✬ V I E R ✬

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„Only the very weak-minded refuse to be influenced by literature and poetry."
- Cassandra Clare,
Clockwork Angel

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Die Sekretärin sah mich genervt an als ich sie nach meinem Spind-Schlüssel fragte.

„Junge Dame, haben sie den Zettel an der Tür nicht gelesen? Da steht klipp und klar, dass die Schlüssel beim Hausmeister abgeholt werden müssen".

„'Tschuldigung', ich hab den Zettel nicht gelesen. Ihnen trotzdem einen schönen Tag", antwortete ich ihr.

Ich hörte sie nur noch etwas unverständliches murmeln, da war ich schon aus der Tür.

Verdammt! Ich hätte noch nach dem Weg zu den Hausmeister Räumen fragen sollen! Jetzt wollte ich aber nicht schon wieder reingehen, die Frau war so schon genug genervt.

Meine innere Wölfin wurde auf einmal ohne Grund richtig nervös. Was hatte sie denn? Ich konnte sie ja nicht einfach fragen.
Nein, es war nicht so wie alle behaupteten, Werwölfe können nicht mit ihrem inneren Wolf reden, ich konnte zwar ihre Gefühle spüren, aber das war dann auch schon alles.

Ich beschloss, dass die Nervosität von ihr meinen ersten Collegetag hier galt und machte mich auf die Suche nach dem Hausmeister. Natürlich könnte ich auch jemanden nach dem Weg fragen, aber ich würde es erst mal selbst suchen. Wie schwer könnte es schon sein einen Raum zu finden?

Also lief ich den Flur entlang und meine Wölfin beruhigte sich wieder.

Nachdem ich tatsächlich die Räume gefunden hatte und den Schlüssel bekommen habe, machte ich mich auf dem Weg zu meinem Spind, da dort die Bücher waren, die ich für den Unterricht brauchen würde.

Das Klischee, dass Schulgebäude unübersichtlich waren und dass die Neuen sich an ihrem ersten Tag verliefen, wurde mir nicht gerecht. Weder fand ich dieses College unübersichtlich, noch hatte ich mich verlaufen.

Nachdem ich die Unterlagen für die Kurse von heute in meiner Tasche verstaut hatte, schaute ich nach meinen nächsten Raum. Ich hatte jetzt menschliche Psychologie und danach Literatur. Literatur hatte ich als Wahlfach genommen, da ich Bücher und alles was damit zu tun hatte liebte.

Meine Wölfin wurde immer unruhiger. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Vielleicht - es traf mich wie ein Tennisball ins Gesicht, ich würde meinen Mate treffen! Wie konnte ich die ganze Zeit nicht bemerken, dass ich seitdem wir in diese Stadt gezogen sind so ein merkwürdiges Gefühl hatte.
Jetzt wusste ich den Grund.

Ich konnte mir gerade aber keine Gedanken darüber machen, denn ich musste trotzdem in den Unterricht, da die Hausmeister-Suchaktion mir etwas Zeit gekostet hatte und ich wollte nicht zu spät kommen.

Aber jetzt, da ich wusste, dass ich meinen Mate finden würde, wusste ich nicht, ob ich mich noch konzentrieren könnte.

Im Kursraum angekommen sah ich lauter fremde Gesichter, naja wie könnte es auch anders sein? Ich kannte hier ja noch niemanden außer Ava.

Ich setzte mich auf einem Platz ziemlich weit hinten und holte Block, Buch und Stift hervor. Dann betrat auch schon der Lehrer den Raum. Er sah streng und freundlich zugleich aus, wenn das überhaupt möglich ist.

„So und Wilkommen zu der ersten Stunde unseres Kurses. Die menschliche Psyche ist..."
Schon nach dem ersten Satz schaltete ich ab. Ich will nicht arrogant klingen, aber ich wusste diesen Stoff schon, da ich vorgelernt hatte. Ziemlich dumm, ich weiß.
Aber aus diesem Grund war es nicht so schlimm, wenn ich nicht aufpassen würde.

Ich machte mir Gedanken über meinen Mate.
Wie er wohl so war? Wie war sein Wesen und sein Aussehen?
Würde er mich akzeptieren?
Würde er es akzeptieren, dass ich in keinem Rudel war? Dass ich zwei kleine Geschwister hatte, um die ich mich kümmern musste? War ich überhaupt schon bereit meinen Mate zu treffen?
All diese Fragen schossen in meinem Kopf herum.

Die Zeit verging wie im Flug und während ich mir Gedanken machte und auf meinem Block herumkritzelte, ging die Stunde ziemlich schnell vorbei.

„Auf zum nächsten Raum!", dachte ich, als ich das Klassenzimmer verlies.

Auf dem Flur begegnete ich Ava. „Hey, Malina! Und wie war dein erster Kurs?"
„Naja, ganz gut. Bei dir?", fragte ich sie.
„War ganz okay, ich mag den Dozenten nicht wirklich... aber der Kurs an sich war schon in Ordnung. Was hast du jetzt? Ich muss als nächstes zu Literatur."
„Super, ich auch, wenigstens kenne ich dann schon jemanden."

Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg, dabei hielten wir Smalltalk. Als wir im Kursraum angekommen sind, blickten wir uns irritiert um. Anstatt Stühle und Tische gab es Sitzsäcke und so Bretter die man auf die Beine legte um zu schreiben. Ziemlich cool. Vorne auf einer Yogamatte saß die Lehrerin. Um sie herum lagen ein paar Bücher, die ich als Jane Austen Romane ausmachen konnte.

„Setzt euch, meine lieben Schüler", die Lehrerin mit den braun-blauen Haaren schob sich ihre Brille wieder auf die Nase. Ja, richtig gehört, blau!

Ava und ich schauten uns verwirrt an und setzten uns zu den anderen.

„So, heute und die nächsten Wochen werden wir uns mit Jane Austen's sechs großen Romanen befassen. Ich möchte, dass ihr sie euch kauft. Ich schreibe die Namen eben an die Tafel. Über diese sechs Bücher werden wir eine Zusammenfassung schreiben, die dann 50% der Note ausmachen wird", während sie sprach schrieb sie die Namen an die Tafel.

Die Abtei von Northanger, Emma, Mansfield Park, Stolz und Vorurteil, Überredung, Verstand und Gefühl, das waren die sechs Bücher.

Emma, Mansfield Park und Stolz und Vorurteil hatte ich schon gelesen und auch zuhause in meinem Bücherregal stehen.

„Da ich bezweifle, dass heute jemand eines dieser Bücher dabei hat, habe ich euch die ersten Seiten von Mansfield Park ausgedruckt. Wir werden sie zusammen lesen". Nachdem sie die Blätter ausgeteilt hatte, rief sie ein Mädchen auf, das begann vorzulesen:„1. Kapitel, vor etwa dreißig Jahren hatte Miss Maria aus Huntingdon, die lediglich siebentausend Pfund besaß...", so ging es den Rest der Stunde. Auch ich wurde einmal aufgerufen, um vorzulesen. Wir schafften Kapitel 1-3 und sollten gleich am ersten Tag eine fünfseitige Zusammenfassung darüber schreiben.

Am Ende der Stunde verließen wir den Raum und gingen in die Pause. Ava stellte mir ihre Freundin Yasmina vor, die nett wirkte, aber uns gleich wieder alleine ließ, da sie zu ihrem Mate ging. „Weißt du, Yasmina ist zwar meine beste Freundin, aber in letzter Zeit vernachlässigt sie mich total. Wenn du nicht da wärst, müsste ich die Pause alleine verbringen. Versteh mich nicht falsch, ich freu mich für sie, dass sie ihren Mate gefunden hat, aber irgendwie ist dadurch alles anders. Ich hoffe, dass das nur in der Anfangsphase so ist", vertraute mir Ava an.

Die nächsten Kurse vergingen recht schnell und ich war froh, als ich aus hatte. Ich musste mich beeilen, da ich Fynn und Mira noch abholen musste. Ich war eh schon etwas zu spät dran, da ich noch von meinem Dozenten, wegen den ganzen Unterlagen, aufgehalten wurde.

Mit Ava hatte ich mich auf dem Parkplatz verabredet, da ich ja noch ihr Fahrrad im Auto hatte und ich sie ja auch noch zu ihr fahren müsste.

Nachdem ich meine Sachen im Spind verstaut hatte, ging ich über den Hof. Da fiel mir eine Gruppe von vier Jungs auf. Ich konnte nicht genau sagen, warum diese Gruppe meinen Blick so auf sich zog. Plötzlich, ich war schon fast an meinem Auto angekommen, drehte sich einer von ihnen um, und ich blieb wie vom Blitz getroffen stehen.

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Uhhh, fieser Cliffhanger... bestimmt können einige schon erahnen, wer sich zu ihr umgedreht hat ;)

Schreibt mir gerne in die Kommentare, was ihr von Ava haltet :)

Ich hab das Kapitel nicht überarbeitet, also falls ihr Fehler findet, könnt ihr sie mir sagen und ich verbessere sie:)

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Eure F🌻

The Struggle of Acceptance (Abgebrochen)Where stories live. Discover now