Kapitel 11

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Saphira's P.o.V.:
Als ich die Augen am nächsten Morgen aufschlug und dem grellem Sonnenlicht entgegen blinzelte, fiel mir auf, dass wir bereits nach 12 Uhr hatten.

„Wow...", flüsterte ich mir selbst erstaunt zu. Ich war überrascht darüber, dass es bis jetzt noch kein einziger Laut von einem Geschrei zu hören gewesen war.

Irgendwie fühlte ich mich leicht verwirrt, in meinem Kopf herrschte ab einem Punkt eine gewisse Leere, als würde ein Bruchteil meiner Erinnerungen fehlen.

„Wird schon nichts sein, zu wenig Schlaf...", murmelte ich mir selbst kopfschüttelnd zu und ging in das Zimmer meines Kleinen.

Er lag immernoch friedlich schlummernd in seiner Wiege. Irgendetwas war anders, er schrie sonst immer mitten in der Nacht oder schon früh am Morgen.

Ich strich ihm lächelnd über die Wange und mein Blick glitt zu seinen kleinen Händen, die fest etwas an das Gesicht pressten und sich an das Etwas klammerten.

Ich runzelte die Stirn und enthob ihm den Gegenstand, sofort regte er sich und das kleine Baby wimmerte unruhig vor sich hin.

Mein Atem stockte.

Er war hier gewesen.

Der Ring den immer seinen Mittelfinger an der linken Hand zierte. Der goldene Ring mit dem grauschwarzen rautenförmigen Stein der in der Mitte prangte, hatte Tom schon seit gefühlt immer.

Allerdings fiel mir ein entscheidender Punkt auf, der Stein des Rings war immer durchsichtig in einem bronzé Ton gehalten, doch nun schwirrten in dem Stein die verschiedensten dunkelen Tönen die alle sehr ins schwarze gingen.

Ich spürte das Blut in meinen Adern rauschen als ich dem mittlerweile schreiendem Damon den Ring wieder in die Finger legte, worauf er sofort verstummte.

Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen.
Er wusste wer sein Vater war, wenn auch nur unterbewusst.

Doch das Pochen in meinem Kopf wurde lauter als ich mir der Situation bewusst wurde.

Ich verließ etwas panisch das Zimmer und klopfte an Averys verschlossene Zimmertür.

„Avery? Bist du da drin?", rief ich und mein Hämmern wurde lauter.
Ich betete innerlich, dass mir jetzt ein grinsender Avery, mit seinen nassen braunen Haaren die Tür aufmachen würde und mich nur auslachen würde.

Doch es kam nichts.

1 Minute verging, 5 Minuten vergingen, 10 Minuten vergingen.

Ich versuchte die Tür mit allen möglichen Zaubern aufzukriegen, doch es ging nichts.
Verzweifelt lehnte ich mich an die Tür.

„Verdammte Scheiße...", fluchte ich murmelnd und schloss die Augen.

Ich hoffte, dass er nur kurzfristig keine Lust mehr hatte hier zu leben, dass er mir nur einen Streich spielen wollte oder zu seinen Eltern hin war.

Doch innerlich wusste ich was wahrscheinlich passiert war.

Es kann keinen anderen Grund gegeben haben, wieso Tom genau in dem Moment hier war, als Avery aufeinmal verschwand.

Und jetzt? Jetzt mache ich was? Was wenn er schon tot ist?

Plötzlich fiel mir etwas ein.

Tom hatte irgendwann in der Schulzeit etwas davon gesagt, dass er mal gerne bei Borgin and Burkes arbeiten würde...

Ich nahm meinen Sohn auf den Arm ohne ihn zu wecken und apparierte mit ihm zu dem Haus von Luisa und William.

Ich klopfte an der Tür und drückte meiner Freundin Damon ohne groß was zu sagen in die Arme.

„Könntet ihr bitte für ein paar Tage auf ihn aufpassen?", fragte ich ohne auf eine Antwort abzuwarten.

Sie würde sowieso zustimmen, sie freute sich jedes Mal wieder seine kleine Hand halten zu dürfen oder sein süßes Glucksen zu hören, ganz zu schweigen von seinen Sprechversuchen.

Ich apparierte dann in die Winkelgasse und bahnte mir einen Weg durch die vielen Zauberer die mir im Weg standen.

Nach wenigen Minuten kam ich auch schon an dem Geschäft an, sofort stieg eine Welle von unwohliger Gefühle in mir auf und ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Tür aufstieß.

Die kleine silberne Glocke, die an der Tür hing läutete augenblicklich und deutete auf neue Kundschaft hin.

Die stickige, heiße Luft füllte augenblicklich meine Lungen und die düstere und geheimnisvolle Stimmung machte mir leicht Angst.

Ich ging langsam zu der Kassentheke, die im Moment leer war und stellte mich dorthin.

„Einen kleinen Moment bitte!", hörte man eine kratzige Stimme aus dem Lagerraum rufen und kurz darauf kam ein etwas älterer Herr mir schelmisch lächelnd entgegen.

„Guten Tag, schöne Frau. Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte mich der Mann, der meiner Größe um wenige Zentimeter unterlag, was aber warscheinlich größtenteils an seiner gekrümmten Haltung lag.

„Riddle. Ich suche Tom Riddle.", sagte ich mit ruhiger und kalter Stimme.

„Oh Sie suchen also den jungen Mann?", fragte dieser und hob seine Augenbrauen erstaunt.

Ich nickte nur und presste meine Lippen zusammen.

„Sind Sie gar seine Geliebte?", fragte er nun aufdringlich und seine matten Augen blickten mich interessiert an.

„Das geht sie nichts an. Wo ist er?", fragte ich kühl.

„Hier.", erwiderte eine gewisse Stimme nur genauso kalt, sodass mir ein Schauer über den Rücken lief.

Der alte Mann verließ nur wieder den Raum und kehrte in die angrenzende Lagerhalle zurück um wieder zwischen den etlichen Regalen zu verschwinden.

Ich drehte mich nur stumm um und wiedermal stockte mir der Atem.

Er sieht gut aus... Zu gut.

Der schwarze Anzug, den er trug, schmiegte sich wie angegossen an seinen perfekt gebauten Körper und die ebenso schwarze Krawatte rundete das ganze ein wenig ab.

Mein Blick glitt auf sein Gesicht, das erwachsener aussah. Seine dunklen, blauen Augen sahen mich mit einem distanzierten Blick an und seine schwarzen Locken waren nicht wie früher streng in einen Scheitel gekämmt, sondern hingen im wild vom Kopf.
Aber nicht auf eine Weise, dass es ungepflegt aussah. Es wirkte lockerer, attraktiver.

„Was willst du denn nun, dass du mich gesucht hast?", fragte mich der 20 Jährige und blickte auf mich herab. Er war mit seinen 1,90 verdammt groß geraten.

„Ich-", setzte ich an, doch aufeinmal strömten Erinnerungen, Erinnerungen von gestern Nacht durch meinen Kopf.

Die vorhin sonst noch so leer wirkende Stelle ertrank und den ganzen Erinnerungen.

Die weichen Lippen, der Körper der mich zärtlich umklammerte, die leisen, lieblichen Worte die meine Ohren erreichten...

„Du-", setzte ich erneut an doch wurde von einer grellen Stimme unterbrochen.

„Tommyleinchen!", schrie diese und eine Frau schmiegte sich augenblicklich an ihn...

Doch Hass? Tom Riddle FFWhere stories live. Discover now