Kapitel 10: Grauzonen

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Ich saß in einem der Sessel im Gemeinschaftsraum und starrte aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenverhangen und das Schulgelände war von Schnee bedeckt, so weiß, dass er meine Augen vom Hinsehen tränen ließ. Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war vorbei und ich würde morgen mit meinen Cousinen und Cousins zum Fuchsbau fahren. Das ganze Schloss war feierlich dekoriert, aber ich konnte einfach nicht in Weihnachtsstimmung geraten. Vielleicht, weil meine Cousine den Jungen, für den ich soetwas wie Gefühle hatte unter jedem Mistelzweig, den sie finden konnten küsste. Vielleicht, weil ich einen Freund hatte, der einer der besten Menschen war, die ich kannte, und ich ihn trotzdem ständig verletzte. Vielleicht hatte es damit etwas zu tun. "Dominique?", hörte ich jemanden fragen. "Was?" "Lysander steht vor dem Porträtloch und will wissen, ob du Zeit hast." Ich drehte mich um. Es war Clary, die mich angsprochen hatte. Ich seufzte und stand auf. Eigentlich wollte ich alleine sein. Clary sah mich an und seufzte ebenfalls. Sie setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. "Warum bist du mit ihm zusammen, wenn du nicht einmal Zeit mit ihm verbringen willst?" Ich guckte weiter aus dem Fenster. Ein paar Erstklässler machten eine Schneeballschlacht, ich konnte ihr entferntes Lachen fast schon hören. In Momenten wie diesem vermisste ich es elf zu sein. Mit elf konnte dich nichts wirklich länger als zehn Minuten bedrücken. Heute sah alles ganz anders aus. "Dominique?", kam es von Clary. Ich drehte mich zu ihr und sah, dass sie etwas besorgt guckte. "Das ist es nicht. Ich verbringe schon gerne Zeit mit ihm." Sie sah mich zweifelnd an, waas mich störte, weil das nicht einmal gelogen war. Ich verbrachte wirklich gerne Zeit mit Lysander. "Ich meine es ernst. Lysander ist ein wunderbarer Mensch, und ich vertraue ihm sehr!" Clary nickte uns lächelte traurig. "Aber du liebst ihn nicht." "Woher willst du das wissen?" Ich sprach immernoch mit dieser monotonen, abwesenden Stimme. ´"Ich bin nicht blind. Dominique, ich merke, dass du aus irgendeinem Grund traurig bist und das tut mir echt Leid für dich-" "Ich hasse Mitleid." "Ich weiß." Sie seufzte wieder. "Aber du solltest Lysander nichts vormachen. Das hat er nicht verdient." Ich schüttelte ihren Arm ab und sprang auf. "Für wen hälst du dich? Mein Gewissen?", fragte ich kalt. Ich drehte micht um und ging erhobenen Kopfes auf das Porträtloch zu. Es tat mir schon jetzt Leid, was ich gesagt hatte. Aber ich war wütend geworden, weil ich genau wusste, dass sie Recht hatte.

"Ich hab dich vermisst", murmelte Lysander als ich auf den Gang hinaus trat und küsste mich. Ganz zart und romantisch, wie er es immer tat. Zu zart und zu romantisch. "Du hast mich gestern Abend doch gesehen", meinte ichund löste mich von ihm. "Das ist viel zu lang!",meinte Lsander und lächelte wieder sein kleines, scheues Lächeln. Er nahm wie immer meine Hand, wir verließen das Schloss und gingen raus, auf die Ländereien. Draußen war Lysander lange nicht so unsicher, wie im Schloss, was mir nur Recht war. Am Waldrand blieben wir stehen. Eine kleine Stille breitete sich aus, das war etwas, das häufig mit Lysander passierte. Er schien sich dann immer ein wenig auszuklinken, aber ich fand diese Stillen einfach unangenehm. "Und, was hast du gestern noch so gemacht?", fragte ich in das Schweigen und verfluchte mich für diese furchtbar armseelige Frage. Lysander zuckte nur die Schultern. "Ich habe noch ein bisschen im Gemeinschftsraum gelesen, dann", er sah kurz auf den Boden. "bin ich hochgegangen." "Ich dachte, du wolltest noch mit Steven MacMillan Schach spielen?", fragte ich. Er sah weg. "Lysander, was ist los?", fragte ich, auch wenn ich es genau wusste. "Melody meinte, sie will mein Gesicht nicht ansehen müssen, dann bin ich eben gegangen." Ich stöhnte genervt auf. Natürlich war ich wahnsinnig wütend auf Melody, aber es machte mich krank, dass Lysander sich nicht wehrte. Wenn er einfach alles mit sich machen ließ, wie wollte er dann jemals etwas erreichen? Ich hatte ihm mehr als einmal angeboten das mal "mit Melody zu klären", aber er wollte nicht, dass ich sie für ihn verhexte. Er wollte niemandem Probleme machen.

"Ich kanns nicht glauben, dass du dich von ihnen so behandeln lässt. Verdammt noch mal, wenn es dich offenbar so mitnimmt, dann tu was dagegen!" Ich schrie schon fast. Ich wusste nicht wieso, aber ich war schon wieder wütend auf jeden. Wütend auf Lysander, weil er alles mit sich machen ließ, wütend auf Melody, weil sie ihn quälte, wütend auf mich, weil es leider nicht Lysanderr war, zu dem ich mich hingezogen fühlte undd wütend auf Scorpius, weil er an allem Schuld war. Vor allem auf Scorpius. Lysander hob abwehrend die Hände. "Ich wollte wirklich was sagen, aber dann ist auch noch Lin gekommen..." Das besänftigte mich etwas. Melody war eine gemeine, eingebildete Diva, aber Lin war noch mal ein ganz anderes Kaliber. Gegen sie hätte Lysander wirklich keine Chance. Ich lächelte ihn entschuldigend an und seine Augen fingen an, zu glänzen. Er zog mich vorsichtig näher zu sich heran. "Ich wollte dich sowieso noch was fragen", flüsterte er. Ich bekam ein mulmiges gefühl in der Magengegend. "Vielleicht willst du ja in den Ferien mal meine Familie kennen lernen." Er spielte mit einer Strähne meiner Haare, aber ich zuckte erschrocken zurück. Natürlich kannte ich die berühmte Luna Scamander schon, aber das hier war was ganz anderes. Er wollte mich als seine Freundin vorstellen, das bedeutete, das unsere Beziehung irgendwie ernst werden würde. Ich bekam fast Panik. Ohne nachzudenken, was genau ich tat, presste ich stürmisch meine Lippen auf seine, und begann ihn wild zu küssen. Aber dieses Mal achtete ich darauf, was ich fühlte, auch wenn ich ddie Antwort schon wusste. Natürlich war es ein Fehler gewesen, Lysander überhaupt jemals geküsst zu haben und natürlich war es dieses Mal nicht anders als all die anderen Male. Ich fühlte absolut nichts.

Call me crazy-Dominique Weasley (Harry Potter next Generation)Where stories live. Discover now