6. Gedankengängen und Geheimnisse?

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27.04.2017, Paris, Charel's Sicht

Wie sie da nun in meinen Armen saß, zwischen meinen gespreizten Beinen und sich eng gegen meinen Körper presste, als wolle wer ihr was antun oder sie entführen, musste ich gestehen, stimmte mich dieser Anblick mehr als zufrieden. Sie schien so viel entspannter als vor wenigen Minuten, wo sie noch ohne Pause weinte und schluchzte. Dieser Moment zerbrach mir das Herz.

Ich hatte schon oft Frauen so aufgelöst gesehen und meist war ich auch der Grund, wie jetzt hier, doch es gab einen Unterschied. Bei den anderen kümmerte es mich nicht, doch bei Sara, bei meinem kleinen Kätzchen, fühlte ich mich schuldig. Ich wusste sofort, dass sie nicht breit war für diese Seite an mir. Noch nicht!

Ich will ihr langsam, Schritt für Schritt zeigen, was sie bei mir erwartet. Mit entging es keineswegs, wie empfänglich sie für meine Berührungen ist. Selbst im Schlaf jetzt rieb sie sanft ihr Kopf an meinen Händen.

Ich strichelte sie hinter ihrem einen Ohr und sie schenkte mir ein samtiges Schnurren. Entspannte Gesichtszüge erschienen nun und es erstaunte mich, dass ich dies schon durch eine so kleine Geste herbeiführen konnte. Sie war anders. Sie war etwas besonderes. Sie mag zwar selbstsicher auftreten und gut Paroli bieten, aber es ist nur eine Fassade. Ich vermute nicht, dass sie viele Facetten besitzt, vermutlich jedoch genügend, um mich von dem fernzuhalten, was sie zu verstecken versucht.

Eins konnte ich auf jeden Fall schon mal sagen, diese Frau war gebrochen... Vom Leben gezeichnet, schon mit so jungen Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie erlebt hatte bisher. Ich wollte es auch irgendwie nicht. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, dass sie vielleicht eine schwere Kindheit hatte. Manchmal wirkte sie so viel erwachsener, als manche Geschäftsleute, mit den ich es zu tun habe.

Dieser Ernsthaftigkeit kam aber bisher so gut wie nie vor. Ihre naive Seite schimmerte eher durch und diese Naivität war wie eine frische Frühlingsbrise. Sie erhellte das Dunkel, dass so oft bei mir herrschte. Sie war wie ein Licht. Ich wage den naiven Gedanken sogar zu sagen, dass wir einander brauchten. Sie suchte Schutz und brauchte ihn auch und ich. Ich suchte wem, dem ich mich anvertrauen konnte, der meinen trüben, grauen Alltag erhellen konnte und wieder Farbe in mein Leben brachte. U..und sie... Sie war die reinste Farbbombe. So fröhlich und aufgeschlossen. In ihrer Gegenwart fühl ich mich so unbeschwert und frei.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das wir mittlerweile Viertel nach elf hatten. Soweit ich mich erinnern konnte mussten wir um halb eins spätestens auschecken... Frühstücken muss sie auf jeden Fall und ein Ticket zurück zu ihr Heim benötigt sie ebenfalls. Es behagte mir nicht wirklich, sie allein mit dem Zug fahren zu lassen. Bus wär mir auch nicht lieber, genauso wenig, wie der Flieger. Am liebsten würde ich sie ja fahren, aber sie will nicht. Ich kann sie ja verstehen, aber jetzt. Jetzt müsste sie wissen, dass sie mir vertrauen konnte.

Was soll's. Darüber kann ich mir später noch nen Kopf machen. Jetzt brauchen wir beide erstmal was zu essen. Eine Dusche wäre auch nicht schlecht.

"Ok. Nicht alles auf einmal Charel. Eins nach dem anderen.", mahnte ich mich leise, darauf bedachte, meine kleine Prinzessin nicht zu wecken.

Ich streckte meine Hand nach dem Servicetelefon auf dem Nachttisch. Wählte die Nummer der Küche und bestellte einmal das Frühstück. Süß und herzhaft ist denke ich perfekt. Einen Kaffee werde ich ihr nicht bestellen, sonst dreht sie noch auf. Ich denke eine heiße Schokolade wäre jetzt das Richtige für sie.

Der Mann an der anderen Ende der Leitung informierte mich dann, dass sie in 20 Minuten dann mit dem Frühstück fertig sind und es zum Zimmer bringen. Er legte auf und ich stellte das Telefon zurück.

Sanft strich ich mit meinem Daumen über die zarten Wangen, meines Kätzchen. Wieder schnurrte sie und kuschelte sich an mich und mein Herz erwärmte sich augenblicklich.

Mon Voleur De Mon Coeur *ABGESCHLOSSEN*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt