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„Na los, geht schon ran." Hannah versuchte Ben zu erreichen, mit dem sie vor dem Ausreiten unbedingt nochmal sprechen wollte. „Hallo?", meldete sich eine raue, verschlafene Stimme. „Hey. Ich bin's. Hast du noch geschlafen?" „Mhh, ja. War spät gestern." Hannah runzelte die Stirn. „Wo warst du denn?" „Ich war noch in einer Bar", antwortete Ben. „Hör mal, mein Kopf dröhnt ganz schön. Kann ich dich später anrufen?" „Ja, sicher. Bis dann." Hannah legte auf ohne auf eine Antwort von Ben zu warten und schmiss ihr Handy aufs Bett: „So ein Arsch!" „Ich hoffe, du meinst nicht mich." Angelo steckte seinen Kopf ins Zimmer. „Was? Nein, natürlich nicht." „Wir können so in einer halben Stunde los. Colin sattelt für uns die Pferde. Hannah presste ihren Daumen und Mittelfinger auf ihre Augen: „Ist gut, ich komme gleich runter." Da das Wetter sehr durchwachsen war, schnappte sie sich ihre neue Mütze und suchte sich ein Halstuch aus ihrem Koffer. Kurz bevor sie ihr Zimmer verlassen wollte, schaute sie auf ihr Bett, auf dem ihr Handy lag. Eigentlich wollte sie es diesmal nicht mitnehmen. Hannah war eingeschnappt und bockig. Sie hat sich entschuldigt und gemeldet. Soll Ben doch schmoren und warten. Sie wägte ihre Möglichkeiten ab, stampfte mit dem Fuß auf und packte ihr Handy in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Im Wohnzimmer wartete sie auf Paddy und Angelo. Maite lag mit einer Wärmflasche auf dem Sofa. „Geht's dir ein bisschen besser?", fragte Hannah und setzte sich auf die Rückenlehne. „Es geht." „Soll ich lieber hier bleiben und dir Gesellschaft leisten? Ich mache das wirklich gerne." Doch Maite winkte es ab: „Ach Quatsch. Mach dir ruhig einen schönen Tag mit den Jungs. Wir machen es uns später wieder mit einem Film bequem, ok?" „Einverstanden. Weißt du was? Ben ist schon wieder verkatert. Ich hab eben kurz mit ihm gesprochen." „Na der lässt es ja ganz schön krachen." Maite schaute ihre beste Freundin an. „Es passt dir nicht, dass er so viel feiert, richtig?" Hannah nickte. „Also nicht so wirklich. Es ist wirklich ok, wenn er weg geht und Spaß hat. Aber gestern war er schon so kurz angebunden und jetzt muss er erstmal seinen Kater loswerden. Erst meckert er rum, dass er mich nicht erreichen kann und jetzt melde ich mich und er?" Maite hörte ihrer Freundin aufmerksam zu: „Er meldet sich nachher bestimmt." Hannah seufzte: „Ja, ich hoffe." Angelo und Paddy kamen die Treppe herunter gepoltert: „Bist du fertig? Können wir los?", fragte Paddy und zog sich seine Schuhe an. Hannah lächelte. Es sah so unbeholfen aus, wie Paddy versuchte seine Schuhe im Stehen anzuziehen und immer wieder das Gleichgewicht verlor. „Viel Spaß!", wünschte Maite den dreien, die sich zu Colin, den Nachbarn, aufmachten.

„Bist du schon mal geritten, Hannah?", fragte Angelo. „Hannah verdreht die Augen: „Pff. Bitte." Elegant nahm sie Anlauf und schwang sich auf ihr Pferd. Paddy und Angelo warfen sich gegenseitig einen Blick zu. „Nicht schlecht!", bemerkte Angelo. „Meine Großeltern haben einen Pferdehof. In den Ferien war ich öfter mal dort und habe Reiten gelernt." Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Zunächst führte ihr Weg an der Küste vorbei, ehe sie immer weiter ins Inland ritten. „Die Landschaft ist wirklich schön." Hannah genoss das Reiten und die Gegend. Auf ihrer Reittour redeten sie nicht viel miteinander und gönnten sich die Ruhe. Ab und zu erzählten Angelo und Paddy etwas über die Landschaft und zeigten Hannah einige sehenswerte Monumente. „Reitet ihr denn öfter aus oder macht ihr das nur wegen mir?", fragte Hannah. Paddy schüttelte den Kopf: „Ich mache das natürlich nur wegen dir." Er zwinkerte ihr zu. „Du Spinner!", lachte Hannah und sah Angelo fragend an. „Ich mache das schon regelmäßiger. Seit wir Reiten lernen mussten, ist das doch schon ein Hobby geworden. „Kannst du Paddy nicht öfter mal zum Reiten mitschleppen? Reiten ist gut für die Haltung." Paddy schaute sie empört an: „Ey, was soll denn das heißen?" Hannah grinste Paddy provozierend an: „Du sitzt da wie ein Schluck Wasser, mach mal deinen Rücken gerade!" Angelo nickte Hannah zustimmend zu: „Tut mir leid, Paddy, aber Hannah hat recht. Deine Haltung auf dem Pferd ist nicht dieBbeste." „So lange ich mich auf dem Pferd halten kann." Paddy gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon. Angelo und Hannah schauten sich an, zuckten mit den Schultern und gaben ebenfalls Vollgas. Paddys Pferd war mit Abstand das Schnellste. Es war schwer ihn überhaupt einzuholen. Hannah hörte ihn nur aus der Ferne lachen und grölen. Diese Freiheit auf dem Ross schien Paddy zu gefallen. Den Rest des Weges galoppierten sie. Als sie zu Hause ankamen, waren ihre Wangen vom Wind gerötet. Hannah stieg von ihrem Pferd und musterte Paddy, der strahlend sein Pferd streichelte: „Das war doch mal eine tolle Aktion." Hannah lächelte ihn zu: „Ja, mir hat es auch echt Spaß gemacht." Sie freute sich, dass Paddy so ausgelassen wirkte. Angelo, der als letztes zu Hause ankam, stieg ebenfalls vom Pferd und führte es zu Hannah und Paddy: „Wenn ich gewusst hätte, dass wir ein Wettrennen veranstalten, hätte ich mir mehr Mühe gegeben." „Ja nee, ist klar", lachte Paddy. Zusammen brachten sie die Pferde wieder zurück zu Colin, striegelten sie und führten sie zurück in ihren Stall. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich hab jetzt ein Date", sagte Angelo und ging schnellen Schrittes davon. Hannah schaute Paddy verwirrt an. „Ein Date?" „Er telefoniert bestimmt mit Kira." „Ah, verstehe. Und was machen wir jetzt schönes?" Paddy sah Hannah verwundert an. „Wolltest du nicht rein zu Maite?" Hannah lächelte ihn an. „Nein, eigentlich nicht. Ich dachte, ich kümmere mich erstmal um dich. Wollen wir zum Hafen und einen Tee trinken?" Zögernd nickte Paddy und so hakte sich Hannah bei ihm unter und sie liefen gemeinsam runter zum Hafen.

Zwischen Liebe und FreundschaftWhere stories live. Discover now