Kapitel 8

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„Also die Burger hier sind phänomenal.", hielt Ella mit einem kurzen Schnappschnuss, natürlich mit dazu passendem Fotofilter, fest.

„Nur wird er dir kalt wohl nicht munden."

Ein süffisantes Lächeln meinerseits ließ Ella etwas gereizt ausschnauben.

„Ja, du hast ja Recht. Ich kann auch immer noch später auf allen sozialen Plattformen mit meinem Essen angeben."

Trotzdem brachte Ella es nicht fertig, auch nur einen Bissen mit Gabel und Messer zu nehmen, solange sie nicht wenigstens ein Bild des schmackhaften Burgers mit Pommes auf irgendeiner Plattform gepostet hatte. Im Gegensatz zu ihr hatte ich mich seit jeher darauf beschränkt, mit meinem Smartphone die Kommunikation lediglich über einen Nachrichtendienst zu betreiben. Bilder von niedlichen Kätzchen, appetitlichem Essen oder traumhaften Landschaften in einem mobilen Gerät zu betrachten, war mir zuwider, solange ich noch sehenden Auges war und jene Dinge in der analogen Welt erblicken konnte. Ellas Faible für diese Art der Sensationslust entzog sich meinem Verständnis, zumal die Realität doch so viele, schöne Facetten zu bieten hatte, die im Internet allesamt nur leere Hüllen darstellten.

„Und wie läuft es bei dir mit dem Dating?", fragte ich weniger interessiert als vielmehr höflich gemeint.

„Ich bin da schon seit Wochen mit so einem Typen am Schreiben, aber irgendwie scheint er nicht die Absicht zu hegen, sich mit mir zu treffen... Bezüglich dem Thema Dating..." Verschwörerisch wackelte sie mit ihren Augenbrauen. „Was ist das da zwischen euch, zwischen dir und Mr Black? Eigentlich hatte ich ihn ja vorrangig für mich reserviert, aber es kommt so selten vor, dass sich meine beste Freundin verliebt, sodass ich meinen Platz gerne an dich abtrete. Du weißt ja, wie ich schnell mich neu verlieben kann. Also mach dir deswegen mal keine Sorgen! Und als ich euch heute beide gesehen habe, wusste ich einfach, dass er vielleicht doch nicht meine große Liebe ist, aber eventuell ja die deine."

Sie schnipste mit den Fingern und lachte auf. Ella war immer für eine Überraschung gut, vor allem war sie dafür bekannt, wie schwankend ihre liebestollen Neigungen waren, weshalb ich diese zumeist nur mit einem müden Lächeln betrachtete, jedoch immer mit einer Packung Eis und Taschentüchern bereitstand, wenn sie wieder einmal enttäuscht worden war.

„Ella, da ist nichts zwischen uns.", erwiderte ich auf ihre haarsträubenden Mutmaßungen mit gewissem Nachdruck.

„Außer den tausend Funken, die zwischen euch sprühen? Dieser Energie, die den Raum gleich um ein paar Grad wärmer werden lässt? Wir beide haben uns doch diese Pause genehmigt, um genau darüber miteinander zu sprechen."

Ihre hochgezogene Augenbraue nagelte mich an Ort und Stelle fest. Diesmal würde ich mich nicht aus der Schlinge winden können, den in Ellas Augen blitzte es entschlossen auf. Seufzend erlag ich ihrer Unbeugsamkeit, denn hatte Ella erst einmal nach langen Zaudern Blut geleckt, war jeder weitere Widerstand zwecklos. So ungern ich auch über mein Innenleben sprach, so sehr sehnte ich mich danach, das Chaos in meinem Inneren zu bereinigen.

Daher weihte ich Ella ein. In alle relevanten Ereignisse der letzten Tage. Erzählte ihr die ganze Wahrheit, die ich bis zum jetzigen Zeitpunkt selbst nicht hatte begreifen wollen.

„... und so kam es, dass wir beide hier nun sitzen und ich weder ein noch aus weiß."

Mit leicht geöffneten Mund taxierte mich Ella erstaunt, als wäre mir ein zweiter Kopf aus der Schulter heraus entwachsen.

„Und wie war er?", fragte sie schließlich nach unendlichen Schweigesekunden.

„Wer?"

Das Herz des Diebes *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt