Im Schatten der Sonne

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„Ich verstehe es nicht

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„Ich verstehe es nicht...", stammle ich die ersten Worte, sehe zu Boden, trete auf einen Kieselstein und sehe wieder zu ihr auf.
Ihre blauen Augen sind glasig. Mit ihrem Handrücken wischt sie sich über ihre Tränen. Ihre Wangen noch rosiger als sonst und ihr goldenes Haar weht zur Melodie des Windes.

„Es lief doch so gut zwischen uns", sage ich entschlossen.

Sie beißt sich auf die Unterlippe, fummelt an ihren perfekt lackierten roten Fingernägeln.

„Wir sollten einfach kein Paar sein."

„Und warum nicht?", frage ich sie fordernd. Schließlich steht mir mehr als diese Begründung zu, wenn man sie überhaupt so nennen kann. Sie meidet meinen Blick, sieht stattdessen zum großen Brunnen rüber, doch ihre Lippen bewegen sich nun.

„Weil ich mehr brauche."

„Ich weiß ich bin in letzter Zeit ziemlich beschäftigt, aber wir kriegen das hin." Ich nehme ihr Hand. „Wir haben so vieles doch wieder hingekriegt."
Sobald sie jedoch ihre Hand aus meiner zieht, fühle ich wie sich das unsichtbare Band zwischen uns auflöst.

„Ich will es nicht wieder hinkriegen", entgegnet sie. Inzwischen hat sie aufgehört zu weinen. Mir kommt es so vor, als hätte ich soeben die Ohrfeige meines Lebens kassiert. Dieser Tag hätte ganz anders laufen sollen.

„Hast du mich jemals geliebt, Zoe?", höre mich selbst reflexartig fragen. Sie schweigt, aber ihr Ausdruck im Gesicht hat sie bereits verraten und ich wünschte mir sie niemals gefragt zu haben.

„Du und ich verdienen besseres", antwortet sie stattdessen. Sie greift schnell nach ihrer Tasche und erhebt sich von der Parkbank. Ihr Blick legt sich für einen Augenblick über den Strauß roter Tulpen, die neben mir liegen.

„Es tut mir leid", flüstert sie. Als könnten diese vier Wörter mir mein Herz zurück in die Brust stecken, dass sie mir mit bloßen Händen so gnadenlos herausgerissen hat.

„Lebewohl", sagt sie und verschwindet im Schatten der Sonne.

Lebewohl.

In der Zeitkapsel in der wir sitzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt