K A P I T E L - 04

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»Guten Morgen, Bruderherz

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»Guten Morgen, Bruderherz. Schon so früh wach?«, Mila kam, mit einem Handtuch um den Oberkörper geschlungen und einem Turban auf dem Kopf, aus dem Badezimmer und setzte sich auf Anthonys Schoß. Dabei fingerte sie auf seinem Teller herum und mopste sich eine Tomate, die sie sich in den Mund steckte und anfing zu kauen.
»Kannst du so freundlich sein und mit deinem feuchten Hintern von meinem Schoß runterrutschen?« Anthony klang leicht gereizt, da der Abend sich als viel zu lang erwiesen hatte und er sich, zu oft, zu Tequila Shots hatte überreden lassen.
»Sei nicht so ein Brummbär, Tony. Sieh's mal so, endlich warst du mal kein Typ, der seinen Arsch zukneift und sich einigelt, bei der geringsten Kleinigkeit. Du warst mal etwas lockerer, ist doch gut! Du machst Fortschritte! Man hätte meinen können, du bist ein stinknormaler Bruder«, sagte sie lachend und klaute ihm seinen Marmeladentoast aus der Hand, in den er gerade hineinbeißen wollte. Dabei stand sie auf, um sich ihm gegenüber zu setzen.
»Was guckst du so?«, fragte er und schmierte sich einen neuen Toast.
»Nichts. Nur, ich denke ... ich habe jemanden kennengelernt der sehr, sehr nett ist«, kicherte sie und zupfte ein Stück von dem Toast in ihrer Hand ab, um es sich verträumt in den Mund zu stecken.
»Redest du von dem Kerl? Der die halbe Nacht an deinem Rockzipfel gehangen hat? Wie hieß er noch mal? Tommy?«
»Thomas. T H O M A S!«, buchstabierte sie ihm den Namen. Anthony schüttelte nur den Kopf, während er in den neuen Toast biss und dabei die Zeitung las.

Später war Anthony in ein Gespräch vertieft. »Ich habe davon aus der Zeitung erfahren. Sind Sie der behandelnde Arzt des Mädchens?« Anthony war auf die Anzeige der beiden Welsh Brüder gestoßen und wie es immer mit ihm war, kamen ihm die Worte seiner Schwester in den Sinn. Weshalb er nun am Telefon war.
»Hilf' armen Menschen, Waisenkindern oder was weiß ich«, waren ihre Worte gewesen.
»Monroe, Anthony Monroe. Wann kann ich bei Ihnen vorbeikommen, um die erforderlichen Formalitäten zu besprechen? Ich bestehe aber auf Anonymität, das ist mir sehr wichtig«, erläuterte er seine Bedingungen.
Immer wieder strich er mit seinem Finger über das Bild des kleinen Mädchens. Sie konnte nicht älter als elf oder zwölf Jahre sein. Sie erinnerte ihn an seine kleine Schwester, der er nun einen liebevollen Blick zuwarf. Sie lag im Wohnzimmer auf der Couch und hatte schon wieder irgendwelches Knabberzeug in den Händen, dass sie vor dem TV in sich hineinstopfte. Wie oft hatte er ihr schon gepredigt, sich nicht mit zu viel Süßkram den Bauch voll zu schlagen? Doch was sagte sie immer?
Komm nicht zwischen ein Mädchen und ihre Schokolade!
»Wo fahren wir denn jetzt schon wieder hin? Ich dachte, wir gehen noch etwas essen, nach dem Shoppen?«
»Ich habe hier etwas zu erledigen. Es dauert auch nicht lange, du kannst gerne ins Hotel zurückfahren, ich nehme mir dann ein Taxi.«
Mila schnaufte und schloss die Tür hinter ihrem Bruder. »Zurück zum Hotel«, wies sie den Fahrer der Limousine an und lehnte sich zähneknirschend zurück in das schwarze Leder. Was machte er hier im Krankenhaus? Sie wurde aus Anthony nicht im Geringsten schlau.
»Wie ein Buch mit sieben Siegeln«, seufzte sie schwer, noch bevor der Wagen losfuhr.
Später kam Anthony zurück ins Hotel, wo er nicht gleich das Zimmer aufsuchte, in dem seine etwas angepisste Schwester auf ihn wartete, um ihm eine Predigt zu halten, warum er so ein fieser Bruder war und sich immer über ihre Wünsche hinwegsetzte.
»Einen Whiskey ohne Eis bitte.« Er setzte sich an die Bar, ohne den Barkeeper zu beachten und fingerte dabei in seiner Jackentasche herum, um sich eine Zigarette anzustecken. »Feuer? Wo ist mein -.« Doch schon erhellte ein brennendes Feuerzeug sein Gesicht und Tony sah zu dem Typen hinter der Bar.
»Danke.« Er schob sich den Sargnagel zwischen die Lippen und ließ ihn sich anzünden.
»Ist eigentlich nicht erlaubt. Doch bei Ihnen mache ich mal eine Ausnahme.«
Der junge Kerl lächelte Anthony an und zwinkerte ihm zu.
Anthony schob beide Brauen zusammen und überlegte angestrengt, warum er ihm so bekannt vorkam. »Kennen wir uns?«, fragte er einfach ohne Umschweife und nahm einen tiefen Zug der Zigarette.
Der andere schob ihm bereits den Whisky über den Tresen und eine Art Belustigung war in seinem fröhlichen Gesicht zu erkennen. »Könnte sein. Wenn du gestern Abend im Narcotic warst, dann schon.«
Im Narcotic? Anthony setzte sich das Glas an die Lippen und trank einen Schluck. »Ich glaube, mich vage zu erinnern. Der Typ, der mich fast über den Haufen gerannt hat, als er mit der kleinen Brünetten auf dem Weg nach draußen war?« Nun klingelte es bei ihm, er wusste, dass er ihn irgendwo schon einmal gesehen hatte.
»Bingo!« Jax lehnte sich über den Tresen und musterte Anthony. »Wie der Zufall es will, begegnen wir uns an zwei aufeinander folgenden Tagen. Meinen Sie, das ist Schicksal?«
»Schicksal? Ich wüsste nicht, was es sich davon verspräche.« Anthony spielte mit dem Glas in seinen Händen und schob es von links nach rechts. Dabei sah er zu dem Dunkelhaarigen und zum ersten Mal fiel ihm auf, das des anderen Augen fast schwarz waren.
»Interessant«, murmelte er vor sich hin.
»Sind Sie geschäftlich in der Stadt?« Der Fremde wirkte geheimnisvoll und mysteriös auf Jax, was ihn dazu veranlasste, ihn ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Jedoch konnte er nicht ahnen, dass er ihn genau mit diesem Benehmen in die Flucht schlagen würde. Eigentlich erreichte er durch seine Neugierde genau das Gegenteil von dem, was er beabsichtigte.
»Danke für den Drink«, Anthony nahm seine Brieftasche zur Hand und schmiss dem Jüngeren einen Zwanziger auf den Tresen. »Der Rest ist für dich«, sagte er und stieg vom Hocker, um das Weite zu suchen. So viele Fragen waren ihm ein Gräuel. Zudem es auch noch ein Fremder war, der ihn versuchte auszufragen.
Er bemerkte jedoch nicht, was er aus Versehen auf dem Tresen hatte liegen lassen. Das kleine, schwarze Kärtchen wandte nun Jax zwischen seinen Fingern hin und her.
Ein Datum, Adresse und ein komisches Wort waren darauf zu lesen. Mehr nicht. »Wunderland?«, las Jackson und sah dem großen, Unbekannten hinterher.
»Nun, Mister geheimnisvoll und gut aussehend, vielleicht muss ich dem Schicksal auf die Sprünge helfen«, sagte er schmunzelnd und schob sich das Kärtchen in seine Gesäßtasche.

Der nächste Tag begann stressig für Tony. »Wann gehts eigentlich zurück nach Paris?«, fragte er Mila, während er einige Mails beantwortete und ungeduldig auf die Uhr sah. Sie waren unterwegs zum Flughafen, um den Flieger nach New York zu besteigen, nachdem sie am Morgen ausgecheckt hatten.
Doch Mila war anderweitig beschäftigt. Nämlich verliebt in ihr Handy, mit einer pinken Katze Hülle, zu gucken und zu tippen. »Was sagtest du?«, fragte sie und sah nun zu ihrem Bruder, der sie erst anstoßen musste, damit sie auf ihn aufmerksam wurde.
»Mit wem schreibst du denn da?«, fragte er neugierig, was er eigentlich nie war.
»Thomas«, buchstabierte sie ihm den Namen des jungen Mannes, der ihr den Kopf verdreht hatte. »Ich frage mich, ob er mich mag.«
»Er wäre blöd, wenn nicht«, gab Anthony zur Antwort und sah nochmal zur Uhr. Morgen Nacht war ein neues Treffen der Bruderschaft angesetzt, weshalb er ihren kleinen Ausflug auch schon unterbrechen musste. Obwohl er ihr drei Tage mit sich versprochen hatte und noch so einiges auf dem Plan gestanden hätte. Darunter ein Besuch im Museum. Worüber er jetzt froh war, es verpasst zu haben.

The Darkness Inside MxMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt