9. Ein Geschenk und eine Kündigung

39 3 0
                                    

07.05.2017, Trier, Sara's Sicht

Es sind nun fast zehn Tage seit dem Vorfall in meinem Atelier vergangen. Seitdem hatten wir keine Zeit uns irgendwie zu treffen, was ich persönlich sehr bedauerte. Ich konnte wegen meinem Studium nicht und er wegen seiner Arbeit. Ich verstehe noch immer nicht, weshalb ich ihn fragte, was er von dem unfertigen Bild hält. Es war eine dumme Idee einfach... Er muss doch denken, dass ich komplett behindert bin. Ich muss jedoch gestehen, dass mich sein Lob sehr ehrte. Bisher wusste nur mein Ex, meine Oma und meine beste Freundin von dem Atelier. Normalerweise war es immer verschlossen. Niemand sollte was von diesen Bildern wissen... Dummerweise hatte ich vergessen den Raum anzuschließen, als Charel sich meine Wohnung ansah.

Aber ich muss sagen, seine Interpretation war herausragend. Er hat eine scharfe Beobachtungsgabe und kann gut die Gefühle anderer ermitteln. Er hat dieses Gemälde in Sekunden durchschaut.

"Der Künstler war in einem innerlichen Konflikt, wie es mir scheint. Die Gefühle von ihm sind in jedem Pinselstrich mit eingeflossen. Es drückt Wut, Angst und Sehnsucht aus. Der Künstler sehnt sich nach dem Hellen und Warmen. A..aber die Silhouette in der Mitte die nur verblasst da ist hält den Künstler ab...."

Er hatte meine Gefühle so gut erfasst und vermutlich wusste er auch, wer diese verblasste Silhouette war. Er musste einfach wissen, dass sie meinen Ex darstellen soll. Derjenige, weshalb ich immer so viel Angst hatte... Er war der Grund, für die ganzen deprimierenden Skizzen und Gemälde... Er hatte mich so gemacht... Er allein... Er ist schuld...

Aber Charel... Er lässt mich wieder glückich und geborgen fühlen. Er schenkt mir Sicherheit und auch irgendwie eine Art von Liebe. Ich würde sagen, dass ich mein Herz an ihn verloren habe. Es klingt naiv, aber ich sehne mich so sehr nach ihm. Sein Pullover ist zu meinem liebsten Kleidungsstück geworden, welches ich zum Schlafen benutze. Er kann mein nur mein Herz gestohlen haben, wenn ich jede freie Minute an ihn denke.

Dieb heißt im Franzözischen Voleur und Herz Couer. Daraus kann sich doch was machen lassen. Eine Geschichte. Ein Gedicht.

Voleur... Couer...
Dieb und Herz...
Eine bestohlene Person...
Zweisamkeit...
Gemeinsamkeit...
Beistand...
Geborgenheit

Voleur de mon coeur...

Ja! Das ist es! Ich werde ein neues Bild malen! Das Bild sollte sich aus einzelnen, dicken Pinselzügen bestimmen. Sie sollten trotzdem eine gleiche Richtung haben. Zwei Menschen sollten deutlich zu erkennen sein. Die Frau am Besten mit dem nackten Rücken dem Betrachter zugewandt und der Mann sollte sie beschützend mit einer Hand leicht halten. Ja... Das wird meine Zuneigung und Dankbarkeit genau ausdrücken können.
Die Hauptfarbe sollte blau sein. Blau ist eine wunderschöne Farbe finde ich. Sie hatte irgendwie für mich schon immer Geborgenheit symbolisiert. Auch wenn sie zu den kalten Farben zählt spendet sie mir Wärme und Sicherheit. Wenn es fertig ist werde ich es ihm schenken, wenn ich weiß, wann er mir mein Herz nahm.

(Beschriebene Bildüberlegung oben im Titelbild)

Ich stand auf und ging in mein Atelier. Nahm von dem Stativ das alte Gemälde und stellte eine große Leinwand auf. Es soll was besonderes werden. Einzigartig. Nur für ihn. Aber wenn er hierher kommt könnte er es sehen. Ich muss es also irgendwo verstecken... Vielleicht bei meiner Oma. Sie hilft mir bestimmt. Ja genau!

Mit dem Bild im Kopf werf ich mir den Kittel über mein Leib, trage neue Farbe auf meine Palette und mische mir verschiedene Blautöne. Dunkle Töne, fast schwarz und helle Töne, schon fast weiß.

Ich nahm mir verschiedene Pinselstärken zur Hand und fing mit großem Tatendrang an. Ich malte den Hintergrund und machte keine einzige Pause. Zu groß war mein Ehrgeiz! Ich malte bis in die Nacht.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt