5. Kapitel

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"Blay Gress, seit sieben Jahren dabei, empfohlen von Sawyer Fejt", stellte ich mich laut und deutlich vor, nachdem mir bekannt gegeben wurde, dass unser Gespräch aufgezeichnet wurde.
"Gut. Hast du eine Ahnung, warum du hier bist, Blay Gress?", Winkefinger, wie mir der Typ vorgestellt wurde, der mir nach wie vor die Waffe an den Kopf hielt, schubste mich weiter in die Mitte des Raumes, wo ein roter Kreis auf dem Boden war, Durchmesser einen Milimeter breit. Mit einem unauffälligem Blick nach oben bemerkte ich ein Jagdgewehr, welches in der Decke montiert wurde. Das ich nicht wusste, wo der Auslöser war oder wer ihn hatte, machte mich innerlich irre.
"Nicht die leiseste", antwortete ich ehrlich und trat vor die anderen sechs Männer, in der Mitte groß und fett, in einem Anzug, den nichtmal ein Anwalt sich leisten könnte, der Big Boss, niemand wusste seinen Namen, alle nannten in Big Boss. Dieser hatte bis jetzt noch nichts gesagt und mich nur argwöhnisch gemustert, was ich nur widerwillig über mich ergehen ließ.
"Sawyer hatten einen guten Geschmack, wenn es darum geht, wer am besten einen Job erledigen kann. Er war es, der uns auf dich ansetzte und uns auch auf die Idee brachte", ich wusste nicht, ob es mir erlaubt war, Fragen zu stellen, weswegen ich die Klappe hielt. Doch zu gern hätte ich gefragt, auf welche Idee Sawyer diese Männer gebracht hatte. Der Anwesenheit von Winkefinger war ich mir nur allzu bewusst, man vergaß nicht, dass eine 9mm auf einen gerichtet war, wenn man den Abzug praktisch im Nacken spüren konnte.
"Deine Beschwerde über den neuen, Max, war es", die Stimme von Big Boss war es, die ich draußen gehört hatte, als ich geklopft hatte. Man hörte ihr deutlich an, dass sie schon viele Flaschen Wisky und viele Joints hinter sich hatte, vermutlich noch was stärkeres.
"Wusstest du, das er mein Sohn war?", ich konnte nicht anders, ich schnappte nach Luft. Das war es also, ich wurde ermordert, weil ich den Jungen des mächtigsten Mannes der Drogenszene beleidigt und angeschwärzt hatte.
"Ja, er war mein Sohn. Und ein stolzer Vater hört es nicht gern, wenn sich jemand über seinen Sohn beschwert. Aber du hattest recht, er ist nicht dazu fähig, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Ehrlich gesagt, hatte ich nur nach einem Grund gesucht und du hast ihn mir gegeben", damit nickte Big Boss und einer der Männer trat einen Schritt zurück und öffnete den Schrank, vor welchem er gestanden hatte.
Heraus fiel eine Tüte, in ihr etwas schweres, großes, was ich im ersten Moment nicht erkannte. Laut polterte es auf den Boden und drehte sich auf den Rücken, da erkannte ich den starren Körper Max', in der Stirn ein blutiges Loch, die Augen weit aufgerissen, der Mund zu einem Schrei geöffnet. Mir entfuhr ein Keuchen, was Big Boss zum Grinsen brachte.
"Manche sind einfach nicht dafür gemacht, in die Drogenszene einzusteigen, so ganz ohne Hilfe. Deswegen habe ich eine Aufgabe für dich, du zeigst mir, dass du jemanden in die Drogenszene einführen kannst, dass jemand es schafft, unter deiner Fittiche genug Drogen zu verkaufen. Dann vergesse ich auch, dass du meinen Sohn umgebracht hast", ein selbstgefälliges Lächeln erschien auf seinen Lippen, als ich mich von dem Gesicht Max' abwandte und ihn ansah. Ich biss mir auf die Lippe, so stark, dass ich nach wenigen Sekunden bereits Blut schmeckte und überlegte. Lebendig würde ich sowieso nicht mehr hier herauskommen, aber konnte ich es verantworten, jemanden hier reinzubringen, in die gleiche Situation wie ich?
"Geht klar", knurrte ich nach einigen Sekunden zwischen zusammengebissenen Zähnen und Big Boss' Lächeln wurde breiter. Er streckte die Hand aus, in meine Richtung und ich trat einen Schritt nach vorne, weg vom Jagdgewehr über mir und ich hatte das Gefühl, gerade aus einem Wasser aufzutauchen, in dem ich die ganze Zeit über gefangen war. So fühlt es sich also an, dem Tod knapp zu entrinnen. Ich ergriff die Hand des Bosses und schüttelte sie.
"Winkefinger, bringe doch bitte den Knaben herein. Blay wird sich absofort um ihn kümmern", ich wandte mich überrascht zu Winkefinger um und beobachtete ihn, wie er hinter einer Tür verschwand und Sekunden später eine weitere Person in den Raum stieß.
Es war noch ein Junge, ich schätzte ihn nicht älter als 18Jahre. Er hatte strohblonde Haare, war vielleicht einen halben Kopf kleiner als ich und trug schmutzige Wäsche, seine Hose war an den Beinen fast komplett zerrissen. Er erinnerte mich stark an mich selbst, als Sawyer mich zu Big Boss brachte, ich glaube, ich hatte nicht anders ausgesehen.
Winkefinger zwang ihn vor mir auf die Knie und gerade da bemerkte ich die Verfärbung um sein linkes Auge herum, seinen aufgesprungenden Mundwinkel und seine schmale Figur.
Seine Hände waren am Rücken zusammengebunden worden, ein zerflettertes Tuch, das sich in die Handgelenke des armen Jungen gefressen hatte. Seine Brust hob und senkte sich, deutlich vor Angst, dennoch sah er nicht einmal hoch, als würde er einem Befehl gehorchen, was er vermutlich auch tat.
"Wie ist dein Name?", fragte ich den Jungen vor mir, nachdem ich mein Erschrecken runtergeschluckt hatte.
"Er heißt Rider. Rider Wagd", ich musste mir den Kommentar verkneifen, dass ich ihn, Rider, gefragt hatte und nicht Winkefinger, doch ich wollte es nicht riskieren, das einer von uns oder wir beide hier noch das Ende fanden. Max' Tod hatte heute schon ausgereicht. Ich drehte mich zu Big Boss um.
"Können wir gehen?", fragte ich und er nickte. Ich beobachtete wachsam, wie Winkefinger auf den Jungen zutrat, um ihm das Band durchzuschneiden. 

"Sawyer ist absofort euer Ansprechpartner, ich werde mich ab und zu bei ihm melden, um herauszufinden, wie der Knabe sich macht. Wenn es nicht die gewünschte Antwort ist.. Du weißt, was dann ist", wie um es zu verdeutlichen, wichen seine Augen zu seinem Sohn, der im Leichensack vermutlich immer kälter wurde.

Ich jedoch nickte nur, trat auf den zitternden Jungen zu und griff nach seinem Arm. Nach außen hin sachte zog ich ihn hoch, doch er sah mich immer noch nicht an. "Komm, Rider. Wir gehen", ich zog ihn aus der Hütte heraus und kaun waren wir draußen, hörte ich schon, wie die Hütte von drinnen verriegelt wurde.
Benny stand an einem Baum in der Mitte der Hütte, er kam auf uns zu, als er mich sah und ich bemerkte seinen Blick, als er den Jungen hinter mir bemerkte. "Benny? Das ist Rider. Rider? Das ist Benny, mein bester Freund", wir waren mehrere Meter von der Hütte entfernt, doch ich sprach trotzdem leise. Man wusste nie, wo der Big Boss überall seine Ohren hatte.
"Hey, Rider", Benny's Stimme war freundlich, auch wenn er mir einen verwirrten Blick zuwarf.
Das erste Mal seit ich ihn kannte, sah Rider hoch und ich zog scharf die Luft ein. Die Verfärbung, die ich vorhin ausgemacht hatte, zog sich die komplette linke Seite seines Gesichtes entlang. Grüne Augen musterten erst Benny und dann mich, ich sah die Angst in seinem Blick.
"Komm Blay, äh.. Komm Rider, Jade wartet auf uns", Benny lief einige Meter zu seinem Wagen und ich folgte ihm, vergewisserte mich aber, dass Rider uns folgte. Ich würde ihn später noch fragen, wie er überhaupt in die Situation gekommen war, doch erstmal wollte ich ihn von hier wegbringen.

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⏰ Last updated: Oct 18, 2022 ⏰

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Freunde werden Gegner, glaub' mir, alles nur Verräter.Where stories live. Discover now