Fifteen

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Mein Herz rast wie verrückt, schlägt mir bis zum Hals. Das feuchte Laub unter meinen Händen, dessen Schmutz sich bereits unter meine Fingernägel gegraben hat, fühlt sich schrecklich kalt an. Ich zittere am ganzen Leib und weiss nicht was die mit mir vorhaben. 

Die Kälte, die vom Boden sich bis in meine Knochen gefressen hat, hält mich fest im Griff. Wenn ich meine Zähne nicht so fest aufeinander beissen würde, dann würden sie lauter klappern als das Geschirr meiner Grossmutter. Ich kann nichts erkennen, meine Augen wurden seit meiner Entführung verbunden. 

Das Tuch liegt so eng an, dass immer wieder Tränen runter rinnen, obwohl ich nicht weine. Es ist nur eine natürliche Reaktion auf den starken Druck, der auf die sensiblen Organe ausgeübt wird. Ich weiss noch, wie es geklingelt hat und ich an die Tür ging, weil ich dachte, es wäre Dean. Denn nachdem mein Vater mich reingeholt hat, mussten sie wenig später gleich ins Krankenhaus. Ein Auffahrunfall in einem Tunell. 

Jeder Arzt musste ins Krankenhaus und so blieb ich alleine zurück. Niemals hätte ich gedacht, dass sie mich entführen. Nie. 

Wie es Dean geht? 

Sie müssen ihm fürchterliches angetan haben. Ich hätte nicht wegrennen dürfen, hätte ihm bestehen müssen. Doch das bin ich nicht. Gott! Wie feige ich war, ich schäme mich dafür. Es muss bereits Morgen sein, nehme ich zumindest an. Denn mir fehlt jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Aber nach dem Zittern meiner Muskeln- die höllisch schmerzen- zu urteilen, muss ich seit mehreren Stunden in der Kälte sitzen. 

Der Wind streift über mein Haar, fällt mir ins Gesicht und bleibt an meinen spröden Lippen hängen. Da meine Hände und Füsse gefesselt sind, kann ich sie mir nicht einmal hinters Ohr klemmen, oder gar weglaufen. Die Frage was sie von mir wollen, ist mein ständiger Begleiter geworden. 

Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht ihre Gesichter zu verhüllen. Und mit ihnen meine ich die Typen mit denen Dean immer rumhängt. Blake und Shawn, Brüder wie mir die Ähnlichkeit zwischen den Beiden verrät. Aber so wie ich das sehe, ist Blake der Anführer und Shawn nur ein Mitläufer, der alles tut was man ihm aufträgt. So hat er mich auch gepackt, als ich weg laufen, mich ins Wohnzimmer gestürzt habe, um die Polizei zu rufen. Doch er hat mir das Telefon aus der Hand geschlagen, dabei haben seine Augen aufgeleuchtet. Die mich unweigerlich an die eines Wolfes erinnert haben. 

Aber das kann nicht sein, oder?

Ich zucke zusammen, als ich Schritte höre, die sich nähern. Das gefallene Laub raschelt und die schweren Stiefel erzeugen ein Vibrieren, dass ich bis in mein Herz spüre. Das sich schmerzhaft und voller Angst zusammenzieht.

„Was wollt ihr? Wieso haltet ihr mich fest?", stosse ich zittrig aus, auch wenn ich ihnen damit verrate, dass ich mich vor ihnen fürchte. Oder vor dem was sie mir antun wollen. Niemand antwortet mir, aber das fehlen der Schritte sagt mir, dass sie in der nähe stehen geblieben sind. Ich schlucke, was mit trockener Kehle gar nicht so einfach ist.

„Meine Eltern werden mich suchen und wenn sie mich finden, dann ...", weiter komme ich nicht, denn jemand kommt auf mich zu und packt mein Haar. Zieht meinen Kopf daran nach hinten, sodass ich das Gesicht vor Schmerz verziehe.

„Das werden sie aber nicht, Süsse", flüstert mir jemand und streichelt über meine Wange. Ich drehe den Kopf weg, was Blake lachen lässt. Oh ja, ich weiss, dass er es ist. Denn Shawns Stimme ist weniger laut und nicht so voller Freude. Aber Blakes Stimme hingegen trieft nur so vor Freude. Er hat Spass anderen wehzutun. 

Zuerst Dean und jetzt mir. Was mich darauf schliessen lässt, dass sie mich nur wegen Dean entführt haben. Um ihn zu bestrafen, weil er mich nicht gemieden haben, so wie Blake es ihm aufgetragen hat. Wieso auch immer. Aber wenn man alleine, gefesselt und zitternd im Wald sitzt, denkt man über vieles nach. Auch darüber, wie ich mich in diese Situation gebracht habe. Ganz einfach, indem ich mich nicht von Dean ferngehalten habe, so wie er es mir immer wieder gesagt hat. Ich bin schuld. Ich ganz allein.

bernsteinfarbenWhere stories live. Discover now