Okay. Solangsam hatte dieses Mädel wirklich meinen Respekt verdient. Selbst wenn ich gegen Dan kämpfte kam ich mit einigen Blassuren daraus hervor. Aber sie schaffte es in kürzester Zeit ihn auszuschalten und das ganz ohne die kleinste Schramme.
Da musste man sich ja fast wundern, wie die beiden Vergewaltiger es geschafft hatten ihr so eine zu verpassen, dass ihr Kiefer blau angeschwollen war.

Während wir noch zu den beiden heraneilten zischte Tessa leise etwas zu Dan und wirbelte dann wutentbrannt herum, um auf ihren Mini zu zumaschieren.

Aber... waren das Tränen gewesen, die in ihren Augen geglänzt hatten?
Nachdenklich blickte ich ihr hinterher, bis sie mit quietschenden Reifen vom Prakplatz fuhr.
Wie hart war Tessa wirklich? Wie tief hatte sie ihren weichen Kern vergraben?

Ein Grunzen hinter mir lies mich herumfahren.
Dan lag alle Viere von sich gestreckt auf dem Boden. Mit zwei großen Schritten war ich bei ihm und hielt ihm eine Hand zur Hilfe hin.

"Und welche Rache denken wir uns für dein Auto aus?", fragte Marco während er den, nun ebenfalls Ei verschmierten, Wagen musterte.

Soblad Dan auf den Füßen stand, lief er etwas steif auf seinen Ashton Martin zu. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck wischte er den Haufen Klopapier von der Motorhaupe und ich wartete schon darauf Tessas Todesurteil zu hören.

"Nichts. Ich schätze das hatte ich verdient."

Überrascht zog ich wie die anderen die Augenbraue nach oben.
Dan lies seinen Blick über uns gleiten und seufzte leicht.

"Manchmal vergisst man bei Tessa das sie auch nichts weiter als ein Mesch ist.  Okay vielleicht ein Kickboxmaschine aber trotzdem auch nur eine menschliche Kickboxmaschine."

Er betrachtete seine Hände und wischte sie dann schnell an seiner Hose ab.

Kickboxen! Das erklärte so einiges...

Aber Moment mal! Hatte Dan, der Tessa hassende Typ, gerade gesagt, dass sie auch Gefühle hatte?

Beeindruckt klopfte ich ihm auf den Arm.

"Na dann, lass uns mal dein Auto waschen". Ich öffnete bereits seine Beifahrertür, als er mich aufhielt. "Warte! Willst du nicht mit dem R8 fahren? Lewis hat mir 'ne Nachricht geschickt. Wir treffen uns in einer halben Stunde am Quatier und besprechen den großen Deal, der ansteht."

Nachdenklich blieb ich stehen. Zum einen wollte ich Dan nicht alleine lassen. Selbst wenn er gerade so beherrscht wirkte konnte ich mir gut vorstellen, dass er noch einen Wutausbruch bekam. Allerdings konnten wir es uns nicht leisten zu der Besprechung zu spät zu kommen.

Zögerlich trat ich von dem Ashton Martin weg und schmiss die Tür wieder zu.

"Na gut, ich fahr dir hinterher."

Wir fixierten einander mit den Augen.

"Ich brauche keinen Babysitter."

Ich schmunzelte. Er hatte sich wirklich unter Kontrolle.  Noch zumindest. Und ich wollte kein Risiko eingehen.

"Du vielleicht nicht, aber bei deinen Mitmeschen bin ich mir nicht so sicher."

Mit einem energischen Kopfruck bedeutete ich ihm nicht weiter zu widersprechen und zeigte den anderen, sie sollen losfahren.
Ich selbst stieg auch in meinen Audi ein und wartete bis Dan vor mir fuhr.

Überall wo wir vorbeikamen blickte man uns nach, kein Wunder bei unseren laut aufheulenden Motoren. Aber genau das gefiel mir so sehr am Fahren. Das Gefühl von Freiheit gepaart mit dem Wissen, dass niemand ein Auto wie meins ignorieren kann.
Ein selbstsicheres Grinsen legte sich auf mein Gesicht und bei der nächsten Kurve driftete ich leicht. Auch Dan vor mir ließ keine Gelegenheit entgehen, um nochmal richtig Gas zu geben. Das war seine Form sich abzureagieren und ich begrüßte sie sehr im Vergleich zu noch einer Schlägerei. Selbst für mich wurden heute schon genug Schläge ausgeteilt.
Außerdem brauchten wir seinen kühlen Kopf, um den Deal zu planen.

Der Handel durfte auf keinen Fall schief gehen, nicht wenn wir mit den Großen der Großen keinen Ärger wollten.

Zwar war meine Gang nicht sonderlich bekannt, aber hier im Umfeld beherrschten wir den Drogenfluss und bisher hatte es auch noch keine new-comer-Gang geschafft uns auszustechen.

Ich war mit der jetztigen Situation ziemlich zu frieden.

Wir hatten unsere Kunden und unsere Quellen, hielten aber alles so locker, dass es keine großen Schwierigkeiten machte gegebenenfalls auszusteigen.

Mit dem anstehenden Deal sicherten wir unsere Position in der Gegend. Wenn alles gut lief hätten wir danach Connections die uns den nötigen Respekt verschafften, um von nahegelegenen Gangs in Ruhe gelassen zu werden.

Dan bremste scharf ab und erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir schon vor Klaus' Waschstraße standen.

Gerade kam ein brauner Mini aus der Ausfahrt hinausgeschlittert und mein Griff um den Lenker verkrampfte sich.

Mist! Hätte ich mir doch denken können, dass sie auch her kam. Immerhin gab es sonst in der Nähe keine andere Möglichkeit für eine Autowäsche.

Ich begann mir bereits um Dans geistlichen Zustand sorgen zu machen, als mich etwas anderes total aus der Bahn warf.

Für eine Sekunde, in der Tessa an mir vorbei raste, hatte ich ihr Gesicht gesehen und... sie war komplett verheult.

Ihre Augen groß und rund, gefüllt mit Tränen, die ihr wie Sturzbäche die Wangen hinunterliefen.

Ach du heilige Scheiße! Früher habe ich davon geträumt diese kleine Ms. Perfect am Boden zu sehen. Aber jetzt... ich war einfach nur zu tiefst geschockt.

Mir kamen wieder Dans Worte in den Sinn. Ja, Tessa war auch nur eine junges Mädchen wie meine Schwester.

Aber sie hatte niemanden der sie behütete und mehr als genug Feinde.

Leute ich habe euch echt unglaublich lieb*-*
Ich habe nie damit gerechnet so viel positives Featback für mein buch zu bekommen und könnte euch gerade alle 125625236311565× mal knuddeln
♥♥♥♥♥
Vielen vielen Dank für die ganzen Votes und eure Unterstützung!

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