Wieder erinnerte ich mich an Dyans Wärme an meinem Rücken, seinen Duft der mich umgab. Und was würde ich nicht alles dafür geben, genau das jetzt zu haben.

Gerade rechtzeitig merkte ich, dass ich gleich am Ende des Tunnels voller Wasser, Seife und Putzwalzen war.

Hastig wischte ich mir über die Wangen, doch da weiter immer mehr und mehr Tränen sich ihren Weg nach untenbahnten, brachten meine jämmerlichen Versuche nicht wirklich viel.

Den ganzen Weg zu unserer Villa bebte meine Brust vor unterdrücktem Schluchzen und ich versuchte much zwanghaft zu beruhigen. Aber das kleine verlassene Mädchen hatte die Kontrolle über mich übernommen und mir gelang es nicht sie wieder zu verdrängen.

Um das Risiko zu entgehen so aufgelöst von Kathrin gesehen zu werden, ging ich erst gar nicht rein sondern schnappte mir die Erstatzschlüssel für alle Wägen und fuhr sie nacheinander auf den Kiesplatz.

Wie von selbst machte ich alles, ein Roboter, der seine Arbeit erledigte.

Langsam aber sicher versiegten meine Tränen, aber nicht, weil ich nicht mehr weinen wollte, sondern weil es einfach keine mehr gab, die ich weinen könnte.
Ich war leer. Ausgeheult und zerbrochen.

Die nächste Stunde, in der ich putzte, saugte und schrubbte, war mir alles egal.

Meine Gedanken waren eingefroren, mein ICH war eingefroren, und die hohle Hülle die von mir noch übrig war, erledigte gewissenhaft ihre Aufgaben.

Ich dachte an nichts und betrauerte nichts, doch die eisige Kälte dich mich erfüllte, bereitete mir die gleiche Hölle wie meine Gedanken.

Pünktlich um zur Arbeit zu fahren parkte ich die geputzten Autos wieder in der Garage und sprang in meinen Audi. Dabei sah ich kurz mein Spiegelbild in der Fensterscheibe und wäre erschrocken weggesprungen, wäre nicht alles in mir erstarrt.

Meine Augen waren kaum noch gerötet und auch nicht die Prellung ließ mich nicht so krank aussehen. Aber meine stumpfen, glanzlosen Augen in dem balssen ernsten Gesicht mit den schmalen Lippen, wirkten grausam, ernst und alt. So alt und voller Leid...

Ich ertrug es nicht und vermied weiter jede reflektierende Fläche.

Niemanden grüßte ich, als ich schließlich in meiner Kellneroutfit und einem flaschen spröden Lächeln nach draußen ging und einen Tisch nach dem anderen abklapperte. Keiner schien mir weiter Beachtung zu schenken, keiner schien die Verbitterung hinter dem Lächeln zu sehen.

Erst Carlos musterte mich verwundert, während er mir die Getränke einschenkte.

Doch ich ging nicht auf die Frage in seinem Blick ein. Generell machte ich nicht mehr, als genau das was von mir verlangt wurde.

"Tessa, was ist mit dir los?", brummte seine tiefe sonst so haltgebende Stimme aber sie perlte nur wie ein Wassertropfen an der Kälte in mir ab.

"Nichts. Ich bin heute nur nicht allzu motiviert", meinte ich und lächelte leicht spöttisch.

Ich riss ihm die Gläser praktisch aus der Hand und brachte sie zu den Gästen. Leider kam in diesem Moment auch Amanda und ich konnte genau sehen wie Carlos sie zu sich her winkte. Nicht das sein sorgenvoller Blick nicht auch so schon Bände sprach.

Aber durch die Eismauer um mich drang keine Verärgerung oder sonst irgendeine Gefühlsregung. Vollkommen unberührt lief ich zu Tony und gab ihn die Bestellungen durch.
Selbst er runzelte seine Stirn und musterte mein Gesicht sicher zehnmal von oben bis unten. Er bekam nur einen nichtssagenden Blick, bevor ich mich wieder verziehen wollte.
Leider stürmte da aber auch schon eine besorgte Amanda auf mich zu und stumpte mich zurück in die Küche.

"Rück sofort mit der Sprache raus! Was ist los?", ihre Stimme war bestimmerisch, trotzdem zog ich nur eine Augenbraue hoch, antwortete aber mit dem fröhlichsten und lebendigsten Tonfall, den ich zu stande brachte: "Nichts, Schule war nur stressig. Aber jetzt zu einem viel wichtigeren Thema: Du und Henry, seit ihr endlich zusammen?"

Mein Grinsen erreichte noch lange nicht die Augen, doch mein Ablenkungsmanöver ging auf.
Amandas Wangen überzogen sich mit einem roten Schimmer und verlegen blickte sie weg.

"Ähm... naja...ja? Oder doch eher nicht... Ach ich habe keine Ahnung!", regte sie sich auf und warf hilflos die Arme in die Luft.

"Wir haben uns geküsst, er hat gesagt er würde das gerne wiederholen und dann... dann ist er einfach weg und hat mich total verwirrt zurück gelassen!", jetzt klang ihre Stimme sogar schon vorwurfsvoll und selbst in meiner Festung konnte ich ihr nur zustimmen. Jungs waren einfach nur Idioten. Nur hatte ich eigentlich gedacht, Henry wäre da anders.

"Tja, dann wirst du das jetzt sofort klären, wenn er auftaucht!" sagte ich energisch ohne mich dabei sonderlich wild oder entschlossen zu fühlen. Es war einfach eine Auffordernug, nicht viel mehr als Worte, aber wenigstens schienen sie Amanda zu helfen, denn sie stürmte nickend an mir vorbei.

Noch einige Sekunden blieb ich einfach stehen und atmete ein und aus. Die beiden waren Freunde von mir, ich sollte mich freuen und mich für sie einsetzen. Es war doch auch sonst nicht meine Art sich im Selbstmitleid zu baden. Meine Seele schrie vielleicht verzweifelt nach Hilfe, doch ich war stark genug um darüber hinweg zu kommen.

Dan und ich WAREN Amanda und Henry SIND und drauf sollte ich mich konzentrieren.

Außerdem war es viel leichter wütend zu sein, als diese tiefe Traurigkeit zu erdulden.

Ich versuchte den desinteressierten Schleier von meinen Augen zu verscheuchen. Das war mein Leben und ich sollte es Leben. Die Kälte lähmt zwar den Schmerz aber mir war die Hitze von Wut und Begeisterung viel lieber.

》Wache auf und stelle dich deinen Problemen《 hatte früher Mal meine Mum zu mir gesagt, nachdem ich das erste mal richtig Streit mit Dan hatte. Dan... ja Dan und ich hatten eine schöne Zeit aber ich war nun soweit um aufzuwachen und mich meinen Problemen zu stellen, anstatt mich in Erinnerungen zu begraben.

Und kurz darauf erschienen meine Probleme auch schon in Form einer großen Teenagergruppe, angeführt von niemanden anderem, als meinem größten Problem. Dyan.

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