Prolog

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31. Oktober, Helloween

Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Dean hatte es wieder geschafft, mich mit seinen Gemeinheiten vor der gesamten Schule bloß zu stellen. Okay, ein Schließfach voller Rasierschaum ist vielleicht kein Weltuntergang, aber es hatte gereicht um mich zu verletzen. 

Um mir Tränen in die Augen zu treiben. Damit hatte er es einfach geschafft das Fass zum überlaufen zu bringen. Wie ich diesen Jungen hasste. Ich wusste schon gar nicht mehr, warum er es eigentlich auf mich abgesehen hatte. Es war einfach so und das schon seit Jahren.

Nachdem er die Sache mit meinem Schließfach abgezogen hatte, schwänzte ich die letzten Stunden und ging nach Hause. Dort war eh niemand, denn meine Eltern waren wie immer arbeiten. Es ist nicht leicht, die Tochter von zwei anerkannten Ärzten zu sein. Ständig werden sie an gepiepst und müssen Extra-Schichten machen. 

Somit musste ich schon früh lernen auf eigenen Beinen zu stehen. Wie oft hatte ich schon versucht, den beiden von meinem Problem mit Dean zu erzählen, aber jedes Mal, wurde ich durch irgendetwas oder irgendjemanden unterbrochen und mein Versuch wurde damit zunichte gemacht. Also habe ich es gut sein lassen und versucht, die Dinge selbst zu regeln. Wie man allerdings merkt, ohne Erfolg.

Wie immer sollte ich mit meiner Vermutung recht haben und im gesamten Haus, herrschte Stille als ich es betrat. Auch der gewohnte Zettel lag auf dem Küchentisch, mit den Aussagen: „Essen ist in der Mikrowelle" und „Wir lieben dich Mum und Dad". 

Ein leiser Seufzer entfuhr mir und ich lies den Tag genau so ausklingen, wie so viele andere auch. Allein. Auch am nächsten Morgen war alles wie immer. Meine Eltern schienen gar nicht erst nach Hause gekommen zu sein. Wahrscheinlich, haben sie wieder mal in der Klinik übernachtet. Ich stand etwas eher auf um die Dekoration vom Dachboden zu holen. Am Abend, würden die Straßen mit kleinen Geistern und Kobolden gefüllt sein. Halloween.

Ich konnte diesem Tag noch nie viel abgewinnen, da ich mich zu sehr vor allem gruselte. Warum dann nicht wenigstens das Haus schmücken?

Die unechten Kürbisse, stellte ich auf der Veranda auf, hing das Skelett vor die Tür und verteilte ein paar unechte Spinnweben am Haus. Kurze Zeit sah ich mir das geschmückte Haus an. 

„Das müsste reichen!", sagte ich zu mir selbst und sah kurz auf die Uhr. Ich hatte eh keine Zeit mehr um noch mehr Dekoration aufzuhängen. Gerade als ich wieder ins Haus gehen wollte, um meinen Rucksack zu holen, stockte ich in meiner Bewegung, als im Nachbarhaus die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. Es war das Haus von Dean.

Ja, wir wohnten fast nebeneinander. Das Schicksal meinte es eben nicht gut mit mir. Mein Blick huschte hinüber und dort stand er. Dean. Sein Atem ging schnell, als würde er sich über irgendetwas aufregen und seine Hände waren zu Fäusten geballt. 

Eigentlich, wollte ich meinen Blick wieder von ihm abwenden und ins Haus gehen, da mir nicht ganz wohl dabei war, dass ich ihn so anstarrte. Doch Dean war schneller. Ehe ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, wandte er seinen Kopf in meine Richtung und sah mir in die Augen. Innerlich, machte ich mich darauf gefasst, im nächsten Moment einen seiner demütigenden Sprüche zu hören, aber nichts. Er sah mir einfach nur tief in die Augen.

Erst in diesem Augenblick, fielen mir seine goldenen Augen auf. Obwohl, golden nicht der richtige Ausdruck für sie waren. Nein, sie sahen eher aus wie flüssiger Bernstein. Bernsteinfarben. Plötzlich, war ich wie gefangen in seinen Augen und war nicht in der Lage, mich von ihnen zu lösen. Dean war es, der zuerst den Blick abwandte und ihn auf den Boden richtete. Dann lief er auf einmal los. So, als würde er versuchen, vor etwas weg zu laufen.

bernsteinfarbenWhere stories live. Discover now