Kapitel 8

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Ich machte mich auf den Weg und senkte wie immer meinen Kopf. Und augenblicklich fing es an zu regnen. Zuerst ganz leicht, dann immer stärker. Einerseits hoffte ich, dass der Regen aufhört. Andererseits aber hoffte ich auch, dass sich durch den Regen niemand auf die Straßen traut.

Ich möchte nicht, dass jemand falsch von mir denkt. Mein blaues Auge war immer noch sichtbar, auch wenn ich versucht habe es zu überschminken.

Eigentlich ist "schminken" überhaupt nicht das richtige Wort. Ich habe einfach nur alles druafgeklatscht, was meiner Hautfarbe entsprach. Concealer, Puder, Lidschatten...alles was ich im Bad gefunden habe. So sah dann dementsprechend auch das Endergebnis aus, aber man sah es nicht mehr allzu deutlich. Zum Glück.

Letzendlich kam ich ziemlich durchnässt an.

Das Tor war verrostet und in großen Buchstaben stand da:

FRIEDHOF

Ich atmete nochmals tief durch und ging dann hinein. So viele Gräber waren hier. Und auch so kleine. Mir traten augenblicklich die Tränen in die Augen, wenn ich daran dachte, dass ganz kleine Kinder schon so früh gestorben sind.

Ich ging den Weg entlang, bog ein paar Mal ab, bis ich beim Grab ankam.

Jennifer Catherine Adams

07.08.1996 - 07.07.2013

Ich starrte das kalte Gestein an und wischte mir automatisch über die Augen.

Kein Spruch.

Keine Worte.

Nur ihr Name und ihre Lebenszeit.

Ich setzte mich hin und fing an alles sauber zu machen. Zupfte Unkraut und machte den Stein sauber. Als ich fertig war strich ich über den Stein und stützte meinen Kopf auf die Hände. Sofort fingen die Tränen an zu fließen. Nochmals.

"Jenny...wieso du? Wieso nicht ich? Keiner mag mich. Keiner schätzt mich. Du warst die Einzige. Und jetzt bist du nicht mehr da. Können wir nicht tauschen? Mein Leben hier ist einfach unfair. Jetzt habe ich niemanden mehr dem ich alles erzählen kann. Du warst immer für mich da, aber jetzt? Ich wünschte ich wäre statt dir..."

Ich schluchzte laut auf und hielt mir die Hand vor den Mund. Ich vermisste sie einfach zu sehr und ich weiß einfach nicht, wie ich es noch schaffen soll.

"Jenny...kannst du mir bitte etwas verraten? Wieso hassen unsere Eltern mich so? Habe ich etwas verbrochen? Seit unserer Geburt haben sie mich schon ignoriert...ich wüsste so gerne die Antwort."

Natürlich konnte Jenny nicht antworten. Wie auch?

.............

16 Uhr.

4 Stunden.

Und ich war ständig am weinen, aber ist das nicht normal? Ich stand langsam auf. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal über mich bringe, hierher zu kommen. Ich legte noch einmal meine Hand auf den kalten Stein und wandte mich um....und ich knallte in einen Mann.

"Tschuldigung", murmelte ich leise und wollte mich abwenden. Natürlich ging das nicht. Diese Person hielt mich am Handgelenk fest. Und wie jede andere Person bekam ich Panik und versuchte mich loszureißen.

"Lassen Sie mich los", schrie ich, doch eine Hand legte sich auf meinen Mund.

"Ich will noch nicht sterben", dachte ich die ganze Zeit und unterdrückte die aufkommenden Tränen. Und dann kam mir die rettende Idee.

Ich biss der Person in die Hand und es klappte. Sie lies los und fluchte leise. Ich drehte mich ruckartig um und wollte ihm in die Weichteile treten, doch dann kam der Schock. Es war gar kein Mann. Es war...wer wohl?

Die Hoffnung Stirbt zuletzt *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt