The Court

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Nach dieser langen Nacht war ich im Morgengrauen eingeschlafen. Doch lange konnte ich nicht schlafen, denn die Soldaten des Königs stürmten schon kurze Zeit später wieder in meine Zelle und rissen mich nicht nur aus dem Schlaf sondern auch auf die Beine und zogen mich aus dem Gefängnis.

Sie schleppten mich quer über den Schlosshof auf ein Gebäude zu. Rote Marmorsäulen ragten in den Himmel und umgaben das Gebäude. Dahinter war weißer Marmor, der eine große hölzerne Doppeltür umrahmte.  Auf der Tür stand in verschlungener Schrift: The Court.

Die klappernden Soldaten öffneten mühsam die schwere Tür, dabei fiel mir auf, dass hinter jeder Säule des Gebäudes eine weitere Wache, bewaffnet mit einer Lanze, stand. Als sich das Tor schwerfällig geöffnet hatte stießen mich die Soldaten hindurch und mit einem lauten Krachen fiel es hinter mir ins Schloss.

Das Innere des Gebäudes erinnerte mich ein wenig an eine Kirche. In zwei Reihen standen Bank hinter Bank. Dort wo normalerweise das Mittelschiff der Kirche ist, war eine längliches Podest mir Rednerpult und war ein Balkon. Dieser führte jedoch nicht nach draußen sondern ins Gebäude hinein. Zwei neue Wachen hatten sich hinter mir postiert und drängten mich mit ihren Lanzen nach vorne.

Wir gingen zwischen den Bankreihen hindurch und mir fiel auf das fast alle Bänke voll besetzt waren.  Das Publikum wirkte mal mehr, mal weniger menschlich. Als wir an der letzten Sitzreihe vor dem Podest entlang gingen sah ich Cat, in einer der Reihen. Auch Hattress und March konnte ich entdecken.

Hattress und March hatten Tassen in der Hand und ihre Beine gekreuzt als wären sie immer noch auf ihrer Teeparty. Doch ihre Gesichter sahen nicht mehr so unbeschwert aus. Ein Hauch von Angst, oder vielleicht Verzweiflung lag auf ihren feinen Zügen. Cat hingegen wirkte tiefenentspannt. Nur das nervöse Zucken ihres lila-rosa Schwanzes verriet, dass sie es nicht war.

Ich spürte die Spitze einer Lanze in meinem Rücken und hörte es klappern. Das Geräusch der leeren Rüstung hallte schrecklich laut in der Halle wider. Erneut spürte ich einen Stich im Rücken. Jetzt fester. Die Aufforderung war klar: Tritt auf das Podest.

Ich erklomm die zwei Stufen und stellt mich hinter das Rednerpult. Als ich zu dem Balkon aufblickte grinste mir das Gesicht des Königs der Herzen entgegen. 

"Peter"

Die Stimme des Königs dröhnte durch das ganze Gebäude. Ich schluckte.

"Du steht vor Gericht um deine gerechte Strafe zu bekommen."

Welche Strafe, für welches Verbrechen?

"White Rabbit, tritt vor uns ließ dem Angeklagten sein Verbrechen und die verlangte mindest Strafe vor.", verlangte der König. Aus einer dunklen Ecke unter dem Balkon auf dem der König so einsam stand, trat eine Gestallt ins Licht.

Weiße Ohre, ein gehetzter und geängstigter Blick. Ein Kleid... Das Mädchen trat neben mich aufs Podest, verneigte sich vor dem König und drehte sich, ohne mich anzusehen, zum Publikum.

White begann eine Schriftrolle aus zurollen und las vor: "Der Junge, Peter, ist vor dem Court angeklagt, nicht nur unbefugt, den Hof und das Land des Königs der Herzen betreten zu haben, sondern auch sich den Bitten des Königs verweigert zu haben. Dieser bat um Auskunft über seine Königin, Peter, jedoch, leugnete sie zu kennen und widersetzte sich somit dem Befehl des Königs. Auf die zuvor genannten Vergehen steht hier in Wonderland die Mindest- und Höchststrafe: Ab mit dem Kopf des Verbrechers."

Sprachlos blickte ich White an. Was sie sagte ergab keinen Sinn in meinem Kopf. Sie hatte mich, wegen einer Person die ich nicht kannte, auf Befehl des Königs zum Tode verurteil. White Rabbit hatte gerade dem gesamten Wonderland mein Todesurteil verkündet.

Wonderland - The True StoryWhere stories live. Discover now