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Ich träume.
Ich träume, dass ich ich stehe.
Wo genau kann ich nicht sagen. Aber unter mir ist Wasser.
Dunkles Wasser, wie ein Spiegel, wenn ich hinein blicke.
Und wenn ich hinein sehe, kenne ich die Person nicht.
Mir schaut ein braunhaariges Mädchen entgegen. Mit einer Brille.
Sie ähnelt jemanden, ich weiß nur nicht wer.
Aber da ist etwas in ihrem Blick, was mich dazu verleitet nicht noch mal dort hin zu schauen.
Ihr Blick. Er ist leer, wie bei einer toten.
Und sie lächelt. Ihr fehlen die Zähne.

Umso länger ich in diesem Raum von nichts stehe, umso dunkler wird es. Und kälter.
Nein, hier möchte ich nicht bleiben.
Ich will zurück.
Aber wo ist zurück?

Meine Augen fliegen wieder zu dem Mädchen, was mich unentwegt anstarrt.
Umso länger ich in ihre kalten Augen sehe, umso mehr beginnt sich ihr Gesicht zu ändern.
Ihr Auge wird dunkler, Schatten bilden sich.
Ihr Gesicht ist eingefallen, nun scheint es, dass sie mich aus Augenhöhlen anstarrt.

Ich bekomme Panik.
Die Luft schnürt sich mir ab, ich habe das Gefühl zu ertrinken.
Dann, ein Geräusch.
Ein herzzerreißendes Schreien.
Meine Augen fliegen zu dem Mund des Mädchens, welche diesen Offen stehen hat.
Der Schrei wird schriller.
Ich möchte mir meine Ohren zu halten.
Aber wo sind meine Hände ?

Ich kann sie nicht fühlen.
Ich sehe an meinem Körper hinunter und stelle mit Erschrecken fest, dass dieser nicht mehr existiert.

Ich sehe nur Dunkelheit.
Meine Ohren schmerzen, der Schrei droht mein Trommelfell zu platzen zu bringen.
Ich beginne zu weinen.
Es ist viel zu laut.

Und es tut so weh !

„ Jen...."

Nein! Geh weg! Ich will dich hier nicht haben

„ Du musst mir glauben...."

Die Lautstärke nimmt weiterhin zu.
Es wird alles zu viel.
Ich falle.

Falle und weiß nicht wohin.
„ Du musst mir glauben"
Höre ich ein letztes Mal die Stimme und dann wird alles dunkel.

* * *

„ Morgen, Jen. Gehts dir gut ?", Clara berührt sanft meine Schulter und reißt mich somit aus meinem Tagtraum.
Ich blinzele sie an.
„ Äh, ja. Gut, gut." , sage ich, während ich mir mit der Hand übers Gesicht fahre.

Immer wieder muss ich an den Traum denken und mich überkommt eine tiefe Trauer.
Ich will nicht mehr an sie denken, wenn sie so aussieht.
Ich möchte an das fröhliche lächelnde Kind denken, was sie mal war. Bereit immer zu spielen, auch nachts.
Was vor nichts Angst hatte und immer allen die Stirn geboten hat, sobald es zu brenzligen Situationen kam.
Sie hätte bestimmt zu den Ferox gepasst.

„ Komm wir gehen etwas frühstücken. Das wird dir gut tun."
Wir laufen los und unterwegs treffen wir keinen einzigen Ferox.
Anscheinend ist dieser Gang nicht allzu oft besucht.

Mein Hals tut weh, rot ist er immer noch. Aber durch eine Salbe, die ich gestern bekommen habe, sind die Schmerzen auszuhalten.
Ich weiß nicht, was ich fühlen soll.
Wut oder doch Angst?
Als wir in den Essensaal eintreten haben wir halb sieben. Clara konnte nicht schlafen, genauso wenig, wie ich.
Seit fünf Uhr lag ich wach und dachte an diesen Traum. Er lässt mich nicht mehr los.

Wir frühstücken in Ruhe und unterhalten uns über belanglose Dinge.
Somit erfahre ich, dass Claras Bruder drei Jahre alt ist und sie von den Ken kommt.
Ich bin nicht erstaunt. Des Öfteren habe ich gestern gesehen, wie sie praktisch die Situationen analysiert.

Auf die Frage hin, warum sie die Fraktion gewechselt hat, sagte sie nur :„ Der Eignungstest hat die Entscheidung gefällt."
Ich wüsste nicht, ob ich so reagieren könnte.
Mit den Schultern gezuckt hat sie sogar.

LonerWhere stories live. Discover now