Holly

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For the widows in paradise - Sufjan Stevens (hört es, wenn ihr Lust habt)

Zoey:

"Hier, nimm das." Mit zitternden Fingern nahm ich seinen, für mich viel zu großen, Pullover an und zog mir die Klamotte über. Der noch warme Stoff schmiegte sich sofort an meinen fast nackten Körper und gab mir genug Wärme, um nicht mehr wie Espenlaub zu zittern.

Carter und ich befanden uns in einer Art Steinhöhle, die noch etwas weiter in die Tiefe ging, aber dann irgendwann aufhörte und eine hohe Felswand den Weg versperrte. Eine dunkelblaue Picknickdecke lag auf dem Boden, darauf eine angetrunkene Whiskyflasche und einen angefangene Zigarettenschachtel. Verwundert nahm ich das Bild in mir auf und rätselt wie so oft, was Carter bevor ich um Hilfe geschrien habe, gemacht hatte. Noch nach einiger Zeit, die wir schon mit einander verbracht hatten, manchmal freiwillig und manchmal auch genau das Gegenteil, sollte ich ihn doch einigermaßen kenne. Oder spielte er mir noch immer den Bad Boy vor, der er versuchte zu sein? Vielleicht merkte er es noch nicht, aber wir waren schon lange beim Punkt Freundschaft angekommen. So hoffe ich es zumindest.

Auf seine Äußerung, dass ich hier nicht sein sollte, hatte ich lediglich mit einem dummen Emm ... geantwortet und ihn unbeholfen angestarrt, bis er mich am Handgelenk gepackt hatte und mich hier hin gezogen hat, wo ich mich bis zu meiner Unterwäsche ausziehen sollte. Dabei war Carter so rücksichtsvoll und hatte sich umgedreht, um mir nicht das Gefühl zu geben, dass es mir peinlich war.

Ist ja nicht so, als ob er dich noch nicht nackt gesehen hat und ihr schon Sex miteinander hattet.

Gekonnte ging ich auf meinen inneren Monolog nicht weiter drauf ein und wandte mich, mit seinem Pullover bekleidet, zu Carter, der in seiner schwarzen Skinny Jeans und einem ebenfalls schwarzen T-Shirt wie immer mehr als nur gut aussah – durch den Regen war sein T-Shirt ebenfalls nass und klebte an seinem Körper, das nun seine definierten Bauchmuskelt zeigte. Carters Haare waren durch den Regen durchnässt und fielen ihm auf die Stirn, doch es stand ihm. Es ließ ihn jünger wirken.

"Du kannst dich wieder umdrehen." In meiner Stimme lag ein unangenehmes Kratzen, was wohl bedeutete, dass ich bald krank sein würde.

Das hat mir gerade noch so gefehlt.

Mit einer geschmeidigen Drehung, stand er vor mir, musterte meine halb nackten Beine, die von seinem Pullover zum Glück bedeckt wurden. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drückte er mich plötzlich auf die Decke, ignorierte dabei meinen fragenden Gesichtsausdruck und fing an, leicht über mein wundes Knie, das noch immer stark pochte, zu streichen. Zwar würde es nicht besser aussehen, durch Carters zarte Berührung, aber der Schmerz, der sich dort gesammelt hatte, wurde von Mal zu Mal linder.

Wieso hat er so eine Wirkung auf mich?

Wir schwiegen, guckten uns nicht mal in die Augen, lauschten nur dem Regen und dem Donner, welche beide draußen zusammen tobten, aber dennoch fühlte ich mich mehr als wohl. Es fühlte sich so an, als ob ich genau den richtigen Ort gefunden hatte, wo ich mich sicher fühlte und mich nicht verstellen musste.

"Wieso bist du hier?" Ich erschrak mich selber bei meinen Worten, die ich anscheinend laut ausgesprochen hatte. Kurz hielt Carter in seiner Bewegung inne, versteifte sich unmerklich und fing wieder an, kleine Muster auf mein Knie zu zeichnen.

"Ich bin gerne hier. Es erinnert mich an früher." Ich guckte neben mich. Die angebrochene Flasche stand noch immer offen neben mir.

Ob irgendetwas passiert ist?

"Was war früher, dass du dich hier versteckst?", traute ich mich die nächste Frage auszusprechen. Ich war mir nicht sicher, ob Carter mir dies überhaupt erzählen wollte, doch die Stille war gebrochen und das angenehme Schweigen war nun nicht mehr möglich.

𝐑𝐞𝐬𝐭 𝐢𝐧 𝐏𝐞𝐚𝐜𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt