6.

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Ich erwachte mit den wohl größten Schmerzen, die ich jemals nach dem Aufstehen gehabt hatte. Mein Schädel brummte, sämtliche Arme und Beine die ich besaß, schmerzten und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass meine Rippen nicht mehr dort waren, wo sie hingehörten. Und von meinem Gesicht wollte ich gar nicht erst anfangen. Es war schon normalerweise etwas puffiger nach dem Aufstehen, aber heute machte es einem Kugelfisch ernsthafte Konkurrenz. Zudem war es unter meinem rechten Auge dunkelviolett angelaufen. Stöhnend versuchte ich, mich langsam aufzusetzen und von nicht allzu gemütlichen Boden aufzustehen, musste meinen Versuch jedoch abbrechen, da meine Schmerzen zu stark waren. Mit diesem Yoongi würde ich mich in nächster Zeit nicht nochmal anlegen, , denn mit Leuten, die so einen Schlag draufhaben, ist nicht zu spaßen. Ich habe lang genug auf der Straße gelebt, um diese Erfahrung zu machen. Irgendwie war ich dann doch auf allen Vieren zum Bett gerobbt und legte mich nun hin. Ich deckte mich zu und versuchte, irgendeine Position zu finden, in der sich mein Körper nicht wie gerädert anfühlt. Vergebens. Irgendwann schlief ich ein.
Allerdings wurde ich recht bald wieder aufgeweckt. Und zwar von einem großen, grauhaarigen Jungen, der im Türrahmen lehnte und lauthals "Aufwachen" rief. "Was willst du hier?" fragte ich missmutig. "Ich heiße Kim Taehyung." sagte der Junge, als wäre dies die Antwort auf meine Frage gewesen. Ich verdrehte meine schmalen Augen und fragte erneut. "Wie heißt du?" fragte mich der komische Junge jetzt und lächelte dabei kastenförmig. Langsam wurde ich wütend. Dieser blöd grinsende Junge ging überhaupt nicht auf meine Frage ein, sondern bequatschte mich mit irgendeinem anderen Schrott. "Kannst du mir bitte antworten?!" fuhr ich ihn an. "Ich soll dich zum Boss bringen." antwortete er breit grinsend und völlig unbeeindruckt von meinem Ausbruch. Was vielleicht an meiner für einen Jungen ziemlich hohen Stimme und meiner Körpergröße von gefühlten 1,20 Metern lag. Aber auch nur vielleicht. "Komm mit." sagte Tojang oder wie auch immer der nochmal hieß, und zog mich bestimmt an meinem Arm aus der Zelle. Ich zischte auf, da mir der Rücken beim Laufen ziemlich schmerzte. Er drückte mir außerdem mit seiner Hand auf genau die Stelle, die Yoongi gestern schon massakriert hat, während er seine Drohung ausgesprochen hatte. Ihm war das dennoch ziemlich egal und er schleifte mich weiter durch die hellen, modernen und luxoriöse Villa/Yacht. Schließlich kam er vor einer dunkelbrauenen, fast schwarzen, vertäfelten Tür mit goldenen Beschlägen zum Stehen, die so überhaupt nicht zur restlichen Einrichtung des Schiffes passte. Er klopfte und von innen erklang ein genervten, desinteressiertes Brummen, was Taejang oder so wohl als " herein" interpretierte und mit mir eintrat. Er drückte mich direkt in einen kleinen roten Samtsessel und ich sah mich im Raum um. Hier sah es aus, wie in der Kajüte eines reichen Seefahrers aus dem vorletzten Jahrhundert, Wände und Boden waren dunkel und der Raum wurde nur durch einen kleinen Kronleuchter an der Decke beleuchtet. An den Wänden standen Bücherregale, in denen sich, in Leder gebundene, Bücher befanden. Zudem gab es einen Kamin, vor den ein Tigerfell lag. Grenzwetige Deko. Direkt mir gegenüber stand ein schwerer, hölzerner Schreibtisch, auf dem ein MacBook stand und dahinter ein lederner Schreibtischstuhl, der jedoch so gedreht war, das ich nicht sehen konnte, wer dort drin sitzt. Allerdings konnte ich mir das recht gut vorstellen. " Du kannst gehen, Taehyung" sagte Yoongi. Taehyung also. Der Angesprochene nickte und verließ den Raum. " Tür zu!!" wetterte Yoongi und Taehyung kam zurück und schloss die Tür. Nun drehte sich Yoongi mitsamt Stuhl zu mir um. " Ich habe dich bereits erwartet." offenbarte mir der hübsche Schwarzhaarige und unwillkürlich musste ich schmunzeln. Es fehlte nur noch eine weiße Perserkatze auf seinem Schoß, um das typische Klischee eines eiskalten Mafiabosses zu erfüllen. Obwohl er von seinen Gesichtszügen her auch einer Katze ähnelte. Yoongi sah mir in die Augen und unter seinem Blick fühlte ich mich direkt bedeutungslos. "Du bist ein Dieb, Park Jimin. Ein bedeutungsloser Herumtreiber, der nichts als Unruhe und Chaos stiftet." sagte er ernst . " Das trifft es eigentlich recht gut, aber woher wissen sie von meinem Job?" fragte ich und lehnte mich leicht nach vorne,um ihm in die Augen zu gucken. Auch Yoongi lehnte sich ein Stück vor und starrte mir weiterhin mit seinen dunklen, geheimnisvollen Augen in meine. "Ich habe da so meine Quellen. Außerdem bin ich nicht blöd. Die Müsliriegel, die du in deinem gammligen Mantel hattest, stammen aus einer Fabrik, von der ich kürzlich Marktanteile gekauft habe. Und besagte Riegel, die du dabei hattest, sollten erst in 4 Wochen auf den Markt kommen. Aber irgendwer  ist ja vorher in die Lagerhalle eingebrochen und hat sich bedient. Zunächst dachte ich ja an die Konkurrenz, aber anscheinend konnte ich die Ratte ja ausfindig machen". Daran hatte ich natürlich mal wieder nicht gedacht und könnte mich gerade innerlich ohrfeigen. Wie konnte ich so ein entscheidendes Detail vergessen, was mich viel schneller rückverfolgbar machte? Yoongi stand nun und hatte seine Hände auf dem Schreibtisch abgestützt. Immernoch hielt er den Augenkontakt aufrecht und auch ich wollte weder wegschauen, noch konnte ich meinen Blick lösen. Er musterte mich nachdenklich. " Du könntest noch nützlich werden." sagte er nun, immer noch in Gedanken versunken und mir lief ein Schauer über den Rücken. "Du kannst jetzt gehen, Taehyung holt dich ab und bringt dich zurück". Und endlich konnte ich meinen Blick lösen, der Bann war gebrochen. Aufmerksam musterte Yoongi mich nun wieder, was mich etwas nervös und zitterig machte. Er schien über etwas nachzudenken, warscheinlich, wie er mich am schnellsten loswerden konnte. Endlich kam Taehyung, packte mich wieder am Arm und wollte mich gerade wieder aus dem Raum ziehen als Yoongi noch meinte: " Übrigens haben wir nicht nur Müsliriegel in deiner Jacke gefunden. Da waren auch noch ganz andere interessante Sachen dabei. Zum Beispiel ein Foto von mir. Du bist wohl ein Fan." und spöttisch eine Augenbraue hochgezogen, sodass sie vollständig unter seinem Pony verschwand. Auf einmal hatte ich das dringende Bedürfnis, von Bord zu springen und ich wurde schlagartig rot und guckte auf den Boden. Mir war es so extrem peinlich, dass er das Foto gefunden hatte und ich hörte neben mir Taehyung leise kichern.
Da hatte ich ja direkt einen guten Eindruck hinterlassen.

salt, seabreezes & sugaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt