"Ciara, bist du das?!"

Der Mann, der höchstwahrscheinlich gar kein Mann war, ließ sich auf den Stuhl gegenüber von mir plumpsen und hinter dem hochgestellten Kragen hörte ich eine vertraute Stimme zischen: "Ja! Wer denn sonst bitte?! Und sag meinen Namen nicht so laut! Ich kenne die Mädchen da hinten."

Entgeistert starrte ich sie an. "Ist das dein ernst?!" Sie sah aus wie ein verdammter Detektiv! Und zwar ein verdammt schlechter, denn mit dieser Kleidung fiel man wirklich überall auf. Fehlte nur noch die Lupe und eine Pfeife zum paffen.

Unruhig legte Ciara die Hände auf dem Tisch ab und fing an einen Rhythmus zu klopfen. "Was denn! Ich bin nur fünf Minuten zu spät. Sei nicht so pingelig. "

Fassungslos schüttelte ich den Kopf. "Ich mein doch nicht die Verspätung! Das ist mir nicht mal aufgefallen. Aber DAS", ich fuchtelte vor ihrer Sonnenbrille herum, "ist mir förmlich ins Auge gesprungen! Was soll die Kacke?!"

Sie schnaubte und ich würde meine Hand darauf verwetten, dass sie gerade hinter den getönten Scheiben die Augen verdrehte.

"Es muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich mich mit dir treffe und jetzt hör auf so wild herumzufuchteln, die Leute gucken schon!"

Was in aller Welt... "Schon mal dran gedacht, dass das auch an deinem so UNAUFFÄLLIGEM Outfit liegen könnte?!"

Am liebsten hätte ich ihr jetzt gegen die Stirn geschnippst, aber ich hatte Angst damit auch ihre letzten Hinrzellen zu zerstören.

Mit einem leisen stöhnen schlug ich die Hände vor dem Gesicht zusammen. "Könntest du bitte deine 'Tarnung' ablegen?"

Hoffnungsvoll spähte ich durch meine Finger. Aber das bestimmte Kopfschütteln ließ mich schnell wieder in die Deckung meiner Hände zurückweichen. Das durfte doch nicht wahr sein...

Erinnere dich daran wieso du dich mit ihr treffen wolltest, Tessa. Nur darum geht es.

Entnervt hob ich den Kopf. Wenn sie ihre Verkleidung nicht abnehmen wollte sollte sie es halt lassen.

"Na dann viel spaß beim Brühten. In dem Mantel wird es sicher ganz schön warm."

Ciara winkte lässig ab, aber ich konnte schon das leichte Glänzen ihrer Stirn sehen. Ihre Entscheidung.

In diesem Moment trat eine Bedienung an unseren Tisch und warf Ciara komische Blicke zu. Vielleicht fragte sie sich sogar, ob man ein Bombenattentat zu befürchten hatte. Wundern sollte es einen nicht. "Was kann ich euch bringen?"

"Einen Cappuccino und ein Stück Schoko-Bananenkuchen", antworteten Ciara und ich gleichzeitig und warfen uns darauf überraschte Blicke zu. Nicht jeder wusste, dass das Giondo den besten Schoko-Bananenkuchen machte, denn ich jemals probieren durfte. Ich bestellte mir immer ein Stück, wenn ich mal hierher kam.

Die Frau krizelte unsere Bestellungen auf ihren Block. "Kommt sofort!", und damit verschwand sie schon wieder, während ich mich noch fragte, seit wann Ciara so einen guten Geschmack besaß.

"Ähm...ja also... wie... wie geht es dir so?", stotterte ich schließlich, um endlich auf den eigentlichen Zweck dieses Treffens einzugehen.

Wie ich es bereits von ihr gewöhnt war, wenn dieses Thema angesprochen wurde, senkte sie schüchtern den Kopf und starrte auf ihre Hände. "Es...naja... ich will nicht sagen, dass es mir gut geht, aber es ist schon besser geworden. Danke der Nachfrage."

Selbst etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Irgendwie war es schon ziemlich befremdlich mit Ciara hier zu sitzen. Es war seltsam, mich nach ihrem Wohlbefinden zu erkunden, wo wir uns doch eigentlich kaum kannten.
Trotzdem fühlte ich mich dazu verpflichtet. Vielleicht weil ich wusste, dass gerade bei so vielbeschäftigten Eltern wie unseren, das Kind oft zu kurz kam. Weil ich wusste wie hart das Leben war, wenn es niemanden gab, der einem eine Hand zur Hilfe anbot.

Klar, ich wollte nicht in frage stellen, dass Ciara mit Dyan richtig viel Glück hatte. Dass Dyan nicht alles für seine kleine Schwester tuen würde. Aber in diesem Fall konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass es einem leicht viel über so ein Thema mit dem von einem starken Beschützerinstinkt geprägten Bruder zu reden.

Ich atmete tief durch und verschränkte meine Finger ineinander. "Ich... du hast mit deinem Bruder darüber geredet, nicht wahr? Das war ganz schön mutig von dir."

Meine Stimme wurde zum Ende des Satzes immer leiser und schließlich starrte ich auch verlegen auf meine Hände.

Ciara bewegte sich unruhig, bevor sie schließlich ebenfalls so leise, dass ich sie kaum verstand, antwortete: "Nein, das war nicht mutig. Ich kann mit ihm über alles reden. Vielleicht zeigt er es nicht oft, aber Dyan opfert ständig etwas, um mir und seinen Freunden zu helfen. Er nimmt sich zurück, wenn ein kühler Kopf nötig ist, er reisst den Mund auf, wenn er damit die Jungs aus einem Schlamassel hollt, und er würde sich selbst in Gefahr bringen, um uns in Sicherheit zu wissen."

Ich schluckte schwer, irgendwie betroffen von ihren Worten. Für mich war Dyan immer nur mit negativen Adjektiven verbunden gewesen, aber zu hören wie Ciara über ihren Bruder sprach, lies mich mit einem beschämten Gefühl zurück. Ich sollte doch gerade am besten wissen, dass jeder Mensch mehrere Seiten hatte und wie leicht es ist, andere Leute einfach das schlechteste über sich denken zu lassen.

"Ja vielleicht habe ich mich manchmal ganzschön in Dyan geirrt", murmelte ich vor mich hin und wurde mir erst darüber klar, dass ich das gerade laut gesagt habe, als Ciara mich erstaunt anstarrte.
Verlegen wich ich ihrem Blick aus und betete inständig, dass die Studentin wirklich gleich in Ohnmacht fiel, bevor Ciara noch etwas sagen konnte.

"Wow, von dir so etwas zu hören. Bist du krank oder träume ich?"

Gott, du hasst mich, nicht wahr?

Unsicher wie ich reagieren sollte, biss ich mir auf die Lippen. Das Ganze war mir so unangenehm. Klar ich dachte schon länger darüber nach, wie weit ich mich in Dyan getäuscht hatte, aber das ausgerechnet seine Schwester das mitbekommen musste...

Mit einem tiefen Atemzug sammelte ich meinen Mut und blickte darauf aufrichtig in diese tiefen, braunen Augen, die ich auch bei ihrem Bruder nur allzu gut kannte.

"Nein, ich meine das Ernst. Was Dyan betrifft lag ich falsch, aber ich versuche ihn ohne meine bisherigen Vorurteile zu sehen. Ihr beide seit anders, als ihr versucht euch zu geben, und es ist mir schon fast peinlich solange auf euer Theater reingefallen zu sein. Außerdem mach dich nicht schlechter als du bist. Du hast einen harten Kern, nur musstest du bis her noch nie beweisen wie hart auch dein Äußeres ist. Aber ich würde meine Hand darauf verwetten, dass du spätestens in einem halben Jahr jedem in den Arsch trittst, der dir dumm kommt."

Für einige Sekunden blieb es zwischen uns vollkommen still, während wir beide versuchten in den Augen des anderen die Wahrheit über ihn zu finden.

"Ich glaube du bist nicht die einzige, die von Vorurteilen geblendet war, und wir sind sicherlich auch nicht dir einzigen, die sich hinter einer Maske verstecken.
Du bist gar nicht so übel, Tessa. Ich freue mich darauf dich wirklich kennenzulernen."

Omg ich habe es auchmal wieder geschafft ein kapitel zu schreiben!

:D ich hoffe es gefällt euch und danke das ihr alle mein Buch lest

Ihr wisst gar nicht wie krass glücklich ich bin wenn ich sehe das schon wieder jemand gewotet hat oder kommentiert *-* Danke♡♥♥♥♥♥♥

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