❇️Step 3❇️

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Ryujin

Der Geruch von Alkohol drang direkt in meine Nase, als ich Changbin durch die große Eingangstür hinein in das hell beleuchtete Gebäude folgte, welches sich als ein Club herausstellte. Mein Gefühl verriet mir, dass es eine schlechte Idee war, hierher zu kommen und ich war unsicher, ob ich nicht einfach umdrehen und gehen sollte. Lautes Gelächter war zu hören, verschiedene Stimmen schlugen mir entgegen und ich spürte die fröhliche Stimmung hier, die mein schlechtes Gefühl klammheimlich bestärkten. Unruhig umgriff ich darum Changbins kräftigen Oberarm und ging näher zu ihm, damit meine eigene Stimme in diesem Lärm nicht untergehen würde, denn ich wollte mit ihm reden und mich nicht fremden Geräuschen unterwerfen.

"Changbin, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist...", meinte ich zu ihm und warf ihm einen skeptischen Blick zu, als er nun endlich seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. Er hatte mir eben noch erzählt, dass er dank Jisung diesen Club entdeckt hatte und wie cool es hier doch war. Sie hätten eine Bar mit gutem Alkohol, der mich auflockern sollte und eine Überraschung, die nur auf mich wartete. Aktuell konnte ich seine Euphorie dahinter zwar wirklich nicht verstehen, aber ich blieb zumindest hier. Das war immerhin ein Anfang.

"Bleib locker, Ryujinnie. Sobald die Show startet, wirst du sehen, was ich meinte", grinste mich der Ältere nur an und stupste mich leicht in die Seite, was ich mit einem Augenrollen kommentierte. Ich hasste es, wenn er mich wie ein Kind behandelte, weil er ganz genau wusste, was ich durchgemacht hatte und wie wenig Feiern gehen mir seither gefiel. Zudem spürte ich den Bass, der durch den Boden dröhnte und die anstehende Musik verriet. Etwas in meinem Körper begann zu pulsieren und ich begann nervös zu werden, umklammerte fest die Mütze in meiner anderen Hand. Wieso noch gleich hatte ich mich hierauf eingelassen?

"Such uns einen Platz nahe der Bühne, ich hole uns etwas zu trinken", rief mir Changbin zu und löste sich von mir. Währenddessen überwand ich mich endlich dazu, meinen Blick zu heben und mich umzusehen, da ich aufgrund der Menge an Personen das bisher unterlassen hatte. Im nächsten Moment war Changbin auch schon verschwunden und ich stand alleine da. Na prima, was für einen tollen, besten Freund ich doch hatte.

Leise seufzend drehte ich mich um und quetschte mich durch die Menschen durch, die an der Bar anstanden, um endlich einen Überblick über diesen Club zu bekommen. Recht schnell entdeckte ich einen Tanzfläche und mehrere Tische, wodurch ich mich sogleich an die Tische wandte und die Tanzfläche versuchte auszublenden, bis ich eine bunt beleuchtete Bühne entdeckte und langsam auf diese zuging. Es interessierte mich nicht, was sich auf der Bühne abspielte, geschweige denn hatte ich vor zuzuschauen, deshalb setzte ich mich einfach an einen freien Tisch und stützte leise seufzend meinen Kopf auf meinen Händen ab.

Was würde ich nur dafür geben, diesen Ort einfach wieder verlassen zu können? Doch das Schicksal schien es nicht gut mit mir zu meinen und verwährte mir einen Wunsch nach dem anderen, als ich urplötzlich laute Musik wahrnahm, die von der Bühne kam. Immer mehr wurde ich von diesem einen Lied aus meiner Welt, aus meinem heiligen Schutz gezogen, der mich vor der Grausamkeit dieses Planeten bewahrte und nur einen Augenblick später wusste ich auch schon wieso.

Dieses Lied war absolut kein typisches Lied, welches in einer Bar gespielt wurde.

Mein Kopf schnellte herum und ich starrte zur Bühne, wo ich erst jetzt die Frau registrierte, die dort stand. Sie war jung, mit einem freizügigen, hübschen Outfit bekleidet und ihre langen, braunen Haare waren in zwei hohe Zöpfe gebunden worden. Ihr Make-Up stach mir sogleich ins Auge, dennoch war es schlicht und dezent gehalten, sodass es absolut perfekt abgestimmt war und sie nicht überschminkt wirkte. Aber am Auffälligsten waren ihre schmalen, katzenförmigen Augen, mit denen sie die Umgebung wie eine Raubkatze musterte, die nur darauf wartete, ihre Beute zu finden und zu schnappen.

Es war die Frau von vorhin, auf der Straße. Und sie tanzte. Sie. Tanzte. Auf einer Bühne. Vor vielen anderen Menschen. Vor mir. Im Rhythmus. Mit passenden Bewegungen. Kraftvollen und extrem gut ausgeglichenen Schritten. Sie tanzte, als wäre diese Tätigkeit ihr Leben. Was es vermutlich auch war.

Mein Körper fing bereits nach wenigen Millisekunden an, sich zu verkrampfen. Meine Sicht begann zu verschwimmen, meine Atmung ging schneller, mein Herz fing an zu rasen. Ich spürte ihren brennenden Blick auf mir liegen, sie hatte mich offensichtlich bemerkt. Tanzte sie jetzt für mich? Waren diese musikbezogenen Bewegungen mir gewidmet?

Das wurde mir zu viel. Das wurde mir viel zu viel. Mit einem Mal sprang ich einfach auf und flüchtete Richtung Toiletten. Selbst Changbin blendete ich aus, der soeben zurück gekehrt war, mir ein Getränk hatte geben wollen und nun besorgt nach mir rief. Ich konnte einfach nicht mehr. Es war genug. Es war reine Folter.

Ich konnte dieser Frau nicht beim Tanzen zuschauen.

Stripper ★ RyejiWhere stories live. Discover now