König der Herzen

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Ich fuhr mir übers Gesicht und atmete tief ein und aus. Die Menschen hier machten einen ganz schön fertig. Ich schüttelte den Kopf und sah an der Hecke hinauf. Die musste mindestens drei Meter hoch sein.

"Na los, du willst doch Heim", sagte ich mir selbst und trat durch die Hecke hindurch. 

Auf der anderen Seite erwartete mich ein riesiger Garten mit tausenden Rosensträuchern. Alle standen sie in voller Blüte. Rote, weiße - sogar schwarze Rosen - strahlten mir entgegen. Überwiegend jedoch Rot.

Ein Labyrinth aus hüfthohen Hecken tat sich vor mir auf und in einiger Entfernung konnte ich ein riesiges Schloss erkennen. Rote Türme ragten in den Himmel und weiße Dächer glitzerten im Licht der untergehenden Sonne. Selbst aus der Entfernung konnte ich gigantische Türen erkennen und im Gals der tausend Fenster brach sich das Licht, wie auf den Dächern. 

Das Schloss hatte vier kleine Türme die durch eine Mauer verbunden wurden. In der Mitte ragte ein großes Gebäude auf, das Hauptschloss. Dahinter waren jedoch noch einmal zwei, dicht nebeneinander erbaute, Türme, die fast doppelt so hoch waren wie die vier anderen Türme.

In der Ferne hörte ich ein Scheppern, wie dutzende Blechdosen die aneinander schlugen und rasselten. Zwischen dem Klappern waren Stimmen zuhören.

Langsam wurde der Lärm lauter und die Stimmen klarer. Alle riefen sie durcheinander; schreien nach Farbe oder Pinseln.

"Liiinks um! Nächster Strauch!"

Wieder das Scheppern, wieder die Stimmen und jetzt erkenne ich endlich wer da schreit. Soldaten in eisernen Rüstungen, über und über bedeckt mit Herz, Piek, Karo und Kreuz. Bei jedem Schritt und jeder Bewegung klappert das Visier und die Kettenhemden rasseln unter den Rüstungen.

Strauch für Strauch kommen sie mir immer näher. Von rechts, von links, von vorne. Ich bin umzingelt von den Soldaten.

Beim nächsten Umdrehen sieht mich der Kommandogeber. Wie angewurzelt bleibt er stehen und seine Soldaten laufen auf ihn auf.  Sie rappeln und rasseln als wären es nur Rüstungen ohne Soldaten.

Auch wenn ich die Augen des Kommandanten nicht sehe, spüre ich seinen Blick schwer wie eine Rüstung auf meinen Schultern. Verzerrt vom Eisen hört sich seine Stimme nicht mehr menschlich an sondern wie die eines Computers.

"Wer betritt den königlichen Garten ohne königlichen Befehl?", fragt mich der Kommandant.

Ich starre den Blechmann an und will antworten, doch eine weitere verzerrte Stimme unterbricht mich bevor die Worte meinen Mund verlassen.

"Kommandant! Die Farbe ist leer! Die rote Farbe ist leer! Aber der König! Kommandant!"

Kaum ist der Soldat bei uns angekommen, fängt er an zu klappern und zu rasseln. Er zuckt und zittert als habe ihn der Blitz getroffen. Plötzlich fällt das erste Teil von seiner Rüstung ab. Nach und nach und mit immer mehr Lärm fällt er auseinander. Die Einzelteile der Rüstung rollen über den Boden und sein Helm fällt mir vor die Füße. Unter der Rüstung... nichts.

Geschäftig fangen zwei weitere Soldaten an die Teile ihres Kammeraden einzusammeln. Der Kommandant dreht sich zu seiner Armee um und brüllt, es solle jemand Farbe holen gehen. Alle laufen durcheinander, rennen ineinander und es Scheppert und kracht schlimmer als bei einem Gewitter. Während dessen dreht sich der Befehlshaber wieder zu mir.

"Komm mit.", sagt er, packt mich am Arm und zieht mich hinter sich her, in Richtung des Schlosses.

Durch kleine hölzerne Türen mit Eisenbeschlag, zerrt mich der Eisenmann. Wir stolpern durch tausend Räume; Küchen, Abstellkammern und Schlafzimmer. Sobald wir einige Treppen hinter uns haben werden die Flure breiter und prächtiger. Wir laufen an riesigen Gemälden und Türen vorbei. Alles mit den teuersten Farben und Kostbarkeiten bestückt. Die Portraitierten sind Könige und Königinnen in ihren teuersten Kleidern; mit Kronen und Mänteln bestückt und Juwelen behängt.

Wonderland - The True StoryHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin