[5] Die Nacht im Wald

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"Aber ich möchte nicht unter Verrückte kommen."
"Oh, das kannst du wohl kaum verhindern. Wir sind hier nämlich alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt", sagte die Grinsekatze.
"Woher willst du wissen, dass ich verrückt bin?", fragte Alice.
"Wenn du es nicht wärest", stellte die Grinsekatze fest, "dann wärest du nicht hier."
– vgl. Alice im Wunderland

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Kapitel 5: Die Nacht im Wald

"Ich glaub, ich muss kotzen." Felix stützte sich auf einen Arm und schaffte es gerade noch, seinen Kopf hinter den Baumstamm zu bringen, an dem er im Sitzen gelehnt hatte.

"Woah, alles okay?", fragte Rewi.

Felix spuckte. "Nur Kreislauf. Geht gleich wieder."

"Ich hoffe bloß, die Wolfsviecher sind wirklich weg." Rewi beobachtete unbehaglich den düsteren Wald um sie herum.

"Bist du eigentlich auch in den See gesprungen?", fragte Felix an Petrit gewandt.

"Ja, Mann. Eigentlich auch ziemlich schnell nach dir. Ich dachte, du tauchst nur ganz kurz unter, aber du warst einfach weg."

"Hmm, und du bist nicht zufälligerweise mit Feuerzeug ins Wasser?", überlegte Felix.

"Hä, wieso?"

"Hast du's dabei oder nicht?"

Kurz darauf leuchtete ein kleines Flämmchen in der Dunkelheit. Er hatte es dabei.

Sie beschlossen, nicht mehr viel weiter zu gehen (von Felix Kotzbaum entfernten sie sich natürlich schon...). Stattdessen sammelten sie Holz in ihrer Umgebung und versuchten sich daran, ein Lagerfeuer zu entfachen. Was gar nicht so einfach war. Das Holz war feucht und brauchte lange, um vernünftig anzubrennen. Immerhin roch es ganz angenehm, die Wolfsviecher (auf diese Bezeichnung hatten sie sich geeinigt) hatten sie nämlich in einen Fichtenwald getrieben, und die unteren, nadellosen Zweige, die sie von den Bäumen brachen, waren noch am trockensten und brannten am besten.

"Okay, was wissen wir?", fragte Rewi, als sie sich um ihr Feuerchen gescharrt hatten.

Sie machten eine Bestandsaufnahme, bei der sie herausfanden, dass sie alle auf demselben Stand waren – nämlich komplett planlos. Sie hatten alle keine Handys dabei, nur die Klamotten, die sie am Leibe trugen, und Petrits Feuerzeug.

Natürlich beschuldigten sie sich alle einmal gegenseitig, irgendwas ins Essen getan zu haben, und beruhigten sich dann wieder, um sich etwas konstruktiver Gedanken über die Lage zu machen.

"Wir haben also alle so was wie ein Blackout", stellte Rewi fest.

"Mich beschäftigt eher die Frage, wo wir hier sind. Das ist doch nicht normal, was wir hier erleben, oder?", fragte Felix. Es hatte einige Dinge gegeben, die ihn verwirrt hatten, aber noch traute er sich nicht, seine Theorien zu äußern. Es war zu abstrus.

"Nachts mit Wölfen im Wald. Wie in so 'nem Märchen", murmelte Petrit, der immer noch ab und zu über die Schulter sah, um die Schwärze um sie herum auf Bewegung zu überprüfen.

Rewi stocherte mit einem Ast im Feuer herum. "Wisst ihr, was mich abfuckt? Ich weiß einfach überhaupt nicht, warum das hier passiert ist. Das macht mich richtig wahnsinnig, als hätte man gar keine Kontrolle darüber, was so passiert im Leben. Was haben wir denn gemacht, dass wir hier gelandet sind?"

Felix hielt sich seinen Bauch, der sich immer noch flau anfühlte. "Na, wir sind in einen See gesprungen. Das haben wir alle gemeinsam."

Petrit lachte plötzlich. "Vielleicht hatten wir ja gar nichts unter Kontrolle."

A Day in The Lake [Rewinside|Rotpilz|Petrit-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt