Vorsichtig begann ich den großen Blauenfleck zu überdecken und musste sogar bei der sanften Berührung ein leises Zischen unterdrücken.  Eins musste man meinen Vater lassen, selbst betrunken hatte er noch einen ganzschönen Schlag drauf.

Ja, DAS is wirklich DIE Eigenschaft, die ein guter Vater haben sollte, gab meine innere Stimme von sich und ich musste ihr mit einem kleinen traurigen Lächeln rechtgeben.

Außerdem müsste ich mit einem Blick in den kleinen Spiegel feststellen, dass man immernoch einen blauen Schatten an meinem Kiefer sah. Aber wenigstens war dieser nicht mehr ganz so auffällig.

Bevor ich in Selbstmitleid versinken konnte kam Camilia, eine der Kellnerinnen, an meinen Tisch.

"Hey Tessa! Ich bin froh das du schon hier bist. Würde es dir was ausmachen, mich ein paar Minuten früher abzulösen? Ich habe noch einen Arzttermin."

Schnell verwandelte sich das traurige Lächeln auf meinen Lippen zu einem echten.

"Nein natürlich nicht, komm einfach her, wenn du los musst", winkte ich ab, sah sie aber besorgt an. "Ist irgendwas oder nur ein Routinetermin?"

Cami lachte kurz und strahlte mich freudig an. Sie war älter als Amanda und ich, bereits 30. Allerdings machte das ihrer Schönheit keinen Abbruch. Eher noch verstärkten die kleinen Lachfältchen um ihre Augen, ihre freundliche Ausstrahlung und liesen sie gemütlich und liebenswert, wie sie war, erscheinen.
In ihrer Gegenwart konnte man kaum anders, als fröhlich zurück zu lächeln.

"Oh nein, es ist keine Routineuntersuchung, sondern was ganz besonderes", sagte sie mit einem bezaubernden Strahlen in den Augen und legte sich eine Hand auf den Bauch.

Überrascht schlug ich mir die Hand vor den Mund und schrie jubelnd auf. Meike, ihr Verlobter, und sie versuchten schon seit einigen Monaten ein Kind zu bekommen, anscheinend war es nun endlich so weit.
Stürmisch fiel ich ihr um den Hals und gratulierte ihr. Auch sie schien überglücklich und lachte, wie es nur jemand konnte, dessen größter Traum in Erfüllung ging.

"Jetzt beruhig dich mal wieder Tessa! Die ganzen Leute gucken schon."

Gespielt beleidigt ließ ich mich wieder auf meinen Stuhl fallen und sie strich mir wie einem kleinen Kind kurz über den Kopf, was mich sofort wieder zum Lächeln brachte.

"Also Süße, das Übliche?", fragte sie und zog wissend eine Augenbraue hoch.

Auch ich wakelte kurz mit den Augenbrauen und erwiderte mit einem spitzbübischen Grinsen: "Das Übliche!"

Daraufhin kritzelte sie sich kurz lachend etwas auf den Block und ging dann los um Tony die Bestellungen zu bringen.

Gedankenverloren spielte ich an der Servierte herum, die vor mir lag und schaute mich im Saal um, ohne bestimmt nach etwas Ausschau zu halten.

Die meisten Gäste saßen in kleinen Gruppen oder zu zweit an einem der vielen Tische und plauderten, während sie etwas aßen oder auch nur tranken. Aber es gab auch ein paar gestresstwirkende Anzugträger die mit einem Stück Kuchen neben sich auf die Tastatur ihrer Notebooks eindreschten und kaum etwas von dem um sie herum mitbekamen.

Leicht verträumt beobachtete ich einer dieser Arbeiter, wie seine Finger über die Tastatur flogen und nur hin und wieder stoppten, um nach dem sicherlich schwarzen Kaffee zu greifen und einen großen Schluck zu trinken. Kurz darauf setzte das rhythmische Klicken wieder ein.

Erst das Klappern der aufschwingenden Türen weckte mich wieder aus meiner Starre und ich wandte mich dem neuen Gast zu.
Mit einem Lächeln musste ich feststellen, dass es Henry war, der sich suchend umblickte und dabei vor allem die Kellnerinnen genau betrachtete.  Ich könnte wetten, dass er nicht nach mir, sondern nach einer zierlichen Rothaarigen ausschau hielt.
Als er Amanda noch nicht unter den Kellnerinnen fand sakten seine Schultern kurz hinunter. Wow den hatte es wohl wirklich richtig erwischt!
Als Henry sich dann zu der Bar wenden wollte und dabei kurz in meine Richtung schaute, winkte ich, damit er mich bemerkte.

Erst schien er etwas überrascht, doch dann breitete sich sein typisches chamantes Lächeln auf seinem Gesicht aus und er kam mit großen Schritten auf mich zu. Mir entging nicht, dass einige Blicke der weiblichen Gäste ihm dabei folgten, aber er schien das entweder schon gewöhnt zu sein oder es fiel ihm nicht auf.

"Tessa! Was machst du denn schon hier?", begrüßte er mich und zog mich dabei in eine kurze Umarmung. Ich antwortete ihm auf die Frage, indem ich auf Cami deutete, die gerade mit meinem Burger mit Pommes und einer Cola auf uns zu kam.

In Henrys Augen blitzte es kurz und er lachte auf. "Hätte ich mir ja denken können. Und ich hatte schon gedacht du wolltest einfach mal mit mir abhängen, ohne immer wieder andere Gäste bedienen zu müssen."

Ich grinste ihn fies an. "Du weißt doch, dass das nur ein Vorwand ist, um wieder von dir wegzukommen."

Ich zwinkerte ihm kurz zu und nahm mein geliebtes Essen in Empfang. Während ich bereits den ersten riesen Bissen von dem Burger nahm, begrüßten sich auch Cami und Henry mit einer Umarmung.

Henry kannte hier eigentlich so gut wie jeder, allerdings konnte man seine freundliche und chamante Art auch nicht nicht ins Herz schließen.

"Hey Cami du strahlst ja heute richtig! Pass auf sonst blendest du noch alle mit deiner Schönheit!", sagte er mit einem schiefen Lächeln und bekam dafür von der lachenden Cami einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

"Ja es ist ja auch etwas tolles passiert!", wieder legte sie die Hand auf ihren Bauch und auch Henry verstand sofort und gratulierte ihr überschwänglich.

Sie lachte fröhlich und bedankte sich, was auch mich wieder fett Grinsen ließ, allerdings musste sie dann wieder weiter, da ein anderer Gast etwas bestellen wollte.

Henry hatte sich gegenüber von mir gesetzt und schaute mir lächelnd beim essen zu, wenn man mein verschlingen der Pommes noch so nennen konnte.

"Meike läuft bestimmt herum, als hätte er gerade einen Oscar gewonnen", sagte Henry mit einem tiefen Lachen und nachdem ich es endlich geschafft hatte die zehn Pommes im meinem Mund herunterzuschlucken stimmte ich mit ein.

"Ja, aber ich glaube ein Oscar wäre ihm nicht halb so viel wert."

Er nickte zustimmend und musterte mich eingehend. "Und wie gehts dir so?"

Ich zuckte mit den Schultern. "So wie immer. Genervt von den Idioten in der Schule, aber sonst gut. Und dir?"

Bei den 'Idioten in der Schule' musste ich vor allem an sechs bestimmte Paviane denken deren rosanen Ärsche mir besonders auf den Sack gingen.

Kurz war ich abgelenkt von diesem Gedanken, dass mir nicht auffiel wie Henrys Blick an meinem Kiefer hängenblieb.
Erst als er sich anspannte und finster dreinblickte bemerkte ich, dass trotz meiner Abdeckkünste ihm die blaue Prellung aufgefallen sein musste.
Auch ich verspannte mich und legte mir die Ausrede bereit, die mir Dyan unwissendlich perfekt zurecht geschnitten hatte.

Und schon kam auch die unumgängliche Frage: "Und weshalb ist dein ganzer Kiefer blauangeschwollen?"

Hey Leute :)
Eine fette Entschuldigung, dass das Kapitel erst so spät erscheint, aber ich musste es leider zweimal schreiben, da mein wattpad gesponnen hat -.-
Naja dafür bin ich mit dieser zweit Version viel zufriedener wie mit der ersten :D ich hoffe ihr mògt sie auch
Außerdem wollte ich euch noch sagen dass ICH EUCH UNGLAUBLICH DANKBAR BIN!!!
Ich konnte es kaum fassen als ich gesehen habe das diese Geschichte bereits 1,2k reads hat!!!!!♥♥♥
Danke, danke, danke! ihr seit echt unglaublich toll!
Ihr seit wundertoll! (hehe wuntervoll+toll=wundertoll ♡♡♡)

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