2. Türchen

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AU
POV. Louis

,,Mr. Styles? Könnten Sie mir das mit dem Okazakifragment noch einmal erklären? Irgendwie will das noch nicht in meinen Kopf rein", sage ich kleinlaut, während mein Lieblingslehrer und Crush neben mir steht.
,,Aber klar", erwiedert er nett und beugt sich zu mir hinunter. Dann beginnt seine tiefe Stimme zu erklären.
Eigentlich bin ich echt gut in Biologie. Jedoch lasse ich mir gerne noch etwas von Harry erklären. Ja, ich nenne ihn Harry.
Wir beide kennen uns immerhin schon lange.
Er ist seit dem ich acht bin unser Nachbar.
Damals hat er angefangen auf Lehramt zu studieren und nun sitze ich in seinem Bio-Kurs.

Früher haben wir oft miteinander gespielt. Vor allem in seinen Semesterferien, an denen er nicht zu seiner Familie ging, unternahmen wir nahezu jeden Tag etwas.
Einmal haben wir zusammen die ganze Straße mit Kreide bunt gemalt.
Oder wir sind zu einer Wiese gelaufen, haben uns hingelegt und dachten uns Geschichten zu den Wolken aus.
Heute machen wir das leider nicht mehr...

Das Haus ist kalt uns leer als ich zurück komme.
Ich bin ein Einzelkind und mein Vater machte sich kurz nach meiner Geburt aus dem Staub.
Von da an waren es immer nur meine Mama und ich. Und irgendwann dann auch Harry.
Für ihn war es so wie selbstverständlich auf mich aufzupassen, wenn meine Mama Spätschicht im Krankenhaus hatte.
Ich habe Harry schon immer angehimmelt.
Jedoch haben wir uns in den letzten Jahren immer mehr entfremdet.
Erst Anfang der 11. Klasse, als fest stand, dass er mein Biologie Lehrer sein wird und mich versucht zum ABI zu bringen, hat er mehr als deutlich gemacht, dass wir nun nur noch Lehrer und Schüler sind.
Damit hat er mich verletzt.

Ich spüre, wie mich diese Gedanken immer tiefer in meine Depressionen werfen.
Diagnostiziert wurde ich damals mit 15. Selbstverletzt habe ich mich nie.
Jedoch bin ich sowas wie Dauer-depri.
Glücklicherweise habe ich mich damit abgefunden.

Anstatt mich abzulenken, wie ich es normalerweise tue, wenn es wieder schlimmer wird, setzte ich mich an meinem Laptop und schaue mir alte Fotos von Harry und mir an.
Jung, unbeschwert, glücklich.

Das ich schwul bin habe ich damals gemerkt, als ich mit 15 hart geworden bin, als Harry nur mit einem Handtuch bekleidet aus unserem Badezimmer kam, weil es bei ihm kein warmes Wasser gab.
Unter den Vorwand Hausaufgaben zu machen, hatte ich mich auf mein Zimmer geflüchtet und masturbiert.

Ich bin verliebt in meinen Lehrer, der für mich immer schon mehr großer Bruder war, als Autoritätsperson.

Seufzend schlage ich meinen Laptop zu, verdunkle mein Zimmer und lasse mich langsam in die Kissen sinken, ehe ich einschlafe.

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Zwei Tage später sitze ich mit schlechtem Gefühl Bio-Saal.
Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht.
Eigentlich könnte mir das egal sein, ist es jedoch nicht. 
Vorallem nicht, als Harry mich zur Kontrolle aufruft.
,,Tomlinson, haben Sie ihre Aufgaben erledigt?" fragt Harry mich, als ich ihm auf seine erste Frage nicht antworte.
Ich senke meinen Blick und schüttle den Kopf.
,,Und was hat Sie davon abgehalten?"

Meine scheiß Gedanken, die mir keine Luft zum Atmen lassen!
Will ich am liebsten sagen, lasse es jedoch lieber.
Stattdessen zucke ich nur mit den Schultern.
Harry geht um das Pult herum und lehnt sich mit grimmingen Gesichtsausdruck dagegen.
Die Arme hat er verschränkt. Seine langen Haare sind zu einem Dutt zusammen gebunden.

,,Haben Sir so viel wichtigeres zu tun?" fragt er mich erneut.
Ich kann die Belustigung in seiner Stimme hören. Ein paar Leute im Saal Lachen leicht.

,,Ich mache einen Vermerk und werde mich mit Ihren Eltern unterhalten."

,,Da gibt es nur meine Mum und das weißt du genau. Außerdem ist das übertrieben. Ich habe doch bloß meine Hausaufgaben vergessen und nicht deinen Kittel angezündet."
Ehe ich überhaupt realisieren kann, was ich gerade gesagt hab, sehe ich wieder zu Harry, der mich nun böse anstarrt.
Er kommt mit einigen langen Schritten auf mich zu und bleibt ganz nahe vor mir stehen.

,,Wenn Sie mich noch ein Mal duzen, verweise ich Sie zum Rektor, Tomlinson.
Respekt ist etwas, das ich in meinem Kurs erwarte.
Ganz egal was mal war, wir sind hier in der Schule. Ich habe einen Bildungsauftrag, den ich Ihnen vermitteln will. Verstanden?!" schauzt er mich schroff an.

Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen.
Der Mann, der mir so viel beigebracht hat und damit meine ich nicht Wissen im Unterricht, tut mir schon wieder weh, oder das er es merkt.

Ich sehe nach oben, direkt in Harrys zornige Augen.
Er sieht mich erschrocken an, als er bemerkt, dass ich weine.
Ich nehme mir schnell meinen Rucksack und flüchte aus dem Saal.

Scheiß doch auf Harry Styles, scheiß auf alles.

Zu Hause bin ich mal wieder allein.
Ich gehe direkt in mein Zimmer und schlafe einfach nur.
Um 14.00 Uhr werde ich von der Türklingel geweckt.
Verschlafen und mit immer noch verheulten Augen gehe ich zur Tür und öffne diese.
Vor mir steht Harry.
Er hat die Haare nun offen. Sie sehen sehr konfus aus, aber es steht ihm.

,,Uhm, hallo, Louis", sagt er leise.
,,Mr. Styles", erwiedere ich trocken.
,,Du, du hast deine Materialien einfach auf dem Tisch liegen lassen. Und dein Handy. Ich dachte ich bringe es dir vorbei."

Nickend nehme ich die Unterlagen entgegen.
,,Sonst noch was?" frage ich gereizt, als er noch immer in der Türschwelle steht.
,,Ich will mich entschuldigen. Es tut mir leid, es ist einfach mit mir durchgegangen. Ich hätte dich nicht erst demütigen und dann anschreien dürfen.
Mir passiert es auch oft, dass ich dich duze. Ich weiß nicht warum ich so böse geworden bin.
Du kennst mich doch, normalerweise bin ich nicht so."

,,In letzter Zeit bist du immer öfter so kalt und unfreundlich zu mir.
Du hast mich mit aufgezogen. Aber du tust du, als ob wir uns nicht jahrelang fast jeden Tag gesehen hätten.
Dank dir kann ich die Lyrics von jedem Queen Song mitträllern, du hast mir gezeigt, wie man schwimmt! Mit dir habe ich das erste mal Muffins gebacken, wir haben zusammen Horrorfilme geguckt, obwohl ich viel zu jung war und als ich dann in der Nacht Angst hatte, hast du mich beruhigt, mich in den Arm genommen und bei mir geschlafen.
Dank dir weiß ich, wie man liebt. Aber ich weiß leider auch, wie es sich anfühlt, wenn mein Herz gebrochen wird."

,,Louis, was soll das heißen?" fragt er mich verwirrt.
,,Ach ist doch egal, vergiss es einfach."
Ich will Harry endgültig raus schieben, da packt er mich an den Schultern, tritt ins Haus ein und drückt mich gegen die Wand.

,,Was meinst du mit 'Ich hab dir beigebracht wir man liebt', huh?"
Ich sehe in seine Augen.
Er schaut mich liebevoll an, jedoch auch verwirrt.
Aufeinmal schaltet mein Kopf komplett aus.
Ich lehne mich nach oben und verbinde Harrys Lippen mit meinen.
Die Zeit bleibt stehen und nichts passiert.
Als Harry anfängt den Kuss zu erwiedern rollen bei mir Tränen.

Ob Tränen der Erleichterung oder der Trauer weiß ich nicht.

Larry Adventskalender 2018Where stories live. Discover now