Sternschnuppen Moment

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„Du hast es wirklich gemacht?" Mit absoluter Sicherheit passt in meinen Mund ein ganzer Lkw

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„Du hast es wirklich gemacht?" Mit absoluter Sicherheit passt in meinen Mund ein ganzer Lkw. Vollkommen verblüfft starre ich auf die Seite seines Bauches, an der senkrecht der Name seiner Mutter verewigt ist.

Lauren Monroe

„Ich habe es an ihrem Geburtstag machen lassen." Vielleicht ist das der Alkohol, vielleicht auch die laufende Musik im Hintergrund oder das gedämpfte rötliche Licht in der Bar.

Was auch immer der Auslöser ist, sorgt jedenfalls dafür, dass ich mich wiederholt frage wie es sich wohl anfühlen würde seine Haut zu berühren. Und kurzerhand gewinnt auch schon die Neugier den Kampf ums Ruder, womit meiner Vernunft nichts anders übrig bleibt, als zusehen zu müssen, wie ich vorsichtig meine Finger über das Tattoo streifen lasse. Die Fingerkuppen sind die empfindsamste Region am Körper und dies schon bei minimalen Berührungen. Sobald ich ihn anfasse, fühle ich nicht nur die Wärme, die von ihm ausgeht sondern auch kleine Impulse, die wie ein Sternschnuppeschauer durch mich hindurch fliegen.

„Das ist wirklich schön", sage ich. Sehe zu ihm auf und er erwidert meinen Blick mit einem Ausdruck, der mir die Knie weich werden lässt. Augenblicklich und unerwartet reißt nun doch die Vernunft das Ruder an sich und ich ziehe etwas zu schnell meine Hand von seiner Seite.

Reiß dich gefälligst zusammen, Arden. Er zieht sich das schwarze T-Shirt wieder runter.

„Und du warst immer der Meinung ich lasse mir nichts stechen", feixt er. Ich tue so, als wäre dieser Sternschnuppen Moment nicht passiert, jedoch kribbeln meine Finger noch immer.

„Du bist mir halt immer als »der Nadelnhasser« in Erinnerung geblieben." Ich trinke als Verlierer den nächsten Short und muss mich zusammen reißen ihn nicht auf der Stelle auszuspucken. Alkohol ist verdammtes Gift, doch wie F. Scott Fitzgerald im The Great Gatsby schrieb: »Erst nimmt du einen Drink, dann nimmt der Drink einen Drink und anschließend nimmt der Drink dich.« Ein elendiger Teufelskreis.

„Aber ich weiß auch, dass du für deine Mom alles getan hättest", beende ich meinen Satz. Ich sehe den Schmerz in seinen Augen, als er zu Boden sieht. Lauren ist oder war ein guter Mensch. Ihr Tod gehört ebenfalls zu meinen Gründen an die Existenz eines weißen alten Mannes, der in den Wolken sitzt, immer mehr zu zweifeln.

„Weißt du noch als meine Mum das eine Mal in mein Zimmer kam und wir für diesen einen Physik Test gelernt hatten?"

„Du meinst wohl eher ich habe versucht zulernen und du hast dir irgendwelchen Schrott auf Youtube rein gezogen, aber ja ich erinnere mich, wieso?" Dean lacht und dieses Lachen erwärmt mein Herz ein Stück weit.

„Weißt du auch noch was sie gesagt hat, als sie uns auf dem Bett liegen sah?" Ich grüble in den dunkelsten Ecken meiner Erinnerungen, doch in mir brennt keine - es fällt mir wieder ein- Lampe. Ich schüttle enttäuscht den Kopf.

„Sie sagte: » Ihr zwei seit ein schönes Bild«

„Oh." Dann fällt es mir auch wieder ein. Lauren hatte ihre Chemotherapie einige Monate zuvor erfolgreich beendet. Die Schwindelanfälle und Erschöpfungssymptome ließen nach, auch ihre braunen Haare gingen ihr nun bis unters Kinn. Darüber war sie mehr als erleichtert. Zoe, Dean und ich verabredeten uns eines Nachmittags bei den Monroes, um für einen Physiktest zu lernen. Während Dean und ich darüber redeten was wohl passieren würde wenn man in ein Schwarzes Loch fällt, verschwand Zoe kurz im Bad.

„Ich stelle mir das wie in in einer Dauerschleife vor aus der man nicht fliehen kann", meinte Dean, der, mit seinem Laptop auf dem Bauch, Löcher in die Luft starrte.

„Oder man stirbt sofort, weil man wegen der hohen Gezeitenkraft sich in eine lebendige Spaghetti verwandelt", kaute auch ich gedankenverloren auf meinem Kugelschreiber. Plötzlich klopfte es an der Tür. Gleichzeitig sahen wir auf. Lauren lehnte in ihrem mint-grünen Kleid am Türrahmen. Heimlich bewunderte ich Deans Mutter für ihr so schönes Gesicht. Ihr Wangenknochen waren hoch, ihre Wimpern lang und ihre blauen Augen konnten Bände sprechen.

„Hey Mom."

„Hey Lauren", begrüßte auch ich Deans Mom.

„Hey ihr beiden", lächelte sie den Türgriff fest umklammernd. Sie schien sehr wackelig auf den Beinen, dass bemerkte auch Dean.

„Ist alles okay?", fragte er mit der Sorgenfalte zwischen seiner gerunzelten Stirn.

Er wollte schon aufstehen, doch da hob sie ihre Hand um ihn davon abzuhalten.

„Mir geht es gut, Liebling", versicherte sie ihm. „Ich wollte euch nur sagen, dass das Essen gleich fertig ist. Du und Zoe isst doch mit uns zu Abend oder Arden?" Ich wusste, dass sie das Thema schnell wechseln wollte, damit sich Dean keine Sorgen machte.

„Was gibt es denn?", fragte ich wobei es total egal gewesen wäre, denn alles was Lauren kocht schmeckt fantastisch.

„Ajiaco", antwortete sie.

„Wir würden liebend gern bleiben." Zwar wollte Zoe zu Wonder Waffle aber Labbrige Waffeln sind nichts im Vergleich zum kolumbianischen Hühnerfrikassee von Lauren.

„Das freut mich." Sie schenkte mir ein herzliches Lächeln, welches mich sehr an Deans erinnerte. Auf beiden Wangen erschienen ihre Lachfalten. Soeben wollte sie die Tür schließen, doch dann sagte sie noch etwas.

„Ihr zwei seit ein schönes Bild." Ohne auf unsere Reaktion zu warten, ließ sie die Tür ein Spalt offen und war weg. Weil Dean nicht von seinem Bildschirm aufsah, ging ich davon aus, dass er es nicht mal mitbekommen hatte. Demzufolge sagte auch ich nichts. Ein halbes Jahr später verstarb Lauren.

In der Zeitkapsel in der wir sitzenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora