K A P I T E L - 07

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Seine blauen Augen waren so dunkel, sie hatten fast die Farbe seiner dunklen Wimpern angenommen und waren so dicht vor Jackson, dass sein Puls raste

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Seine blauen Augen waren so dunkel, sie hatten fast die Farbe seiner dunklen Wimpern angenommen und waren so dicht vor Jackson, dass sein Puls raste. Sein Atem ging vor Schock viel zu schnell, weil er ihn so plötzlich und mit so viel Wucht gegen die Wand drückte, dass er ihn am ganzen Körper spüren konnte. Jackson war sprachlos. Etwas, das nicht so oft vorkam. Vielmehr spürte er die Hitze, die vom Körper des anderen ausging. Dessen Hände, die sich gegen seine Brust drückten und ihm das Atmen zusätzlich erschwerten und diesen aufgebrachte Augen, die ihm die Sprache verschlugen.
Sein Blick, der sich auf Jacksons Lippen legte, bevor er sich von ihm entfernte und entschied, dass er ihn dort hinausbringen musste. Jackson war deshalb nicht traurig. Die Szenen, welche sich vor seinen Augen abspielten, hatten ihm die Sprache verschlagen. Das ganze Haus hatte ihm die Sprache verschlagen. Die Masken, die merkwürdigen Pärchen, der Keller, die Katzenfrau. Erst als der Milliardär ihn in der Tiefgarage aufforderte auszusteigen und ihm zu folgen, erwachte er aus seinen Erinnerungen.
Wie ein Hund dackelte Jackson dem Breitschultrigen hinterher in den Aufzug und konnte immer noch keine Worte finden. Sie standen sich dicht gegenüber, sahen sich an, als der Blauäugige zu sprechen begann. »Du hast sicher Fragen. Das ist normal. Doch ich weiß nicht ob ich dir auch Antworten darauf geben kann«, sagte er zu dem Dunkelhaarigen, dessen Augen ihn so ansahen, als würde er versuchen aus ihm schlau zu werden.
Natürlich hatte Jackson Fragen. Unendlich viele sogar, doch er bekam erst einmal nicht die Gelegenheit sie zu stellen. Der Aufzug stoppte und er folgte Mister Monroe. Dieser hielt eine Karte vor einen Sensor, wodurch sich die Tür des Penthouses öffnete. Automatisch folgte er ihm bis ins Wohnzimmer, wo er ihn bat, auf einer Ledercouch Platz zu nehmen. Jackson sah sich nicht um, sein Blick war unentwegt auf Mister Monroe gerichtet. Schließlich kannte er ihn nicht und auch, wenn er der spendable Geldgeber für die Operation von Nicki war, hielt er sich dennoch in ziemlich fragwürdigen Kreisen auf ... mit ziemlich fragwürdigen Gelüsten.
Jackson war angespannt, rieb seine Hände an seiner Hose auf seinen Schenkeln und leckte sich nervös über seine Lippen. Er zwinkerte viel zu häufig. Eine Reaktion auf seine Nervosität und er fühlte sich eingeengt, weshalb er die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes öffnete. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll ... was, ... was war das für eine Veranstaltung? Ist das sowas wie ein Swingerclub für die ganz Harten?«
Eigentlich würde Jackson bei so einer Frage lachen, zumindest grinsen, doch jetzt gerade war er todernst. »Ich werde dir nichts über den Ort, an dem du warst, erzählen. Auch nichts über die Leute dort. Umso weniger du darüber weißt, desto besser.« Er stütze sich mit den Ellbogen auf seinen Knien ab und verschränkte seine Finger, wobei er Jackson durch seine in die Stirn gefallenen Haare ansah.
Warum war Jackson dann hier? Er wurde immer unruhiger. »Warum bist du dorthin gekommen? Selbst wenn ich diese Karte vergessen habe, heißt das noch lange nicht, dass du einfach dort auftauchen kannst.« Seine Augen brannten sich in Jacksons, fesselten ihn und er spürte dieses Kribbeln, wie er es das erste Mal im Club spürte, bevor Imogene ihn aus dem Laden schleifte. Dieser Mann hatte etwas an sich, dass Jackson aufwühlte, ihn neugierig machte und durcheinanderbrachte. Er musterte ihn, ließ seine Augen dessen Gesichtszüge nachfahren und sah dann auf seine verschränkte Finger. Jax holte tief Luft, denn die Erinnerung aus dem Keller kroch in ihm hoch. Des anderen Hände auf seiner Brust, während er nicht fähig war, sich zu rühren, weil er dessen Körper an sich spürte.
Erneut benetzte er seine Lippen und schluckte, obwohl sein Mund unendlich trocken war. »Ich wollte wissen, wer meiner Schwester ein neues Leben ermöglicht hat.« Anthony ließ seinen Kopf sinken, fuhr sich seufzend durch seine Haare und sah wieder zu Jackson auf.
»Wie bist du an meinen Namen gekommen? Ich habe nicht umsonst auf Anonymität bestanden.« So verfahren und skurril die Situation auch gerade war, schlich sich trotzdem ein Schmunzeln auf Jacksons Lippen.
»Ich habe da so meine Methoden, um zu bekommen, was ich will. Es ist nicht sonderlich schwer gewesen.«
Immer noch lächelnd sah er Anthony an, verlor sich abermals an diesem Abend in seinen blauen Augen, wobei sein Lachen versiegte. »Warum tun Sie das für uns?« Anthony sah aus dem Fenster, in die beleuchtete Nacht über der Stadt.
»Ich habe den Artikel in der Zeitung gelesen und wollte helfen. Sie hat noch ihr ganzes Leben vor sich ... und eine Familie, die sich um sie sorgt.« Jackson wischte sich über sein Gesicht und suchte des anderen Blick. »Sie wissen gar nicht, was Sie für unsere Familie, vor allem für meine Schwester, ermöglichen ... ich -.«
»Ich bringe dich jetzt zu deinem Wagen«, unterbrach er Jackson und stand abrupt auf. Verdutzt sah dieser zu Anthony, erhob sich und schluckte die restlichen Worte einfach runter, während er ihm wieder in den Aufzug folgte. Nun ließ er auch seinen Blick durch die offene Wohnung schweifen. Soviel Luxus hatte Jackson noch nie gesehen. Wahrscheinlich kostete der kleine, hochflorige Teppich im Flur bereits mehr, als er in zwei Monaten verdiente. So lebte man also als Milliardär? Er war neugierig, wie wohl der Rest der Wohnung aussehen würde, doch das würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Jackson deutete die Zurückweisung so, dass der Milliardär keine Lust auf eine Unterhaltung hatte. Deshalb saß er, wie auf der Hinfahrt, stumm neben ihm und klammerte seine Finger in das Leder des Sitzes, als Anthony dem Wagen die Sporen gab. Sein Kopf legte sich zurück an die Kopfstütze und er biss sich auf seine Lippe, als sein Körper vom Tempo in den Sitz gedrückt wurde. Er hatte es anscheinend eilig und die leeren Straßen der Nacht ermöglichten ihm seine rasante Fahrweise. Jackson war schon immer ein schlechter Beifahrer. Würde Thomas am Steuer sitzen, hätte er ihn wahrscheinlich nicht aus den Augen gelassen. Merkwürdigerweise sah er mehr auf die Straße, wenn er Anthony nicht gerade beobachtete.
Anthony hielt hinter Jacksons Wagen, wo dieser sofort, als der Lamborghini stoppte, ausstieg. Er ging davon aus, dass der andere weiterhin schweigen würde und wollte sich jegliche weiteren Worte sparen. Obwohl er noch so viel zu sagen hatte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Verriegelung. Als er dann aber die Wagentür des anderen hörte, drehte er sich um. Anthony stand direkt vor ihm und zog seine Brauen zusammen.
»Damit wir uns verstehen ... du setzt weder jemals wieder einen Fuß in dieses Haus, noch in das Gebäude in dem ich wohne. Haben wir uns da verstanden?« Jax presste seine Lippen aufeinander. Diese Kälte, die von Anthony ausging war enorm. Sein Kopf arbeitete, die Fragen überschlugen sich, denn er fühlte sich, als würde man ihm die Pistole auf die Brust setzen. Seine Zeit lief ab.
»Eine Frage noch«, hielt er Anthony davon ab zu gehen, denn er setzte gerade einen Fuß zurück.
»Okay ... eine Frage.« 
»Warum hast du im Club meinen Bruder so hasserfüllt angesehen? Ist sie deine Freundin? Hat es dir deshalb nicht gepasst?« Anthonys Augen weiteten sich, bevor er ein Kopfschütteln andeutete und Jackson mit Blicken zu verstehen gab, dass er sich auf dünnem Eis begab.
»Nein, ich beschütze meine Schwester ... und hätte es nicht geduldet, wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Ich denke, das kannst du nachvollziehen.«
Das Erwähnen seiner Schwester stimmte Jackson sentimental. Sie würde vielleicht bald nicht mehr den halben Tag verschlafen, wieder das Leben eines normalen Kindes führen können. Zur Schule gehen und lachen, sogar ohne davon zu erschöpfen. Er ließ seinen Kopf hängen, sah auf den Schlüssel in seinen Händen, bevor er wieder aufsah und Anthony einfach umarmte. Sein Herz überschlug sich dabei fast, als er ein simples »Danke«, murmelte.
Anthony war darauf nicht vorbereitet, verkrampfte und hielt seine Luft an. Es verwirrte ihn. Auch, dass es sich nicht schlecht anfühlte, von ihm umarmt zu werden. Doch mehr konnte er nicht darüber nachdenken, weil Jackson sich, mit über sich selbst erschrockenem Blick, von ihm entfernte. Sichtlich verwirrt stieg er in seinen Wagen, sah Anthony noch einmal durch die Scheibe an und setzte dann seinen Wagen in Bewegung. Sein Puls hämmerte immer noch in seinen Ohren. Diese Begegnung hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen - der ganze Abend hatte ihn verwirrt und beschäftigte ihn noch so lange, bis er Zuhause in seinem Bett, viel zu spät, einschlief.
Auch die nächsten Tage beschäftigte Jackson ein gewisser Mister Monroe. Es ärgerte ihn, dass er ihm nicht die Antworten gab, die er eigentlich wollte, aber er sollte sich nicht beschweren. Das wichtigste war, dass Nicki Hilfe bekam.

Es war Donnerstag. Jackson stand im Bad und stylte seine Haare, trug sein Parfüm auf und prüfte noch einmal sein Spiegelbild, bevor er über den Flur in Nickis Zimmer ging. Sie lag mit einem Buch vor sich, an ein Kissen gelehnt, im Bett und lächelte, als Jackson ihr Zimmer betrat. »Wirst du heute wieder Herzen brechen?« Leise lachte er in sich und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch, während er zu ihr ging und sich auf ihre Bettkante setzte.
»Ich breche keine Herzen, ich flirte nur, Krümel.« Er stupste mit seinem Finger auf ihre Nasenspitze und sah sie prüfend an. »Brauchst du noch etwas? Dann sage ich Mom Bescheid, wenn ich runter gehe.« Die Blonde schüttelte ihren Kopf.
»Nein. Ich habe alles.«
»Okay ... wir sehen uns morgen beim Frühstück«, sagte Jackson, küsste ihre Wange, doch seiner Schwester reichte das nicht. Sie legte ihren dünnen Arm um seinen Hals und drückte ihn so fest an sich, wie sie nur konnte.
»Ich habe dich so lieb, Jax.« Er zog sie in eine Umarmung und streichelte über ihren Rücken.
»Ich dich auch, Krümel ... und jetzt tauche wieder ab in dein ...«, er hob das Buch vom Kissen und las den Titel, »... Wunderland«, flüsterte er, wobei ihn eine Gänsehaut überkam.
»Alice im Wunderland bitte, Jax.« Er stand lachend auf und zwinkerte ihr zu, bevor er die Treppe nach unten nahm. Es waren erst wenige Stunden vergangen, in denen er versuchte, seine merkwürdige Begegnung zu vergessen. Anscheinend sollte es einfach nicht sein.

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