Cat

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Mit einem dumpfen Pochen hinter den Schläfen schlug ich langsam die Augen auf, was sich jedoch als Fehler erwies. Vor meinen Augen tanzten unklare Punkte aus Tausend Farben ohne auch nur ansatzweise ein Bild zu ergeben. 

Eine Flut aus lila Punkten kam von rechts und versuchte die gelb-rosa Armee in der oberen linken Ecke meines Blickfeldes zu besiegen, was nicht klappte da sie von einer unerwartet kommenden Armee aus blau, grün und roten Punkten beide geschlagen wurden.

Ich kniff die Augen fest zusammen und zählte bis zwanzig, dann versuchte ich  sie erneut auf. Dieses Mal aber langsamer. Jetzt setzten sich die vielen bunten Punkte zu einem Bild zusammen. Wenn auch zu einem mehr als abstrusen Bild.

Ich lag kopfüber an einem Baum, dessen Korne in rosa und lila Blättern leuchtete. Durch die Lücken im Blätterdach war ein blauer Himmel mit plüschigen weißen Wolken zu sehen. Doch die Farben wirkten alle viel zu kräftig und von der Helligkeit geblendet legte ich mir eine Hand vor Augen und versuchte mich auf zu richten. Was jedoch schief ging, da meine Beine noch an dem Baumstamm lehnten und ich das Gleichgewicht verlor. Ich plumpste auf meine rechte Seite und rollte mich auf den Bauch. Meinen immer noch schmerzenden Kopf drückte ich in das weiche, kühle Moos unter mir und atmete, so gut es ging, tief ein und aus. Nach kurzer Zeit rappelte ich mich erneut auf.

Vor mir erstreckte sich ein Pfad der in einen kunterbunten Wald führte dessen Baumkronen in allen Farben leuchteten. Die wenigsten jedoch in grün. Und obwohl der Pfad fast wie beleuchtet wirkte, war es zwischen den Bäumen dunkel. Fast schon schwarz. Um mich herum war es unnatürlich still und gleichzeitig kamen aus dem Wald Geräusche von Tieren und Dingen die ich nicht zuordnen konnte.

Doch das komischste an all dem hier waren nicht die Farben, nicht die unheimliche Stille oder die doch vorhandenen Geräusche, sondern dieses dumpfe Gefühl eines Déjà-vus, das mich beherrschte.

Die ganze Umgebung kam mir bekannt vor. Die Farben, der süße und doch modrige-erdige Geruch und sogar der riesige Baum an dem ich eben noch gelehnt hatte. Alles kam mir so bekannt vor, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Auch die grellen und unnatürlichen Farben waren für mich richtig. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass die Farben an diesem Ort richtig waren und nicht anders sein mussten. Auf eine bekennte, verdrehte Art und Weise ergab alles hier einen Sinn, wenn ich es sah.

Mit einem leisen Ächzen stemmte ich mich auf die Beine und ging einige Schritte auf den Wald zu. Bevor ich ihn jedoch betrat, blickte ich noch einmal zu dem Baum. Und für eine Sekunde glitzerte etwas in der Luft über der Baumkrone, wie ein gläserner Aufzugschacht. Doch als ich blinzelte war es weg.

Als ich an der Weggablung ankam, war ich bestimmt schon eine Stunde durch den Wald geirrt. Da blickte ich auch zum ersten Mal auf meine Uhr, machte sie kurz darauf ab und warf sie frustriert in den Wald. Die Zeiger liefen Rückwärts und viel zur schnell und wieder war ich nicht geschockt oder überrascht sondern einzig und allein frustriert.

Ich suchte nach einem Wegweiser und fand diesen am Baum vor mir. Eine einfach Holzlatte an beiden Enden spitzzugeschnitten mit der Aufschrift: 'Richtiger Weg!'.

Ich ging auf den Baum zu und setzte mich an seinen Stamm. Ich lehnte den Kopf zurück und blickte mit geschlossenen Augen in den Himmel, während ich langsam ein und aus atmete. Nach einigen Minuten öffnete ich meine Augen wieder und schaute auf den Boden vor mich.

Sollte ich den Weg einfach wieder zurück gehen? Es hieß, wenn man sich verirrte solle man da bleiben wo man war, bis einen jemand findet. Also blickte ich den Weg zurück, den ich gekommen war nur um zu sehen, dass ich augenscheinlich erst hundert Meter weit gekommen war.

"Was?"

Kaum war meine Frage ausgesprochen wurde der Baum und der ganze Weg plötzlich schwarz, wie bei einem TV-Bildschirm den man aus macht und ich saß mitten auf der Kreuzung während vor, neben und hinter mir zwar ein Blätterdach aber keine einzelnen Baumstämme mehr zu erkennen waren. So saß ich da, an den einzigen erkennbaren Baumstamm gelehnt, in einem Meer aus buntem und schwarzem Nichts.

Wonderland - The True StoryWhere stories live. Discover now