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Es sind mittlerweile zwei Wochen vergangen, in denen ich viel geschwitzt und meine Grenzen ausgereizt habe.
Ich habe mich voll und ganz auf das Training konzentriert, für nichts anderes war momentan Platz.
Leider hat sich Clara von mir abgewandt, wir grüßen uns morgens, aber wir unternehmen nichts mehr. Anscheinend ist ihr auch der Ernst der Lage bewusst geworden. Denn mit jedem Training wird uns immer mehr bewusst, dass es nur die besten von uns schaffen.
Ich bin stärker und bewusster geworden.
Was mich ziemlich verwirrt, ist, dass Four und Max uns den letzten Monat trainiert haben. Eric ist.... weg.
Aber wir können schlecht nachfragen, was es damit auf sich hat. Also machen wir es nicht.
Ich bin ziemlich froh darüber, dass ich ihn nicht sehen musste.

Somit habe ich keinen weiteren Gedanken an ihn verschwendet. Und das Training hat sich ausgezahlt.
Man sieht schon deutlich, wie viel stärker ich geworden bin.
Beim Gewichte heben, kann ich viel mehr Platten auf die Stange machen, joggen kann ich auch gefühlt Stundenlang.

Immer, wenn ich in den Raum lief, wenn kein Training statt gefunden hat, war die Tafel ausgeschaltet.
Nur Einmal konnte ich sehen, dass ich auf dem zehnten  Platz stand. Ich finde das gut, aber es ist mir nicht genug.
Drax wurde aus der Fraktion geschmissen.
Das teilte uns Max eines Abends beim Essen in der Kantine mit.
Innerlich ging mir mein Herz auf.
Ich hätte zwar nicht erwartet, dass er wieder erscheint, aber dies ist nur nochmal eine Bestätigung gewesen.

Momentan trainieren wir an den Boxsäcken.
Jeder soll nochmal alles durchgehen, bevor wir mit den K.O Kämpfen beginnen.
Einmal habe ich gegen einen Jungen gekämpft, der zwar stark aussieht, aber in Wirklichkeit nicht viel drauf hat.
Dementsprechend dauerte der Kampf nicht lange an.
Ich war ein bisschen erstaunt, als mir Max mitteilte, dass der Kampf noch nicht vorüber war, als er am Boden lag und gejammert hat.
Denn uns wurde nicht mitgeteilt, dass wir den Gegner ohnmächtig schlagen sollen.
Erst als er mir sagte, dass der Kampf noch nicht zu Ende sei, wenn der andere nur am Boden liegt, wusste ich, dass ich ihn ausknocken muss.
Also schlug ich ihm ins Gesicht und es war vorbei.
Der Junge wurde hinaus getragen und als er wach war, hat er mich böse angeschaut.
Aber ich habe es mir nicht zu Herzen genommen.
Wenn man hier in solch eine Fraktion leben möchte, muss man alles tun, was der Anführer von einem verlangt.
Auch wenn es heißt, einem Bekannten weh zu tun. Generell ist die Stimmung dicker geworden. Es wird nur das nötigste gesprochen und jeder scheint ein bisschen mehr in sich gekehrt.

Heute sind wir in einem anderem Raum.
Dieser ist nur für Ringkämpfe ausgelegt und man kann sich in einem großen Spiegel sehen, der die ganze linke Wand einnimmt.

Seit geschlagenen zwanzig Minuten kämpfen nun zwei Initianten miteinander und es will kein Ende nehmen.
Ich Wippe mit meinen Beinen.
Ich sitze auf einer Bank, am anderen Ende des Raumes.
Wieso konnte ich nicht schon die erste sein, die in den Ring steigt ?

Nach weiteren zehn Minuten merke ich, wie Four es nicht mehr lange aushält. Er steht an dem Rand des Ringes und Immer wieder trommelt er mit seinen Fingern auf seinen Unterarm, starrt abwartend auf die Kämpfenden.

Dann, endlich. Nach kurzer Zeit wird die Initiantin ausgeknockt.
Ich stoße die Luft aus.
Und dann, als die nächsten aufgerufen werden, bin ich dran.
Ich kämpfe gegen ..... Clara.
Ich muss schlucken.
Klar das ich sie als eine Art Verbündete sehe, ist nicht der Fall. Aber sie KO zu schlagen, ist etwas anderes.
Auch sie sieht mich mit großen Augen an.
Dann aber ändert sich etwas in ihrem Blick und sie stolziert an mir vorbei.
Ich bin verblüfft. Was ist denn mit ihr los ?
Aber das hält uns nicht vom kämpfen ab.
Ich steige nach ihr in den Ring und merke deutlich die Blicke der anderen Initianten auf mir. Clara steht laut der Platzierung, die ich letztes Mal sehen konnte auf dem elften Platz. Warum also soll ich gegen sie kämpfen ?
Verliert man nicht dadurch Punkte ?

Als wir uns schließlich gegenüber stehen, nicke ich ihr kurz zu, was sie aber mit einem Augenrollen quittiert.

Ich ziehe die Augenbraue hoch. Was ist ihr Problem ?
Was soll's. Als sie angreift, kann ich ganz gemütlich ausweichen und ihr in den Rücken treten. Sie stolpert nach vorne und dreht sich mit einem wütenden Blick um.
Ich sehe sie nur gleichgültig an.
Egal was sie nervt, es ist mir egal.
Wenn sie irgendwelche Lügengeschichten gehört hat, ist es mir egal.
Wenn sie mich als Feind sieht, ist es mir egal.
Der nächste Schlag kommt härter, aber auch diesen kann ich leicht abfangen.
Ich drehe ihren Arm zur Seite und gebe ihr einen Kinnhaken.
Bekommen fällt sie zu Boden.
Ich werde einen kurzen Blick auf die Uhr und sehe, dass wir gerade erst seit zwei Minuten kämpfen.
Wenn es so weiter geht, dann ist der Kampf gleich vorbei.
Aber Clara hat andere Pläne, sie geht in eine geduckte Stellung rennt auf mich zu und möchte mich zu Fall bringen.
Innerlich lache ich auf.
Genau solche Sachen habe ich erst letzte Woche trainiert.
Ich reagiere so schnell, dass sie nicht mal blinzeln kann.
Ich packe ihr Becken, drehe uns zu Seite und werfe sie neben mir auf den Boden.
Schnell setze ich mich auf sie und klammere ihre Arme unter meinen Beinen fest.

Sie versucht sich zu winden und tritt mit ihren Beinen nach mir.
Aber ich habe sie im Griff.
Einmal trifft sie mein Steißbein und es macht mich so wütend, dass ich mich nach unten lehne und somit ihr die Blutzufuhr abkappe.
Sie zieht vor schmerzen ihre Augen zusammen.
Ein bisschen tut sie mir schon leid.
Dann fasse ich den Entschluss.
Ich werde ihr nicht noch mehr unnötig weh tun.
Also Spanne ich meine Handfläche an und haue sie auf die Stelle ihres Halses, welche sie sofort ausknockt.
Zufrieden gehe ich von ihr runter.
Sie muss nicht erst brutal zusammen geschlagen werden, um KO zu gehen.
Als ich mich zu Four umdrehe, sieht er mich nur nickend an.
„ Mach den Ring frei."

Ich nicke und drehe mich zu Clara um, packe sie unter den Armen und Beinen und Hieve sie neben eine der Bänke.
Leicht tätschele ich ihre Wange.
Sie wird wach und sieht sich erschrocken um.
Ich gebe ihr erst gar keine Zeit irgend ein Wort zu sagen.
„ Egal was du für ein Scheiss Problem hast. Mich interessiert es nicht. Das einzige was ich möchte ist einen Platz in dieser Fraktion zu haben. Also falls wir nochmal miteinander kämpfen sollten, dann streng dich an."

Ich drehe mich um und laufe aus der Tür hinaus um mir kurz etwas zu trinken zu holen.
Als ich wieder komme sind zwei Kämpfe schon rum.
Clara und der große Rest sind schon gegangen.
KO Kämpfe werden immer am Ende des Tages ausgetragen, somit können die jenigen, die schon gekämpft haben, gehen.
Aber ich schaue gerne andere beim kämpfen zu.
Somit bleibe ich noch bis zum vorletzten Kampf, ehe ich gehe.
Die letzten beiden sind die Rangniedrigsten von den Initianten.
Im Schlafsaal angekommen, stelle ich fest, dass dieser leer ist.
Es ist Essenszeit. Wahrscheinlich sind alle erst dort, anstatt sich frisch zu machen.
Ich dusche mich schnell, ziehe mich um und als ich gerade die Tür aufmache, um zum Essen zu gelangen, laufe ich praktisch in Mat hinein.

„ Wow Wow, wow. Nicht so hastig."
Er lächelt mich übertrieben an.
Ich schlängele mich an ihm vorbei, aber als ich gerade mal einen Meter weit gekommen bin, werde ich am Arm zurück gerissen.
Ich werde wütend. Er soll seine Finger bei sich behalten.
„ Lass mich los.", zische ich.
Mat scheint es nicht gehört zu haben.
Oder er hat es überhört, denn er zieht mich zu sich und strahlt mich an.
„ Ich habe heute gewonnen. Mal wieder.",
Er prahlt.
„ Schön für dich." gebe ich nur kurz angebunden zurück.  Ich weiß echt nicht was er sich von dem Gespräch hier erhofft.
„ Und jetzt lass mich los."
Ich versuche meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch er umklammert diesen wie Stahl.
Meine Augen werden groß.
Was hat er  an meinen Worten nicht verstanden ?

Innerhalb einer Sekunde hebe ich mein Bein an, trete ihn zwischen seine und haue ihm eine ins Gesicht.
Mit so etwas hat er nicht gerechnet, aber er versucht sich aufzurappeln und mich wieder am Arm zu packen, da bringe ich ihn zu Fall und haue ihm eins mitten auf die Nase.
„ Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen!",
ich betone jedes einzelne Wort, während ich seine Haare hochziehe und seinen Kopf dann leicht zurück Stumpe.
Seine Nase blutet, aber selbst jetzt hat er noch ein perverses Grinsen im Gesicht.
Ihm ist doch nicht mehr zu helfen.
Ich hoffe, wenigstens jetzt hat er aus seinen Fehlern gelernt. Ich schüttele mich kurz. Was hat dieser Junge vor ?

Als ich weg laufe, habe ich schon leicht das Gefühl, dass er aufsteht und mir hinterher läuft, doch als ich mich umdrehe, sehe ich ihn nur an die Decke starren und lachen.

Was ich nicht sehe ist eine Person, die sich in einer Seitentür versteckt gehalten hat und die ganze Szenerie verfolgt.

1533 Wörter

LonerWhere stories live. Discover now