Kapitel 21

8 0 0
                                    

Die Jahresbücher konnte ich trotz der 20 Minuten, welche ich damit verbrachte einen perfekten Zeitpunkt zu finden um sie hinter dem Rücken meiner Familie zurückzuerobern, nicht in meine Hände bekommen. Ich traf die weise Entscheidung zu meiner besten Freundin hoch zu gehen und weiter über die vergangenen und noch kommenden Tage zu sprechen.  Bevor ich hochgehen konnte spürte ich noch die schwache Hand meines Opas auf meiner Schulter und drehte mich reflexartig um.  "Bereite dich auf unsere Familientradition vor." Bevor er sich mit einem keuchen umdrehte zwinkerte er mir schwach zu. Daraufhin ging ich mit einem leichten Lächeln die Treppen hinauf und begann schon zu spüren wie die Müdigkeit leicht an meinen Gliedern zerrte, sodass ich diese nur mit Mühe bewegen konnte. Als ich die Zimmertür aufdrückte sah ich eine schon auf der Couch liegende Victoria, welche ihrem friedlichen Gesichtsausdruck zu urteilen bereits eingeschlafen war. 

Ich sah die Gänge der Schule vor mir. Dunkler und größer. Anders. Nach hinten konnte ich nicht blicken also versuchte ich mich einem Raum nach dem anderen zu nähren.  Als ich den ersten Raum betrat war das einzige was ich an der Seite lesen konnte die Nummer aber nicht das Fach, für welches es bestimmt war. 04. Plötzlich stand ich in einem Wald und konnte mich nur mit Mühe voran bewegen. Vor mir sah ich Olivia welche auf mich zu lief. Ich erschrak und blickte in ihre toten Augen, welche nach hinten verdreht waren und leere Ausdrückten. Ich versuchte nach hinten zu laufen, doch war erstarrt. Ich war wie versteinert und war gezwungen in ihr Gesicht zu schauen. Angewiedert brannten mir die Tränen in den Augen und ich versuchte meine Augen geschlossen zu halten. Doch bevor sie mir zu nah kam war sie weg und 

Keuchend öffnete ich meine Augen und spürte die echten Tränen in meinen Augen. Ich versuchte sie wegzublinzeln, doch sobald ich sie schloss blitzten die grausamen Bilder auf und stand mit schweißdurchtränkter Kleidung vor meinem Tisch und starrte auf die digitale Anzeige meiner Uhr. 3.25 Uhr leuchtete mir entgegen und ich seufzte auf. Ich versuchte auf Zehenspitzen nach unten zu meinem Schrank zu laufen um Victoria nicht zu wecken. Es lohnte sich nicht  sich nochmal ins Bett zu legen, da ich in weniger als zwei Stunden mit Opa 'Jagen' gehen würde. Wir würden nie auf echte Tiefe schießen. Ich zumindest nicht. Bei meinem Großvater wäre es was anderes, da er der Familientradition so treu wie möglich bleiben möchte, und man vor Generationen auf echtes Wild gezielt hatte. 

Ich freute mich jedes Jahr auf neue auf diesen Tag, da es einer der Tage ist an denen ich alle meine negativen Gedanken und Probleme ausblenden konnte. Ich konzentrierte mich nur aufs Jagen und Zielen.

Ich zog meine Kniehohen Stiefel und meine mit Daunen gefüllte Herbst-Jacke an und nahm mir meinen Bogen und die Silbernen Pfeile und trat ins Freie.                                                                                Die kalte Luft schlug mir ins Gesicht und ließ mich aufatmen. Auf Opa musste ich nicht warten, da ich schon befürchtete dass er bereits im Wald angefangen hatte zu üben.

Der Weg war matschig und das tote Laub klebte an meinen Schuhsohlen fest und ich versuchte die Orientierung zu behalten und die richtige Stelle im Wald zu finden. Vieles ist zugewachsen und schwer wieder zu erkennen. Der Wald bestand aus satten Grün Tönen aber auch aus feinen Beige Tönen. Der Sonnenaufgang tauchte alles noch zusätzlich in ein sattes rotes Licht und in diesem Moment wurde mir bewusst wie schon das Zusammenspiel der ganzen Farben der Natur sein können.

In der Ferne konnte ich eine Stimme wahrnehmen und ich könnte schwören, dass es die meines Großvaters ist. Ich versuchte dem Schall zu folgen und erreichte unseren Jagdplatz.

Er rief mir etwas zu was aufgeregt klang und zeigte mit einem großen Grinsen auf eine Zielscheibe, welche in der Mitte ein Loch hatte.

Ich zeigte einen Daumen nach oben und lächelte. Doch bevor ich ein Schritt machen konnte fiel ein Schuss und ich erschrak. Ich dachte Opa hätte nochmal auf eine Zielscheibe geschossen oder hätte einen Vogel in der nähe gesehen, doch als ich meine Augen öffnete war er es der nach hinten taumelte und sich mit einer Hand den Bauch hielt.

Erschrocken entfuhr mir ein Schrei und ich schaute mich nach einer Person um, doch konnte niemanden erkennen.

Mit einem Pfeil bewaffnet hielt ich vorsichtshalber Ausschau und rannte zu meinem Großvater. Er sank zu Boden. Aus seiner Schusswunde quoll dunkelrotes Blut. Dickflüssig wie Honig und glänzend wie Seide. "Drück stark drauf! Ich-...Ich hol hilfe." sagte ich mit zitternder Stimme und versuchte die Tränen zu unterdrücken. 

Ich sah wie er mir in die Augen sah und versuchte Worte zu formen, doch es kam nur Luft raus.

"Schschsch..Es ist Okay." beruhigte ich ihn.

Mit zitternden Händen holte ich das Handy aus meiner Jackentasche heraus und war dabei 911 einzutippen. Doch das Blut verschmierte auf dem Display und ließ die Sensoren und die Touch Funktion herumspinnen.

"Mist" fluchte ich. 

Plötzlich griff er nach meinem Handy und legte es weg. Ich schaute verwirrt und schüttelte den Kopf.

"Es ist zu spät. Es-" er keuchte.  "Es ist Okay. Ich hab mein Leben durchgelebt. Es würde nicht viel übrigbleiben. Doch...doch vertrau ihm nicht. Egal was sie sagen... D-"

Er hörte auf zu reden.

Er hörte mitten im Satz zu reden und seine Hand erschlaffte in meiner und seine Augen schlossen sich und ich wurde alleine im Wald gelassen.

Mit einem freilaufenden Mörder und den zwei Sätzen die die Frau mir im Krankenhaus gesagt hatte. War es auf Opa bezogen? 

Doch der Wald blieb still und meine Gedanken waren lauter als die Kugel, welche die Brust meines Großvaters durchbohrt hatte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 30, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

DIVINE DESTINYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt