EPILOG

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Mit vollgepackten Taschen ging Hannah die Treppen zu ihrer Wohnung. Sie schloss die Tür auf und hörte noch das Telefon. „Ja, einen Moment ich komme gleich", murmelte sie vor sich hin, schmiss die Taschen in eine Ecke und eilte zum Telefon. „Hallo?" „Du treulose Tomate. Endlich erreiche ich dich mal.", ertönte eine kesse Frauenstimme. „Oh mein Gott, Maite. Hi wie geht's dir? Wie läuft es in den Staaten?" „Alles bestens, alles bestens. Ich kann mich nicht beklagen. Nur noch ein paar Prüfungen und ich habe tatsächlich einen High School Abschluss." Hannah lächelte. „Wow, ich bin wirklich stolz auf dich." „Ja, weshalb ich eigentlich anrufe." Hannah ahnte, was jetzt kam und stellte sich dumm. „Schieß los. Was gibt's?" Maite druckste ein wenig herum. „Ach komm schon Maite, spuck es aus." „Ja also ich wollte dich fragen, ob du nun zu Patricias Hochzeit kommst oder nicht." Hannah setzte sich in einen Sessel und seufzte. „Ich weiß, ich lasse mir viel zu viel Zeit mit der Antwort. Weißt du, ich war mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist, aber ich will Patricias großen Tag auch nicht verpassen. Also warum nicht." Maite freute sich, wurde dann jedoch wieder still. Hannah bemerkte dies und atmete laut aus. „Was liegt dir denn jetzt schon wieder auf den Herzen?" Auch Maite holte einmal tief Luft. „Ich denke, du solltest das wissen. Also...Paddy ist auch da." Hannah rollte mit den Augen, obwohl ihre Freundin das nicht sehen konnte. „Ja, das ist mir durchaus bewusst." „Ja, aber...er kommt in Begleitung." Hannah spürte wie sich tausend Messerstiche in ihr Herz bohrten. „Hannah, bist du noch dran?" „Ja...ja, klar.", stotterte sie. „Kein Problem. Sag mal, ist es in Ordnung, wenn ich meinen Freund mitbringe?" „Was? Ja klar. Ich freu mich auf euch. Also sehen wir uns auf der Hochzeit?" Hannah lächelte. „Ja, klar." Als sie auflegten raufte Hannah ihre Haare. „Ist es in Ordnung, wenn ich meinen Freund mitbringe? Was habe ich mir nur dabei gedacht?", äffte sie sich selbst nach und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn."

„Wie konntest du mich nur dazu überreden?" Emil stand mit Hannah vor einer Kirche und wartete auf das Brautpaar. „Weil du mein bester Freund bist. Und wirklich überreden musste ich dich ja auch nicht." „Ich würde halt alles tun für ein paar Tage in der Sonne.", grinste er und hielt Hannahs Hand, als Patricia und Denis aus der Kirche kamen und jubelten dem Brautpaar zu. Zu der Feier waren nur die engsten Verwandten eingeladen und Hannah fühlte sich geehrt, dass Patricia sie eingeladen hatte. „Tricia, ich wünsche dir alles Gute." Sie umarmte die Braut und anschließend Denis. Patricia strahlte über das ganze Gesicht. „Danke, ich bin so froh, dass du es geschafft hast. Und wie ich sehe hast du da jemanden mitgebracht." „Oh ja, darf ich vorstellen, das ist Emil." Emil beglückwünschte das frisch getraute Brautpaar, ehe sie zu ihren Plätzen gingen. Hannah begrüßte die gesamte Familie und stellte ihren Scheinfreund allen nacheinander vor. Nur Paddy ließ sie aus. Dieser saß mit einer schlanken jungen Frau an seinem Platz. Hannah beäugte seine neue Freundin. Sie war sehr extrovertiert und laut. Zudem war sie sehr freizügig und passte so überhaupt nicht zu Paddy. Doch sie durfte sich keine Urteile erlauben. Immerhin haben sie sich drei Jahre nicht mehr gesehen, geschweige denn miteinander gesprochen. ‚Wer weiß, vielleicht hatte Paddy jetzt einen anderen Geschmack', dachte sich Hannah und wendete sich von Paddy ab. Am Büffet hatte sie jedoch keine andere Wahl und war gezwungen Paddy wenigstens hallo zu sagen. „Hey, lange nicht gesehen.", sagte eine raue Stimme hinter ihr, die Hannah sofort erkannte. „Oh, hi. Das stimmt. Wie geht's dir?", fragte sie und lächelte Paddy selbstbewusst an. „Ach ich kann nicht klagen und selbst?" „Mir geht es gut." „Paddy, Darling! Kannst du mir ein Glas Wein mitbringen?" Paddy nickte und wurde rot, als seine Freundin ihn ungeniert Luftküsse zuwarf. Hannah grinste. „Und wie ich sehe bist du nicht alleine?" Paddy kratzte sich am Hinterkopf, wie immer wenn er verlegen war. „Ja, das ist meine Freundin Maren, aber du bist auch nicht alleine hier, wenn ich das richtig mitbekommen habe?" „Ja, das stimmt. Emil ist wirklich wunderbar." Sie konnte es sich nicht verkneifen und winkte Emil, der ihr lächelnd zunickte. Als Hannah wieder Paddy ins Gesicht sah, wurde er ernst, seine Augen sahen jedoch trauriger denn je aus. „Hannah, sei ehrlich. Bist du glücklich?" Hannah schluckte. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie dachte immer wieder an Paddy und stellte sich ständig die Frage, was passiert wäre, wenn damals alles anders gelaufen wäre. Es dauerte seine Zeit, bis Hannah dem schwarzen Loch entkommen konnte und Emil war der einzige, der davon wusste, sie immer wieder aufbaute und sie mehr oder weniger therapierte. Sie empfand immer noch etwas für Paddy. Was es für Gefühle waren, wollte sie nicht interpretieren. Als sie ihn heute jedoch sah, vernahm sie ein bekanntes Kribbeln in der Magengrube und zugleich stechende Schmerzen in der Brust, als Maren neben ihm auftauchte. „Ja, das bin ich. Ich bin wirklich glücklich.", antwortete Hannah selbstsicher und schob ihre ungewollten Gefühle bei Seite. „Also wir sehen uns ja noch. Ich geselle mich dann wieder zu Emil." Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Scheinfreund und strich ihn liebevoll über die Schulter, wohlwissend, dass Paddy ihr hinterher sah.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now