XXIX

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Während ich den Weg zurück rannte, schaute ich auf mein Handydisplay, was wohl der Grund für die Benachrichtigung war.

U> Ich zähle bis 3
U> 1
U schreibt gerade...

Ich beeilte mich noch mehr, nahm meine Beine geradezu in die Hand und stolperte die viel zu vielen Treppenstufen hinauf. Bis ich dann endlich vor meiner Tür stand, auf meinem Handy die folgende Nachricht aufblinkte:

U> 3

Und ich nach einem tiefen Durchatmen die Klinke runter drückte.

"Du bist zu spät"

"Ich ähm war noch beschäftigt und ähm..."

"Beschäftigt?!", zischte er durch zusammengepresste Kiefer und sah mich warnend vom Fenster aus an.
"Willst du mich verarschen?! Was soll das?"

"Was soll was?", hakte ich nach.

"Na alles! Dein gesamtes Auftreten, was soll das?!"

"Wenn du mein Oberteil m-meinst, eigentlich woll-"

"Nicht dein fucking Oberteil! Warum bitte flirtest du da unten alle so an?!" Mir schien es, als würde er von Moment zu Moment aufgebrachter.

"Mach ich das?", hauchte ich verunsichert und wippte unruhig von einem Fuß auf den anderen.

"Ne gar nicht, ich schiebe Paranoia weißte! Lass es einfach mit deinem hin und her und entscheide dich langsam mal, was du willst!"

Er atmete einige Male tief ein und aus und schien sich langsam, aber sicher, zu beruhigen.

"E-entschuldigung, ich wollte d-das nicht" Meine Stimme bebte geradezu. Ich wünschte mir nichts mehr, als einmal den Mut aufzubringen, und meinen Standpunkt zu vertreten. Nämlich, dass ich mit niemandem geflirtet hatte. Stattdessen lief die erste von vielen Tränen meine Wange hinab, die seit Minuten in meinen Augen standen. Gott, bist du armselig!
Meine gesamte Aufmerksamkeit lag darauf, bloß kein Geräusch zu machen und ihm nicht zu zeigen, dass ich hier weinend in dem düsteren Zimmer stand, das nur von den paar letzten Sonnenstrahlen durch das Fenster erhellt wurde. Deswegen merkte ich auch erst, dass er mich umarmen wollte, als er mich sanft an meiner Taille zu sich zog und schließlich schützend an seinen Körper legte.

 Deswegen merkte ich auch erst, dass er mich umarmen wollte, als er mich sanft an meiner Taille zu sich zog und schließlich schützend an seinen Körper legte

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Ich fing nur noch mehr an zu weinen. Nach einer Weile setzte er sich auf mein Bett, platzierte mich halb auf seinem Schoß, halb neben ihm und nahm mich wieder in den Arm. Sein Hemd war an einer Stelle schon leicht feucht und sollte es in den nächsten Minuten nicht weniger werden.

"Hörst du bitte auf zu weinen?", flüsterte er gefühlvoll, aber trotzdem in einem befehlshaberischem Tonfall. Ich setzte mich einigermaßen gerade hin und schaute in sein Gesicht, zumindest dahin, wo ich es vermutete, da ich fast nichts mehr erkennen konnte.

"W-wenn jetzt jemand hier rein kommt, dann bist du tot... ich mache mir auf ewig Vorwürfe, dass ich dich... dein Leben ist am Arsch, m-mein Leben ist's genauso. Vielleicht sollten w-wir-"

"Denk nicht drüber nach, okay?"

Plötzlich ertönten laute Stimmen von draußen. Überwiegend männliche, aber auch einige weibliche. Sie wurden immer lauter und ich hörte Schritte. Der Bewegungsmelder vor unserer Tür schlug an.

"Ins Bad, los!", befahl ich hektisch und schubste Finn vor mir her, bis ich die Tür schnell schloss und verriegelte. Licht an.

"Chloe?!"

"Bin duschen!"

Es wurde die Türklinke heruntergedrückt. Zweimal.

"Ich will dich auch gar nicht weiter stören, ich wollte mich nur entschuldigen wegen vorhin. Du hast das falsch verstanden, ich wollte dich nicht angreifen oder so. Es ist nur... ich mach mir einfach Sorgen um dich"

"Ist schon okay, Lou. Reden wir später nochmal?"

"Ja, ja klar. Ich geh dann auch gleich nochmal zu den Jungs, Liam und Jayden und so. Mach dich erstmal fertig, ich sag dann Bescheid, wenn ich gehe"

"Okay!"

Von draußen war kurz Gepolter zu hören, dann ein Reißverschluss. Bestimmt ihr Koffer, den sie vom Schrank geholt hatte.

Ich drehte mich von der Tür weg in Richtung von Finn. Er stand lässig gegen die Wand gelehnt gegenüber von dem kleinen Waschbeckenschränkchen. Sollte ich das jetzt fragen? Aber irgendwie musste ich es ja, oder? Was, wenn er es nicht möchte?

"Also, pass auf...", flüsterte ich so leise wie möglich, und näherte mich ihm auf einen Schritt, "ich muss das irgendwie authentisch wirken lassen, also muss ich mindestens das Wasser aufdrehen. Hast du da was dagegen, wenn ich noch Haare wasche? Ich will echt nicht, dass das hier auffliegt"

Angespannt versuchte ich etwas aus seinem Blick zu lesen, was mir aber irgendwie nicht gelingen wollte.

"Mach einfach", hauchte er zurück und grinste kurz, bis ich das Wort ergriff.

"Dann dreh dich aber um! Wenn du gucken solltest, dann bist du ein Kopf kürzer", zischte ich fast lautlos und wand ihm den Rücken zu. Bevor ich mir mein Oberteil über den Kopf zog, schaute ich sicherheitshalber noch mal zu ihm. Alles gut, er ist zur Wand gedreht und sitzt auf dem Boden.

Ich holte mir den Duschkopf von der Wand, drehte das Wasser auf und entledigte mich so schnell, wie ich konnte, meinem schwarzen Top. Die ganze Zeit während des Waschens war ich bemüht, möglichst schnell fertig zu werden und bloß nicht daran zu denken, dass ich hier in schwarzem Spitzen-BH und in Jeans vor meinem Mathelehrer kniete und meine Haare wusch. Oder daran, dass er sich schon längst umgedreht haben könnte. Da ich aber zu viel Angst hatte, nachzuschauen, ob dies der Fall war, blieb ich lieber im Unwissen, bis ich endlich rechts neben mir zu einem Handtuch griff, meine Haare darin einwickelte und das Wasser abstellte.
Das geschah allerdings nicht, bevor ich mir nicht ein anderes kleines Handtuch um den Oberkörper wickelte und dieses festknotete, bevor ich aufstand.

Ich wagte einen Blick in seine Richtung.






F*cking TeacherWhere stories live. Discover now