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Der Aufprall.
Ich komme mit meinen Füßen zu erst auf.
Fast schon denke ich, dass ich es schaffe ganz stehen zu bleiben, doch ich habe nicht mit dem Schwung gerechnet.
Ich falle nach vorne, kann mich aber wie bei einem Purzelbaum, abrollen und dann aufstehen.
Als ich stehe, spüre ich Steine, die an meiner Haut drücken. Sie brennen förmlich.
Ich streiche sie schnell von meinen Klamotten.

Ich bin erstaunt. Ich habe mir damals, als ich kleiner war, immer wieder ausgemalt, wie es wäre von einem Baum zu fallen. Ob ich mit dem Kopf aufkomme, oder abrollen kann..

Neben mir stehen zwei weitere Fraktionswechsler auf, die meisten liegen oder sitzen aber noch.

„ Alle mal herhören."
Eine Stimme schallt laut über das Dach. Sofort ist es still und wir drehen uns zu ihr um. Es ist der Junge, der mich bei der Zeremonie beobachtet hat. Er steht auf der Dachkante, hinter ihm ist nichts, als Leere.

Doch jetzt scheint er mit allem Male gebieterischer und kälter als ich es je hätte nachmachen können. Aber erschrecken dürfte es mich eigentlich nicht. Das habe ich mir schon fast gedacht. Wie jedes Mal, wenn ich ältere Ferox gesehen habe, sahen sie immer furchteinflössend aus. So wie jetzt. Nur zehn mal stärker.

Er schaut uns alle einmal an.

„ Diejenigen, die Glück hatten und es auf den Zug geschafft hatten.... herzlichen Glückwunsch.", er spricht das verächtlich aus, und strafft seine Schultern. Für ein paar Sekunden lang ist es still.

„ Der Eingang zu unserer Fraktion liegt unter diesem Dach. Wenn ihr keinen Schiss habt, dann springt."

Ich habe es geahnt.
Irgendwas verrücktes muss ja auf uns zukommen.
Aber das wir von einem Haus runter springen sollen.... ist da unten Wasser oder so ?
Das wäre das einzigst vorstellbare.
Ich möchte gerade nachfragen, als mir diese abgenommen wird.
Ist auch gut so.
„ Was ist dort unten ? Wasser oder so ?"
Ein Junge von den Candor tritt einen Schritt näher nach vorne.
Sofort ziehen sich die Augen von dem Junge zusammen.
Gut das ich nicht nachgefragt habe.
Anscheinend geht ihm die Fragerei jetzt schon auf die Nerven.
„ Was glaubst du denn ? Wenn du so scharf darauf bist, es zu wissen... Würde ich sagen, du springst als erstes. Oder ?"
Er zeigt auf die Stelle neben sich und macht einen Schritt zu Seite.

Wenn er jetzt runterfällt, kommt es mir in den Kopf.

Der Candor schluckt hörbar. Dann macht er langsam einen Schritt nach vorne.

Alle Augen sind auf ihn gerichtet.

Als er vor dem Dachrand steht, schaut er kurz nach hinten.

Leicht nicke ich ihm zu.  Es war eher unbewusst, aber er hat meinen Blick eingefangen.
Dann stellt er sich langsam auf den Rand und schaut runter.

Ich denke, würde da unten was bedrohliches auf uns warten, würden sie es nicht riskieren uns springen zu lassen.
Die Ferox haben sich bestimmt etwas dabei gedacht.

Sekunden vergehen.
Der Junge neben ihm wird angespannt.
„ Heute noch Initiant ?", fragt er genervt.
Dem Candor hat es wohl die Sprache verschlagen, denn er steht wie angewurzelt auf dem Rand.
„ Oder soll ich nachhelfen?"
Der Candor schüttelt den Kopf.
Ich merke wie meine Hände anfangen zu kribbeln.
Mich interessiert es brennend, was dort unten ist. Am liebsten würde ich ihn vom Dach stoßen, damit ich die nächste sein kann.

Auch andere werden ungeduldig.

Ich schaue zu Mat. Aber er sieht auf den Boden.
Seine Hände zittern. Dann blickt er wieder zum Dach und wieder auf den Boden.

Er hat Höhenangst, stelle ich fest.

Ein Schrei, jemand hat geschrien.
Mein Blick zuckt nach vorne wo eigentlich der Candor stehen sollte. Aber jetzt nicht mehr.
Er wurde heruntergestoßen.
Einen Grund mehr heraus zu finden,
was dort unten ist.
Ich habe keine Angst.
Sie würden uns nicht stoßen, wenn dort unten etwas gefährliches ist.

Er räuspert sich.
„ Den nächsten... suche ich aus."

Sein Blick streift über uns.
Er ist gerade an mir vorbei, da zucken seine Augen zurück zu meinen.
„ Amite. Herkommen."

Ich bin sicher, dass er mich meint. Mat hat sich nach dem der Candor gestoßen wurde, nach hinten gestellt. Weit weg von mir und dem Dachrand. Er kann nur mich meinen.

Ich laufe zu ihm.
Beachte ihm mit keinem Blick.
An dem Rand angekommen stelle ich mich drauf und schaue hinunter.
Ein großes Loch wurde in den Boden gelassen.
Da kann sich nichts anderes befinden, außer Wasser. Ich meine vorhin auch einen Fluss in der Nähe erkennt zu haben.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich eine Bewegung.
Ich will nicht geschubst werden. Also hole ich tief Luft und stoße mich ab.

Der Flug dauert nicht lange. Ich kann die Fenster sehen, die an mir vorbei ziehen.  Dann komme ich unten auf.

Der Aufprall tut nicht weh. Als ich wieder in die Luft geschleudert werde, bemerke ich es.

Ein Netz. Hier unten ist ein Netz gespannt.
Erleichtert lache ich auf. Und ich dachte ich falle in Wasser.
Nach kurzer Zeit liege ich dann auch einfach da und starre nach oben.
Eigentlich ist das Loch hat nicht so groß.
Aber groß genug für einen Sprung von diesem Satz.

Ich bin total geflasht von dem Sprung.
Ich möchte es unbedingt wieder tun. 

Meine Gedanken werden von einem Ferox unterbrochen.
Er zieht die Enden von dem Netz runter, sodass ich mich davon abrollen kann.
Hände greifen nach mir, ich packe die erstbesten.
Als ich wieder Boden unter den Füßen habe, bemerke ich erst, dass wir in einer Lagerhalle stehen.
Hier unten ist alles sehr dunkel, um mir herum stehen viele Ferox, die unsere Ankunft erwarten.

„ Wie ist dein Name?"
Mein Blick zuckt zu einem Mann.
Ende 18 würde ich behaupten.
Ich sage ihm, wie ich heiße.

„ Zweite Springerin, Grewens."

Ich stelle mich neben dem Candor.

„ Mein Name ist Four. Willkommen bei den Ferox."

Dann wendet sich Four ab.
Der Candor sieht blass um die Nase aus, aber sonst ganz okay.
Ich nicke ihm nur kurz zu. Da höre ich schon den nächsten in das Netz fliegen.

Four ist derjenige der wieder das Netz zu sich zieht und denjenigen nach seinen Namen fragt.

„ Dritter Springer Reen."

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1008 Wörter

Kleines Kapitel dieses Mal, ich weiß.

LonerWhere stories live. Discover now