2. Kapitel.

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Ich lief mit gleichmäßigen Schritten die dunkle spärlich beleuchtete Straße entlang, meine braunen mit Kuhleder benetzten Stiefel machten kein Geräusch. Die Nacht war still, außer dem Rauschen des Windes hörte man in der Ferne das Wummen der Bässe, welche aus den unzähligen Bars an der Trade Street wummerten.
Mein Atem war still, langsam und gleichmäßig. Meine braunen Augen beobachteten die Umgebung, untersuchten jeden Schatten, welcher sich auch nur einen Millimeter bewegte.
Meine Hände hatte ich tief in den Jackentaschen vergraben als ich auf das Maccaroni zulief und an der Schlange vor der Bar vorbeilief. Tiefe, nervtönende, empörte Rufe verfolgten mich als ich den Türstehern zunickte und sie einen Schritt zurücktraten, um mich reinzulassen.
Schmunzelnd quetschte ich mich durch die Menschen die sich im normalen Bereich tummelten. Barmädchen in knappen Höschen liefen auf großen Stöckelschuhen umher und verteilten Getränke mit unmengen von Alkohol drinnen.
Kopfschüttelnd lief ich an einer Schlägerei vorbei wo bereits die Sicherheitsleute angerannt kamen, die Streithähne auseinanderrissen und getrennt voneinander auf den Boden zwangen. HAUSVERBOT schrien praktisch bereits ihre Gesichter als ich am VIP-Bereich ankam und eintrat.
Entfernt von den Menschen im normalen Bereich war es hier sauber. Keine sonderlichen Schlägereien oder auch nur einen bösen Blick konnte man hier entdecken. Jeder blieb für sich an seinem Tisch, was gut war. Anonymität war hier das A und O und es klappte.
Mit ausgeladenen Schritten lief ich zur Bar, ließ mich auf einen wackeligen Hocker fallen, welcher unter meinem Gewicht knarrte und ließ mein Portmonee auf den Tresen fallen, ebenso wie meine Box mit meinem letzten Joint. Benny, der Typ hinter der Bar, wie er sich gern selbst nannte, nickte mir zu. ,,Das übliche?".
Ich nickte, ließ meine Knöchel und meinen Nacken knacken und entspannte mich dann. Jetzt begann der Feierabend. Abgesehen davon, dass ich eigentlich nie Feierabend hatte, da der Big Boss vielleicht Unterstützung bräuchte und wenn man sich da nicht zur Verfügung stellte, hatte man schneller eine Kugel im Hinterkopf als man Kugel sagen konnte. Meine Kapuze zog ich mir von meinem Kopf und wuschelte mir durch meine plattgedrückten Haare, als Benny mir mein Glas Gin River vor die Nase stellte.
Ich nickte ihm kurz zu, als Danke und setzte das Glas an. Obwohl es relativ hartes Zeug war, was nicht jeder vertrug, hinterließ es bei mir nicht einmal ein Brennen als ich die braun-rote Flüssigkeit in einem Zug trank und das Glas zurück zu Benny schob. Er schmunzelte, drehte die braune, große Flasche auf und goss mir erneut das Glas voll. ,,Harte Nacht gehabt?".
Ich hob als Antwort die Augenbrauen und trank erneut einen Schluck. Dann drehte ich das Glas in meinen Händen und sah meinen besten Freund an. ,,Kannst du dir gar nicht vorstellen! Der Pisser von Max her, kam eine Stunde zu spät! Und das nur, da er sich unten an der Cloud Street mit einem Freimädchen vergnügt hat.", ich schnaubte genervt. ,,Wo du es doch so liebst zu warten", Benny grinste schadenfroh. Ich schüttelte meinen Kopf und hob meine rechte Hand wo ich Daumen und Zeigefinger Milimeter voneinander entfernt zeigte. ,,Ich war so kurz davor sein Gesicht mit diesem dämlichen Grinsen an die Wand zu scheuern und ihn auszuweiden. Ungefähr so wie bei dir jetzt wenn du nicht augenblicklich mit diesem grinsen aufhörst", ich warf ihm einen genervten Blick zu, was ihn jedoch nur noch mehr zum Grinsen brachte. Kurzzeitig war ich versucht, mein Glas nach ihm zu werfen, doch der Chef des Ladens hier hätte es nicht verstanden, wenn ich seine Barkeeper und die Ladeneinrichtung verunstaltete.
,,Wenn du eine Beruhigung brauchst, Stella hat heute Dienst", er deutete mit dem Kopf hinter mich, was mich veranlasste mich umzudrehen und das Barmädchen einige Tische entfernt zu mustern.
Stella war eine hinreissende, große, schlanke Blondine mit einem Ungaublichen Sinn für Schnelligkeit. Sie war verdammt gut mit Händen wie mit dem Mund und kam nur für nen zwanziger mit nach hinten in eines der Hinterzimmer, wenn sie den Mann kannte. Auch ich hatte einige Male etwas mit ihr und ich konnte mit guten Gewissen sagen, dass die Frau echt ihr Werk verstand. Sie ließ keine Zeit verstreichen und legte sofort selbst Hand an.
Ich drehte mich wieder um und zuckte mit den Schultern. ,,Später vielleicht. Erstmal muss ich mit deinem Boss reden. Ist er da?"-,,Hinten im Büro. Ausnahmsweise hat Sawyer mal gute Laune!", Benny seufzte. ,,Jaja lieber Freund. Du hast es nicht leicht!", ich trank den Rest meines Glases aus, ließ es mit einem lauten Knall auf dem Holz aufkommen und schob es dann zu Benny. Meine Kapuze wieder über den Kopf ziehend, stand ich auf, schnappte mir meine Sachen und lief am Tresen entlang Richtung Gang, von welchem sich mehrere Zimmer abzweigten.
,,Wie wärs mit Zahlen?", rief mir Benny gespielt empört hinterher, weswegen ich ihm den Mittelfinger zeigte ohne mich wieder umzudrehen. Sein tiefes Lachen ertönte hinter mir und ich ließ meine Hand wieder sinken. Als ich den braunen, dunklen Flur betrat, konnte ich im ersten Hinterzimmer lautes männliche Gestöhne hören, zweimal. Schwuchteln, schoss es mir durch den Kopf als ich angewidert das Gesicht verzog und meinen Laufschritt verschnellerte, weswegen ich kurze Zeit später vor der Tür des Bosses stand. Kurz wartete ich, atmete durch als ich dann klopfte.
,,Wer stört?", man hörte gleich an Sawyers Stimme, dass er gute Laune hatte als ich die Tür öffnete und den Raum betrat. Kurz nickte ich ihm zu ehe ich meinen Blick schweifen ließ. ,,Du hast umgeräumt?", fragte ich und musterte die braunen großen Holzschränke voll mit Akten, die sich an den Wänden aneinander reihten. Der Schreibtisch mitten im Raum war über und über mit Papieren, Zetteln und noch mehr Akten voll, weswegen man Sawyer schon fast nicht mehr dahinter erblickte.
,,Ah... unser Ausreißer!", ich trat auf den Schreibtisch zu ohne auf seine Bemerkung einzugehen. ,,Du hast umgeräumt?", fragte ich stattdessen erneut als ich mich weiterhin umsah. Der Teppich aus Echtfell wurde vom Schlamm meiner Stiefel verdreckt als ich vor dem Schreibtisch zum stehen kam. ,,Hab' ich, ja. Ich brauchte mehr Platz für die Akten. Neue Bewerber kommen täglich dazu. Auch einige aus dem Partyclub Ecke Cloud Street", er schmunzelte. ,,Ich darf doch?", ohne eine Antwort abzuwarten, setzte ich mich auf den Sessel vor seinem Schreibtisch und lehnte mich gemütlich zurück.
,,Also... Was gibt mir die Ehre, dass du mal hier vorbeisiehst?", Sawyer schob einen Stapel Akten zur Seite, damit er mich besser sah und lehnte sich nach vorn. ,,Ich benötige Nachschub. Hab nur noch einen", erklärte ich mein Anliegen doch Sawyer sah mich weiterhin an. ,,Wenn das so ist, wärst du bei mir viel früher aufgetaucht. Du wurdest vor zwei Stunden abgelöst. Nicht einmal ein Treffen mit Benny vorn an der Bar hätte so lange gedauert, außer wenn ihr beide zu Frauen mutiert wärt und euch über die neuste Mode unterhalten hättet. Aber dann wärst du nicht einmal jetzt hier bei mir. Also?", die blauen Augen von Sawyer verengten sich als er auf eine Antwort von mir wartete.
,,Der Neue... Max kam 'nh Stunde zu spät. Sei froh, dass es bei mir war, ich kann mich noch zusammenreißen bei sowas aber Finn oder Marvin hätten ihn schon längst Krankenhaus reif dafür geschlagen, dass er sie auch nur eine Minute warten ließ. Ich glaube, du solltest mal mit ihm reden, wenn du willst, dass der Kleine in der Branche länger durchhält als nur ein paar Tage.", ich lehnte mich zurück und sah meinem Boss in die Augen. Dieser nickte.
,,Geht klar. Danke für die Info. Und... Wende dich an Maiki. Der holt dir deinen roten Rauch!", er wandte sich von mir ab, wandte sich wieder dem Papierkram zu und ich wusste, dass das Gespräch für ihn zuende war.

Freunde werden Gegner, glaub' mir, alles nur Verräter.Where stories live. Discover now