Kapitel 2

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Ich stand wie erstarrt da und sah zu, wie dieser fremde meine Wohnung betrat, sich umschaute und auf meiner Couch niederließ, auf der sich die Kissen und Decken zweier Tage Krise stapelten.

Ich musste zugeben, er sah wirklich gut aus. Mit seinen goldbraunen Haaren, den leuchtend grauen Augen, der geraden Nase und den vollen Lippen. Sein Gesicht war markant und er hätte wahrscheinlich einen ziemlich gefährlichen Eindruck gemacht, wären da nicht die vor Lachen glitzernden Augen. Natürlich war er perfekt gebaut, so dass sich ein Sixpack unter seinem Pullover erahnen ließ.

Doch nur weil er gut aussah brachte es ihm nicht automatisch das Recht ein, hier einzubrechen.

Ich lief instinktiv zum Telefon, das zum Glück gleich auf der Kommode neben mir lag und hielt es so, dass er es sehen konnte,

„Wenn du jetzt nicht sofort hier verschwindest, rufe ich die Polizei", meinte ich und schaute ihn finster an.

Er lächelte bloß schelmisch. „Setz dich, ich muss dir etwas erzählen" sagte er und zeigte auf das andere Ende der Sitzgelegenheit.

Ich stutzte, was hatte er mir bloß zu erzählen? Ich kannte ihn überhaupt nicht, doch meine Neugier siegte. Ich bewegte mich langsam, als würde er mich falls ich mich zu schnell bewegte, überfallen. Allerdings, ich lächelte über meine Gedanken, hatte er das schon längst getan.

Ich umklammerte das Telefon fester und setzte mich entschlossen hin. Was war wohl so wichtig, dass er es mir so früh am Morgen überbringen musste?

Oh Gott! Ich musste aussehen, als wäre ich gerade von einer Dschungel-Expedition kommen. Ich hatte ewig nicht mehr geduscht, geschweige denn Zähne geputzt oder mich anderweitig mit meinem Aussehen beschäftigt. Ich verspürte das dringende Bedürfnis ins Bad zu rennen und mich ein wenig frisch zu machen. Alleine lassen konnte ich ihn aber auch nicht. Oder?

Zehn Minuten kann er doch sicher noch warten, andererseits konnte ich keinen wildfremden in meinem Zuhause verweilen lassen. Wenn er mich ausrauben wollte, hätte er das schon längst tun können, dachte ich. Trotzdem will ich nicht, dass er auch nur etwas anfasst, denn wenn mir etwas heilig war, dann meine Wohnung. Mein Zufluchtsort und Beschützer. Für mich war es ja schon eine Katastrophe, wenn jemand die Tassen zu den Gläsern stellte.

„Du siehst so aus, als hätte ich dich in einer..ähh, unvorteilhaften Zeit erwischt", erwiderte er gedrückt und strich sich durch die Haare. „Soll ich Morgen wiederkommen, falls es dann besser passt?"

„Nein, nein, nein! Gib mir zehn Minuten, dann bin ich startklar." Ich war schon bei halber Strecke zum Bad, als ich mich noch einmal umdrehte. „Fass ja nichts an!", bedeutete ich ihm und verschwand im Bad.

Ich musste wahnsinnig sein. Mit dem Kopf an die Tür gelegt verfluchte ich meine Neugier. Wie konnte ich ihn bloß allein lasse. In meiner Wohnung!

Doch was sollte ich jetzt tun? Deshalb duschte ich im Akkord und steckte mir die Haare in einem Dutt fest. Ich, als fanatischer Ordnungsfreak, hatte mir für so einen Moment saubere Kleidung in einem Schränkchen verstaut. So hatte ich jetzt saubere Kleidung, die ich anziehen konnte.

Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine schlanke Statur durch die eng anliegenden Jeans betont und den dunkelgrünen Kapuzenpulli passend zu meinen dunkelgrünen Augen. Etwas Mascara, und ein wenig Lipgloss aufgetragen sah ich wieder annehmbar aus.

Es erschien ein schmales Lächeln auf meinen Lippen, so schlimm war das alles gar nicht.

Ich zog den rechten Ärmel meines Pullis etwas höher. Na gut, optimal war die Lage aber auch nicht.

Ich trat an die Tür, richtete mich auf und trat zurück ins Wohnzimmer.

„Hoffentlich erlebe ich jetzt nicht, was es heißt einen Fehler gemacht zu haben", dachte ich noch.

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Soooo, das war das zweite Kapitel.

Was sie wohl im Wohnzimmer erwartet?

Ich hoffe, dass es euch gefallen hat!

Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen,

Vivi

Our fight.Where stories live. Discover now