XXXIII

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Anstatt auf meine Frage zu antworten, legte er sich so hin, dass ich ihm problemlos in die Augen schauen konnte.

"Du warst noch nicht oft weg, oder?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Paar mal, ich war schon in Frankreich und hab eine Tagesreise nach Dänemark gemacht, als wir mal an der Ostsee im Urlaub waren. Würde ja gerne mehr weggehen, aber mit wem schon? Meine Mum ist nie da, mein Dad schon gar nicht und außerdem verdient meine Mum gerade genug, dass sie die Miete zahlen und den Kühlschrank füllen kann. Die paar Klamotten, die ich hab, kauf ich mir von meinem eigenen Geld, wenn ich Ferienjobs mache und ja, da bleibt am Ende nichts übrig... Sorry, interessiert dich wahrscheinlich gar nicht"

"Tut mir leid, ich hätte vielleicht nicht damit anfangen sollen... wo würdest du denn gerne mal hin?"

"Hm... ähm nach Disneyland vielleicht? Nach Paris halt, so ganz klischeehaft, Stadt der Liebe und sowas... in so'n kleines Hostel, 'n bisschen auf den Straßen spazieren gehen, Menschen beobachten... nichts Großes jedenfalls"

Als ich ihm in die Augen sah, begann er zu grinsen ein leuchtender Blick lag auf ihm. Eine Sekunde vielleicht, dann war sein Gesicht wie verwandelt und er schaute durch und durch neutral.

"Naja, was machen wir heute überhaupt? Morgen ist ja Abschlusstag, ge? Diese Fahrt in so'n Nationalpark in der Nähe. Und heute?", wollte ich wissen.

"Wir fahren zuerst in den Zoo und nachmittags ins Anne Frank Museum"

"Yay", rief ich sarkastisch und verdrehte leicht die Augen, als er mich anlächelte.

"Ach komm, das überstehen wir auch noch... und außerdem ist es bald wieder Abend und dann..."

"Jaja weiß schon", antwortete ich leise und drehte ihm den Rücken zu, sodass ich die Wand anstarrte. Plötzlich reichte mir eine große Hand mein Handy und ein Arm umklammerte meinen Oberkörper.

"Muss duschen gehen", seufzte er und ließ mich alleine mit meinem Handy im Bett liegen.

"Schließt du ab?", rief ich so leise wie möglich, aus Angst, es könnte doch jemand hören und wartete auf eine Antwort.

"Hatte ich eigentlich vor, was'n das für ne Frage?"

Mittlerweile hatte ich mich aufgesetzt und musterte nun seinen -fast- nackten Körper akribisch, wie er so, nur in Boxershorts, vor mir stand. Als ich ein Räuspern vernahm, schaute ich erschrocken und mit hochrotem Kopf in seine Augen.
Ich hauchte ein "Sorry" und stellte mir gedanklich vor, wie ich im Erdboden versank. Das passierte leider nur mental, physisch gesehen saß ich immer noch in seinem Bett und versuchte, wieder auf eine normale Gesichtsfarbe zu wechseln. Meine Chamäleon- Fähigkeiten hielten sich leider Gottes in Grenzen.

"Wenn ich fertig bin, schick ich dir ein Foto, dann kannst du dein Gaffen zum neuen Hobby machen"

"Warte, woher hast du überhaupt meine Nummer?"

"Nobody knooows", lachte er und die Duschtür fiel zu. Kurze Zeit später drehte er das Wasser auf. Und die Tür... war offen?

Ich nahm das mal als Provokation. Er dachte bestimmt, dass ich in den nächsten Sekunden aufstehen und ihm ins Bad folgen würde. Aber ganz sicher nicht!
Als mir langweilig wurde, schaltete ich den Bildschirm meines Handys an und scrollt durch die neuen Benachrichtigungen. Mir schrieb natürlich wieder niemand, außer Lou.

L> Du hast die Kondome hier vergessen;) [23:56]

Sofort musste ich grinsen. Ich hoffte echt, dass sie mit mir reden wollte und nicht sauer oder so war. Am besten, wir würden uns nachher auf der Busfahrt aussprechen.
Das Rauschen des Wassers verstummte von einer auf die andere Sekunde, die Glastür der Dusche wurde geschlossen.

"Konntest dich ja doch zurückhalten"

"Zurückhalten? Ich hatte gar nichts vor!"

"Ach nein?", fragte er amüsiert und trat halb aus der Tür heraus. Er blieb mit einer Körperhälfte gegen den Türrahmen gelehnt stehen.

Ein Kopfschütteln meinerseits reichte, um ihn in Richtung Bett laufen zu lassen. Allerdings verfehlte er dieses knapp und öffnete das große Fenster hinter mir, durch welches man so gut Sonnenuntergänge und Teile vom Meer beobachten konnte.
Bis eben hatte ich auch nirgendwo anders hingeschaut, als in sein Gesicht. Doch plötzlich lief er um das Bett herum und ließ sich sitzend auf meinen Beinen nieder. Er musterte mein Gesicht.
Ich schwor mir, ihn nur dieses eine Mal auflaufen zu lassen. Ein einziges Mal und er würde sehen, dass ich ganz und gar nicht leicht rumzukriegen war. Nicht, wie er wahrscheinlich dachte. Also hielt ich seinem Blick eisern stand und setzte ein zurückhaltendes Lächeln auf.

"Du sagst ja gar nichts", bemerkte er.

Wieder schüttelte ich.

"Ah ich verstehe, ich hab dir die Sprache verschlagen!"

"Hast du nicht", erwiderte ich weiterhin lächelnd, "zieh dir doch bitte was an, Finn"

"Bitte was?!"

Ich machte eine leichte Handbewegung in Richtung seines Schrankes und er machte Ansätze, aufzustehen.

"Man ich wollte ein Mal hart bleiben und deinen Aktionen standhalten, okay? Damit du siehst, dass ich nicht leicht zu beeindrucken bin", erklärte ich ihm seufzend und wechselte lachend meine Position, setzte mich auf seine Beine, während er mit dem Rücken an der Wand lehnte, und funkelte ihn an.

"Und das wird jetzt was... genau?"

"Bisschen Spaß haben halt", kicherte ich und platzierte meine Hände auf seiner Brust.
"Findest du das also angemessen vor einer Schülerin nahezu nackt aufzutreten? Dachte das ist gegen zig Gesetze", fragte ich provokant lächelnd und setzte mich breitbeinig auf ihn.

"Ähm... naja"

Oh mein Gott! Konnte ich es wirklich schaffen und ihn verunsichern? Ich? Wo er doch stets mit sicherer Souveränität vor allem und jedem steht?

"Hab ich... Sie... da etwa verunsichert... Mr Evaaans?", hauchte ich verführerisch, zumindest hoffte ich, dass es das war, und strich gleichzeitig ganz langsam von seiner Brust ein Schlüsselbein, über seine breite Schulter und seinen Hals entlang, bis ich in den Bereich von seinem Bart kam. Dann setzte ich meine Bewegung schräg nach oben fort und endete an seinem Haaransatz, um seinen Kopf auf mich zuzubewegen. Meine Augen leuchteten, als ich seine Reaktion zu sehen bekam und er ein ganz minimales Seufzen nicht unterdrücken konnte.
Als ich ihn um den Finger gewickelt und unter Kontrolle hatte, und er von sich aus seinen Körper auf mich zu bewegte, setzte ich meinen vorher gefassten Plan in die Tat um. Kurz bevor sich unsere Lippen getroffen hätten, lehnte ich mich nach hinten und beobachtete mit vollster Aufmerksamkeit, wie sich sein Blick von zutiefst entspannt in geschockt wandelte. Als er dann auch noch seine Augen aufriss und realisierte, dass er da nur noch Luft vor sich hatte zum küssen, konnte ich mich nicht länger zusammen reißen und brach in lautem Gelächter aus.


F*cking TeacherHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin