnung, was passiert war. Keine Ahnung, warum sie Kopfweh hatte. Keine Ahnung, warum sie ohnmächtig gewesen war. Die junge Frau versuchte, sich zu erinnern, in ihrem Gedächtnis irgendwelche Fetzen an Bildern von dem, was passiert war, zu finden. Aber sie fand nichts. Es herrschte eine große Leere. Eine Lücke.
,,Astrid?", fragte Hicks. ,,Ich habe keine Ahnung", kam die Antwort. ,,Ich...weiß nicht, was genau passiert ist. Ich weiß nur, dass ich mit Sturmpfeil eine neue Insel erkundet habe." Der Drachenreiter blickte sie kurz stumm an. Dann erst erhob er seine Stimme: ,,Dann hast du dir vielleicht deinen Kopf schwer gestoßen." ,,Ja, das kann sein. Deshalb vielleicht auch das Kopfweh", stimmte Astrid zu. ,,Geht's?", erkundigte Hicks sich. ,,Jaja, es ist nichts Schlimmes." Die Miene des Oberhaupts lockerte sich und er lächelte leicht. ,,Was habe ich mir auch für eine Antwort erwartet?" Die 21-Jährige erwiderte das Lächeln. ,,Es ist nur Kopfweh." ,,Hm", kam von Hicks. Er schwieg kurz und legte dann kurz seine Hand auf ihren Oberschenkel, der unter der Decke lag. ,,Dann ist vermutlich wirklich nichts Großartiges passiert und wir können das Ganze vergessen." Astrid erhob sich vom Bett, worauf Hicks es ihr gleichtat. ,,Ja", stimmte sie zu. ,,Bewegungen tun dir nicht weh?", wollte der junge Mann wissen. ,,Nein." ,,Gut. Dann lass uns mal die anderen beruhigen. Die Drachenreiter zucken sonst noch aus."

Hiccstrid ~ Rote Bilder ✅Where stories live. Discover now