❇️Step 16❇️

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Yeji

Solche Vorstellungen, wie wir es jetzt vorhatten, taten wir eigentlich nie. Es war nicht unser Ding, aus etwas kleinem, so etwas großes zu machen und trotzdem schien Felix nahezu besessen zu sein, unbedingt etwas zu tun. Vermutlich war das auch nur dazu gedacht, damit er Changbin beeindrucken konnte. Bei so einem wie Felix war das sehr leicht zu erraten und leise musste ich seufzen, weil er damit immer mich und auch andere mit hineinzog, die eigentlich gar nichts damit zutun hatten.

Zum Beispiel Ryujin. Man hatte ihr deutlich angesehen, dass sie keine Lust hatte, wobei mir das viel eher wie eine Art Angst gewirkt hatte und da sie offensichtlich nicht darüber sprechen wollte, hielt ich mich auch zurück und fragte nicht nach. Es wäre unhöflich, zumal wir uns nicht einmal wirklich kannten und eher durch Zufall und durch unsere Freunde in Kontakt gerieten waren. All das war nicht auch nur ansatzweise freiwillig. Von meiner Seite aus jedenfalls. Und obwohl ich mir anfangs Gedanken über ihre Gründe gemacht hatte, waren sie mir nun egal. Ich musste mich konzentrieren und hatte keine Zeit für unnötige Gedankengänge.

Leise seufzte ich auf und machte meine Haare wieder zu zwei Zöpfen. Doch dieses Mal drehte ich sie zu zwei Kugeln und steckte mir diese an. Ich mochte meine Haare an mir, auch wenn viele sie zu lang oder zu langweilig fanden. Doch gerade deswegen mochte ich es; ich konnte mit ihnen tun und lassen, was ich wollte und sowieso interessierte mich die Meinung anderer überhaupt nicht mehr. Warum auch? Ich liebte mich, wie ich war und wenn ich etwas verändern wollte, dann würde ich das alleine für mich tun und nicht für andere.

Einen kurzen Augenblick musterte ich mich noch im Spiegel und verließ dann die Umkleide, um in den überfüllten Club zu gehen. Die Musik war laut und der Bass völlig aufgedreht. Heute war es ein etwas anderer Abend, da es alles nur vor UV-Lichter glühte. Kurz musste ich meine Augen zusammen kneifen, da ich aus Versehen direkt in ein Licht sah, aber nur nach einigen Sekunden konnte ich mich langsam an diesen farbenfrohen Club gewöhnen. Als ich zur Bühne blickte, erkannte ich sofort Changbin und Ryujin, die an einem Tisch weit vorne saßen. Während Changbin vor Aufregung hin und her wackelte, war Ryujin nervös und spielte mit ihren Fingern, wagte es nicht einmal, auch nur kurz auf die Bühne zu schauen. Etwas irritiert war ich schon, doch da die Musik nun wechselte, konnte ich nicht weiter darüber nachdenken und betrat dann die Bühne.

Meine Hand legte ich an die kalte, hoffentlich gereinigte Stange und kurz ließ ich mich einmal an dieser drehen, um in den perfekten Rhythmus zu kommen. Ein freches Grinsen huschte auf meine Lippen, als ich meine Hüfte leicht nach vorne drückte, fast schon lasziv mich gegen die Stange bewegte, nur um mich dann nach oben zu ziehen und meine Beine durch die Luft baumeln zu lassen. Fest hielt ich die Stange, löste dann allerdings eine Hand von dieser, um mich immer mal wieder zu drehen. Mein Rücken machte Bekanntschaft mit dem Metall, als ich meinen eigenen Körper drehte, aber es tat nicht weh. Ich war wie paralysiert und spürte keinerlei Schmerzen - nur den Adrenalin, den Rausch und den Bass, der durch meinen Körper vibrierte, erzeugt durch die Musik und das Tanzen.

Auch allen anderen schien das zu gefallen, da sie ziemlich laut wurden, doch als ich wieder in das Publikum sah, erkannte ich, dass Ryujin gar nicht mehr auf ihrem ursprünglichen Platz saß. Irritiert schaute ich mich weiter nach ihr um und konnte gerade noch so erkennen, wie sie durch die Hintertür verschwand. Leise seufzend ließ ich mich auf den Boden gleiten und stand gleich darauf auf, ignorierte die anderen, die dadurch perplex waren und folgte Ryujin nach draußen.

Und dabei hatte nicht einmal ich selbst eine Ahnung, wieso ich das tat.

Stripper ★ RyejiWhere stories live. Discover now