Wir drei...

Dad bemerkt meinen Blick, und senkt kurz schuldbewusst den Kopf. »Wir vier, meine ich natürlich.«

»Alles gut.«, winke ich ab und unterstehe dem Drang, ganz fest auf den Tisch zu hauen. Wie kann er nur sowas sagen? Denkt er denn garnicht mehr an Mum? Klar, sie hat uns alle hintergangen und verletzt, besonders ihn, aber sie ist doch seine Frau. Er hat sie mehr geliebt als alles andere und nun tut er so, als gäbe es sie nicht mehr. Als wäre sie nichts mehr, als ein Geist seiner Vergangenheit.

Dabei ist das nicht so.

Sie ist noch da. Irgendwie. Aber irgendwann wird sie von Koma erwachen und dann wird er es bereuen, sie so vergessen zu haben.

Oder?

Ich schlucke und schließe für einen Moment die Augen. Was rede ich mir da überhaupt ein? Selbst wenn Mum wieder aufwachen würde, nichts wäre mehr so, wie früher. Wir haben uns alle verändert und irgendwie... irgendwie hat das, was sie getan hat, alles zerstört. Es ist kaputt und komme was wolle, dass wird niemand mehr reparieren können.

»Ich hab dich so vermisst. Du... du bist so erwachsen geworden. Zumindest kommt es mir so vor, als hätte dich die harte Zeit zu einem selbstbewussteren Menschen gemacht und das ist wahrscheinlich das einzige, was mich davon abhält, mich selbst zu hassen. Für das, was ich getan habe, und dafür, dass ich einfach nicht für euch da war.«, höre ich die Stimme meines Vaters, doch ich öffne meine Lider erst, als er fertig gesprochen hat.

Sein Blick begegnet meinem und ich kann nur Aufrichtigkeit in seinem lesen. Er lügt nicht, dass ist schonmal klar, aber dennoch machen die Worte nicht das gut, was er uns angetan hat. Was er mir angetan hat.

Das er einfach gegangen ist.

»Es ist gut zu wissen, dass du es bereust.« Ist das einzige, was ich schweratmend herausbringe und ich unterstehe mich dem Drang, hinter diesen Worten noch einpaar Beschuldigungen anzuhängen.

Du brauchst nicht schreien, Ariana. So verzweifelt bist du nicht. Du bist gut ohne ihn zurechtgekommen. Und das schaffst du auch weiterhin...

Ich rede mir diese Sätze immer wieder ein, doch sie haben nicht den gewünschten Erfolg. Denn sie beruhigen mich kein Stück. Im Gegenteil, es scheint, als würde ich immer wütender werden und diese Wut in meinem Inneren nimmt mir all das gute, was seine Entschuldigung in mir bewirkt hat.

»Ich fühle mich wirklich mies wegen alldem und ich-«

»Mies?« Meine Stumme beginnt zu zittern, genauso wie meine Hände. Ich blinzle gegen die Tränen an, die wiederwillig hochsteigen und versuche gleichzeitig dieses schrecklichen Gefühl aus meinem Herzen zu verbannen.

Vergebens.

Dad öffnet den Mund, wahrscheinlich um sich zu verbessern, doch ich lasse ihm nicht die Chance dazu. »Du hast dich mies gefühlt? Weil du uns verlassen hast, in diesem gottverdammten Schicksalsschlag? Weil du nur an dich gedacht hast, und keine Sekunde an deine beiden Kinder, die dich in dieser Zeit am aller meisten gebraucht haben? Deshalb fühlst du dich mies?« Zum Ende hin wird meine Stimme immer lauter und ich bemerke, wie sich einige Gäste zu uns drehen, doch das ist mir so egal.

Sollen sie doch gaffen.

Sollen sie denken, ich wäre eine respektlose Göre, die ihren Vater anschreit.

Casanova ✓Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon