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Genervt drehe ich mich um.
Das Bett ist härter, als gedacht.
Aber dennoch. Ich kann nicht mehr einschlafen.
Seit fünf Uhr bin ich wach.
Nun haben wir zwanzig nach und ich liege mit offenen Augen da.
Das wird mein Körper bereuen, dass schwöre ich.
Ich strampele meine Decke weg.
Da ich eh nicht schlafen kann, werde ich schon mal frühstücken gehen. Ich mache mich schnell fertig.
Zehn Minuten später stehe ich im wenig besuchten Essensaal und suche mir mein Frühstück zusammen.
Es ist nicht viel.

Ein Omelett, drei Toast und Kaffee.
Den habe ich auch bitter nötig.
Das Essen ist gut.
Zwar nicht ganz so gewürzt, aber dennoch.
Damit lässt es sich leben.
Nachdem ich alles aufgegessen habe, die Teller weggebracht und mir neuen Kaffee geholt habe, ist es schon sechs Uhr.
In einer Stunde beginnt das Training.
Allein bei dem Gedanke daran zieht sich mein Magen zusammen.

Ich will nicht wissen, was wir heute alles schon machen müssen.
Ich habe vieles über die Fraktion gehört, meistens, dass schon sehr viele nach der ersten Phase rausfliegen.
Nach zwei Kaffee und mehreren Toilettengängen stehe ich in dem Schlafsaal, wo keiner ist.
Jeden habe ich beim Frühstück gesehen.
Es ist zwanzig vor sieben.
Vielleicht sollte ich schon mal losgehen ?

* * *

In der Trainingshalle herrscht schon reges Treiben.
Ich widerstehe der Versuchung einen Blick auf die Tafel zu werden. Warum sollte sich auch etwas über Nacht geändert haben ?
Als ob die uns im Schlaf beobachten.
Naja, wer weiß.
Immer mehr Initianten kommen in die Halle gelaufen und wir stellen uns neben die Tafel.

Ich kann Four und Eric nirgends sehen.
Erst als ein Räuspern erklingt, weiß ich sofort das es Eric ist.
Er steht neben einem der Boxsäcke und bedeutet uns näher zu treten.
„ Heute lernt ihr die Grundtechniken des Boxens. Das ist der erste Schritt ein Ferox zu werden. Stellt euch vor jeweils einen Boxsack."

Wir tun, wie geheißen.
Ich stehe ungefähr am Rand.
Eric zeigt uns wie wir unsere Arme anwinkeln sollen und dann zuschlagen.
Es ist ungewohnt. Wir bekommen keine Bandagen, geschweige den Handschuhe.
Meine Knöchel werden von mal zu mal roter und dunkler.
Aber ich ignoriere es.
Meine letzte Sorge ist es, dass ich blute.
Viel mehr möchte ich so gut es geht mitmachen und besser sein, als er.
Eric läuft die Reihe entlang.
Bei jedem Initiant muss er stehen bleiben und diese korrigieren.
Seine schlechte Laune kann ich bis zu meinem Platz hin, spüren.
Als er bei mir ankommt, versuche ich mir meine Nervösität nicht anmerken zu lassen.

Mit meiner ganzen Konzentration, die ich in dem Augenblick aufbringen kann, schlage ich fest auf den Boxsack ein.

Doch, wie erwartet. Eric hat etwas an mir auszusetzen.
„ Du musst deine Schläge mehr kontrollieren. Fokussier einen Punkt und schlage da drauf. Du kannst nicht einfach irgendwie drauf los hauen.
Du hast Kraft.
Aber verschwende die nicht, du musst dich mehr kontrollieren, auf deine Atmung achten.
Beim Schlagen atmest du aus und verhinderst so, dass falls dich der Gegner währenddessen zu Boden wirft, dass die lebenswichtigen Organe keine Schäden davon tragen. Eine leere Lunge ist besser, als eine gefüllte. Das gilt in allen Fällen. Immer versuchen auszuatmen."
Staunend höre ich seinem Ratschlag zu.

Ich nicke und versuche das anzuwenden, was er von mir verlangt.
Doch gleich danach schreitet er ein.
„ Halte hier mehr Spannung."
Und berührt meine Hüfte, um sie gerade zu rücken. Ich schlucke schwer.
Es dauert Sekunden, bis ich bemerke, dass er schon weiter gelaufen ist.
Ich muss mich beruhigen. Ich darf jetzt nicht verrückt werden. Dennoch, Mein Ohren fühlen sich so an, als ob sie glühen würden.
Meine Schläge fühlen sich fester an, seine Tipps sind wirklich hilfreich.

Nach ein paar weiteren Trainingseinheiten werden wir zum Mittagessen geschickt.
Das habe ich auch dringend nötig.
Ich fühle mich jetzt schon schlapp.
Die ganzen Schläge haben meine Hände ziemlich mitgenommen. An wenigen Stellen ist die Haut aufgeplatzt und stark gerötet.
Ich habe zwei Bandagen  von Four bekommen.
Nachdem ich etwas zu mir genommen habe, in dem Fall Hühnchen und Salat mit Kaffee geht es mir besser.
Reden tut keiner mit mir.
Ich möchte aber auch meine Ruhe.
Ich knibble leicht an meiner Bandage rum.
Im Trainingsraum angekommen, üben wir die selben Schritte nochmal.
Schlag und Tritttechniken.
Solange bis ich Mat in meiner Nähe sehe.
Er scheint gar nicht üben zu wollen, doch starrt er die ganze Zeit zu mir.
Genervt verdrehe ich die Augen und trete den Boxsack von der Seite.
Ich trete so fest, dass dieser stark zu schwanken beginnt.
Ich bin überrascht. Die Boxsäcke sind sehr schwer.

Angespornt von meinem Erfolg, auch wenn dieser sehr klein ist trete ich öfters härter und schlage auf den Boxsack ein.
„ Okay, alle mal herkommen." , Fours Stimme hallt durch den Raum und wir kommen in einer Reihe vor ihm zu stehen.
Mein Atem geht stark, ich muss mich bemühen nicht wie ein lautes Nilpferd zu atmen.
Nur langsam lässt es nach. Kein Wunder, ich habe mich wie in einem Rausch gefangen gefühlt.
„ Heute gibt es eine Bewertung von den Trainern.
Ihr werdet einzeln nach vorne geholt und entweder Eric, oder ich werden wiedergeben, wie ihr euch geschlagen habt."
Ha, was ein Wortspiel.

„ Diese Bewertung bekommt ihr nur einmal."
Ich bin gespannt, was mir gesagt wird.
Dabei fällt mir ein, dass Four nur einmal bei mir war, um zu sehen, was ich mache.
Und dabei hat er keinen Kommentar gelassen, außer um mir die Bandagen an meinen Händen zu befestigen.
„Grewens Zu mir."
Erics Stimme löst Gänsehaut bei mir aus.
Er steht etwas abseits und sieht mich aus seinen kalten Augen an.
Die Arme vor seiner Brust verschränkt, lassen ihn noch mächtiger aussehen.
Schnell laufe ich auf ihn zu.
Meine Atmung habe ich mittlerweile unter Kontrolle.
„ Am Anfang, als du da standest hast du unkonzentriert gehandelt und einfach wild drauf losgeschlagen." Mir entgeht sein genervter Unterton nicht.
Ich nicke.

„ Dann jedoch, als ich dich korrigiert habe, warst du besser dran.
Hast  härter zugetreten. Von einem Initianten hätte ich noch nicht so viel Stärke erwartet. Was hast du vor deiner Zeit getan ?"
Vor deiner Zeit... es hört sich so an, als ob ich vor den Ferox kein richtiges Leben hatte.
Ich räuspere mich.
„ Ich musste immer schwere Dinge tragen. Habe den älteren hinten bei den Plantagen geholfen."
Das erklärt meine Stärke in den Armen.
Auch Eric vergeht das nicht. Er zieht ungläubig eine Augenbraue hoch.
Man, das sieht gut aus.
„ Und die Kraft in den Beinen? Wo kommt die her ?"

Innerlich schlucke ich.
Allerdings unterlasse ich das, weil es mich verraten würde.
Mein Blick zuckt kurz nach Rechts.
„ auch davon."
Er merkt, an meinem Tonfall, dass etwas daran nicht stimmt. Aber er unterlässt es nachzufragen und lässt die Augenbraue sinken.
„ Wenn du so weiter machst und dir hier den Arsch aufreißt, dann wird es für dich kein Problem sein, einen Platz zu gewinnen. Ich an deiner Stelle würde täglich auf die Tafel schauen. Sie liefert dir viele Antworten.
Du kannst jetzt gehen."

Ich drehe mich um und gehe ein paar Schritte.
Bis mich wieder Erics Worte aufhalten, bevor er einen weiteren Initianten zu sich ruft.
„ Glaub nicht, dass ich deine Antwort so hinnehmen werde."

Ich nicke und drehe mich um. Dabei balle ich meine Hände zu Fäusten.
Er weiß, dass da etwas im Busch ist.
Und das muss ich ihm so schnellstens wie möglich aus den Gedanken treiben.

1224 Wörter

LonerDonde viven las historias. Descúbrelo ahora