[6] Schwarzfell

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"Ja, aber glauben Sie denn wirklich, Herr Professor", fragte Peter, "andere Welten sind überall zu finden, und einfach nur so um die Ecke herum?"
"Nichts ist wahrscheinlicher", antwortete der Professor. Er nahm seine Brille von der Nase und putzte sie sorgfältig. Dabei murmelte er: "Ich frage mich wirklich, was sie ihnen eigentlich auf den Schulen beibringen."
– Die Chroniken von Narnia

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Kapitel 6: Schwarzfell

Die Nacht in der Wildnis zu verbringen hat einen entscheidenden Vorteil: Man hat überhaupt kein Problem damit, aufzustehen. Es ist so kalt und klamm und ungemütlich, man kann es gar nicht erwarten, wieder auf die Beine zu kommen und den Kreislauf in Gang zu kriegen. Man hüpft sogar freiwillig auf der Stelle herum und macht Morgensport, wenn man es denn so nennen will.

Sobald es hell war, dachte niemand mehr an schlafen.

"Lasst uns einfach schnell weiter", bat Felix, durchgefroren und noch nicht sonderlich gut gelaunt.

"Eh... und in welche Richtung? Ich Dummkopf hab mir natürlich nicht gemerkt, von wo wir gestern gekommen sind", gestand Rewi.

Felix sah sich um. Im Hellen sah alles ganz anders aus.

Petrit lachte.

"Junge, was?"

Petrit zuckte mit den Achseln. "Ihr seid einfach die schlechtesten Minecraftspieler aller Zeiten."

Rewi verdrehte die Augen. "Junge, was?!", wiederholte er.

Petrit deutete auf einen Baum hinter sich. "Ich hab Markierungen gemacht. Zur Orientierung."

Felix lachte laut drauf los. "Geil."

"Ja okay, gut. Also hier lang?", fragte Rewi und deutete in die entgegengesetzte Richtung.

Sie waren alle einverstanden und stapften los.

Es dauerte nicht lang, da hatten sie den Fichtenwald wieder verlassen und fanden sich in einem Laubmischwald. Felix Stimmung hob sich deutlich, denn das Licht war hier viel freundlicher, und bald tauchten auch die ersten Blumen auf. Weiß und violett diesmal, und wieder bildeten sie ganze Teppiche unter ihren Füßen.

Er beschloss, dass er seine Gedanken nicht länger für sich behalten konnte.

"Wartet mal."

"Kannst du nicht mehr?", fragte Rewi, und klang dabei nicht mal spöttisch.

"Nee, alles gut. Aber guckt euch mal um. In was für einem Wald sind wir hier?", fragte Felix.

Rewi starrte zu den Baumkronen herauf. "Buche?"

"Ja, richtig. Buche. Aber fällt dir sonst nichts auf?"

"Die Blumen sind mega schön, hab ich noch nie gesehen", meinte Petrit.

Felix nickte. "Stimmt, ich auch nicht, nicht in dieser Kombination. Und jetzt guckt euch vielleicht noch mal die Blätter an den Zweigen an. Sind die nicht ein bisschen klein, und vor allem ziemlich krass grün?"

"Junge, wann sind Blätter denn nicht grün." Rewi war irritiert und wurde langsam ungeduldig.

Also erbarmte sich Felix. "Die Blumen, das sind Buschwindröschen und, ich glaube, Lerchensporn. Wisst ihr, wann die blühen? Im FRÜHLING! Weil das die einzige Jahreszeit ist, wo noch genug Licht zum Waldboden kommt! Junge, wir haben die ganze Nacht gefroren – weil wir eben nicht mehr Sommer haben, okay? Egal wo wir sind, es ist fast ein ganzes Jahr vergangen!"

A Day in The Lake [Rewinside|Rotpilz|Petrit-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt