Kapitel 29

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Ich sah ihn an, der Ausdruck in seinen Augen versetzte mir einen Stich in die Brust. Diese Verletztlichkeit, diese Trauer.
Was sollte ich darauf antworten? Ich bin mir doch selbst gerade total unsicher. Sollte man überhaupt etwas darauf erwidern? Mein Gehirn ratterte und suchte nach einer passenden Antwort.
"Nein, du musst nichts antworten. Ist schon ok", sagte Leon und sah mich mit seinen blauen Augen an.
"Ich komme damit klar. Es ist alles gut."
Ich war im Moment einfach nicht dazu imstande irgendetwas zu sagen geschweige denn irgwndetwas zu machen.
"Komm, gehen wir frühstücken", wechselte er das Thema und lächelte. Egal wie sehr er versuchte so zu tun als wäre ihm es egal, er scheiterte kläglich. An den Augen erkennt man wie es der Person gerade geht. Die Augen verraten einen immer, egal wie sehr man es versucht. Dennoch war es echt süß von ihm, dass er sich Mühe gibt, das Thema zu wechseln.
Langsam und zögerlich nickte ich und lies es zu, dass Leon mich mit sich zog.
Unten angekommen stand Lea mit dem Rücken zu uns. Als sie uns hörte, drehte sie sich um, blickte uns an und drehte sich wieder zurück zum Herd. Kein "Guten Morgen" oder ähnliches. Sie war bestimmt noch sauer auf mich, oder auf Leon...oder auf uns beide.

"Ok, gehen wir draußen frühstücken", meinte Leon, als er die Stimmung seiner Mutter sah und schon zog er mich wieder aus der Küche.
Verwirrt sah ich ihn an.
"Was? Wieso? Wir können doch auch hier was essen, das wäre doch nur unnötig Geld-"
Er unterbrach mich.
"Mach dir um die Kosten keine Sorgen. So viel wird es jetzt auch nicht kosten, Kleines."
Meine Wangen erhitzten sich sofort etwas, als er mich "Kleines" nannte. Er lächelte mich an und sah mich wieder an. Dieser Ausruck der Verletztlichkeit ist aus seinen Augen verschwunden, doch ich wusste, dass er es nur überspielte.
"Komm!"
Er drückte mich ins Bad.
"Zähne putzen!"

Oh.

Hab ich ganz vergessen.

Hastig nickte ich und ging ins Bad, tat Zahnpasta auf die Zahnbürste und putzte mir die Zähne. Natürlich war da auch ein Spiegel, der Anblick von mir war aber leider nicht...der allerbeste. Erschrocken strich über meine Haare, die wortwörtlich in alle Richtungen abstanden, und versuchte sie mit meinen Händen zu kämmen. Nach fünf Minuten legte ich alles an den richtigen Platz. Meine Haare lagen wieder einigermaßen. Dann verlies ich das Badezimmer.
"Schön, dass du auch mal kommst", empfing mich Leon grinsend, ging ins Bad und lies mich stehen. Völlig überfordert, was ich denn jetzt machen könnte, blieb ich vor der Tür stehen. Mir wurde warm ums Herz, als ich wieder daran dachte, dass er mich "Kleines" genannt hat. ich weiß, dass ich klein bin,a ber aus seinem Mund hört sich das nicht beleidigend an, sonden eher...schön. Plötzlich ging die Tür auf und ich wäre fast am Boden gelandet, da ich mich an die Tür gelehnt habe.
"Hoppla", hörte ich seine Stimme dicht neben meinem Ohr. Ich spärte auch seine starken Hände auf meinem Rücken. Oh verdammt. Mir schoss die Röte ins Gesicht und rappelte mich schnell auf, bevor er mein Gewicht noch länger tragen musste. Um die Situation irgendwie zu umgehen ging ich auf seine vorherige Aussage ein und vesuchte mein Gesicht in  Kontrolle zu bringen.
"So lang habe ich jetzt auch nicht gebraucht, Großer!" Beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Leon hingegen lachte.
"Was besseres ist die nicht eingefallen? Ich bin doch kein 6-jähriger Junge."
"Das waren 5 Minuten", sagte ich ohne seine Aussage zu beachten.
"Ach Kleines, ich meins doch nicht so", sagte Leon und legte einen Arm um meine Schultern und zog mich die Treppen hinunter.
"Und gern geschehen", flüsterte er mir ins Ohr und schon standen wi vor der Tür. Ich wusste, dass ich mich noch nicht bedankt hatte...was ich eigentlich hätte tun müssen. "Danke", sagte ich daraufhin und schute peinlich berührt auf meine Finger. Zwei Sekunden später nahm er meine Hand in seine und hielt sie fest. Somit schaute ich auf unsere Hände. Seine Hand war so weich und so warm. Es fühlte sich so ungewohnt an. Trotzdem hatte ich einschönes Gefühl. Im nächsten Moment öffnete er die Tür und ich erwachte aus meiner Starre.
"Was? Warte! Ich kann doch nicht so aus dem Haus!", meinte ich panisch, doch Leon ignorierte mich vollkommen. Ich sah, dass er vollständig angezogen war und auch noch toll aussah. Und das in 5 Minuten.
"Leon!"
Ich versuchte seinen Arm von meinen Schultern wegzuschieben, doch er blieb hartnäckig und festigte seinen Griff nur noch.
"Leon! Ich meins ernst!" Schnell wandte ich mich aus seinem Griff und rannte die Treppen hoch. Mehr als 5 Stufen schaffte ich jedoch nicht.
"AHHH!"
"Hey hey hey!", ertönte Leas Stimme aus der Küche. 2 Sekunden später stand sie in der Tür und schaute uns böse an.
"Wenn ihr raus wollt, dann aber dalli. Hier sind auch noch andere Menschen, die in Ruhe frühstücken wollen."
"Ja Mom", erwiderte Leon genervt und zog mich aus der Tür.
"Du hast ja Mom gehört. Dir bleibt wohl keine andere Wahl", grinste er und zog mich weiter.
"Außerdem siehst du gar nicht so schlimm aus, mach dir da mal keine Sorgen."
Ich sah ihn an und verdrehte die augen.
"Jaja, musst ausgerechnet du sagen. Du stehst ja auch schon in Shorts und Shirt da, nicht mit einer Jogginghose und einem ausgewaschenen T-Shirt."
"Man Scar", seufzte er.
"Außerdem ist es Juli verdammt, da wird doch wohl kein Schwein in langer Jogginghose rumlaufen", nörgelte ich weiter.
"Ja wieso musst du dann auch so etwas Langes im Hochsommer anziehen?"
"Lass mich doch!"
"Dann brauchst du auch nicht rumnörgeln kleines!" Er lachte und nahm mich wieder an die Hand.
Wieder starrte ich auf unsere Hände.
"HEY SCAR", schrie mir plötzlkch jemand direkt in mein Ohr.
"Aaah! Was fällt dir ein du-"
"Freut mich auch dich zu sehen", meinte die Stimme ironisch. Leon hatte plötzlich meine Hand losgelassen und starrte dir Person neben mir mit funkelnden Augen an. Erst jetzt konnte ich der Stimme einer Person zuordnen.

"Boah, Alex! Schrei mir doch nicht gleich ins Ohr! Und schleich dich doch nicht so an mich ran!"
Er grinste und sagte: "Die Gelegenheit war einfach zu perfekt."
"Irgendwann platzt mein Trommelfell wegen dir."
"Da hat jemand aber gut in Bio aufgepasst", erwiderte er nur und scannte mich im nächsten Moment von oben bis unten ab.
"Hübsch siehst du heute aus."
"Einfach Mund halten, ich will nichts über das" ich zeigte an mir runter "hier hören, verstanden?"
"Ai ai Käptn!" Er grinste mich immernoch an, doch als er neben mich blickte, wurde er ernst.
"Oh, hi Leon."
Hat er Leon erst jetzt entdeckt oder wie?

Die beiden können sich nicht ausstehen, schon vergessen? Schon mal dran gedacht, dass er es mit Absicht macht?

Ich seufzte. Nein, habe ich nicht. Dafür aber erfolgreich verdrängt.
Statt zu antworten nickte Leon nur abweisend und starrte stur gerade aus während wir weiter gingen.
"Wohin wollt ihr?", fragte Alex neben mir.
"Frühstücken, und du?"
"Eigentlich gar nichts, habe euch nur durchs Fenster gesehen und bin euch gleich hinterher."
Ich zog meine beiden Augenbrauen überrascht hoch. "Beobachtest du uns immer?"
Er nickte.
Häh?
Mein Gesichtsausdruck musste wohl Bände gesprochen haben, denn er lachte sofort los.
"Was glaubst du denn? Natürlich nicht! Ich bin doch kein Stalker. Das war nur so zufällig."
Beschämend schaute ich weg und sah zu Leon. Er starrte immer noch weiter stur gerade aus.
Was dachte ich denn für einen Blödsinn?
"Ich komme mit euch frühstücken, ich habe auch noch nichts gegessen, ist das ok?"
Ohne zu überlegen nickte ich und war Sekunden später voller Motivation.
"Das wäre wirklich toll", sagte ich euphorisch und grinste. Ich nahm seine Hand in meine rechte und Leons Hand in meine linke. Erstaunt blickten beide auf unsere Hände, doch ich ignorierte es und ging glücklich weiter.
"Kommt schon, macht schneller! Wieso seid ihr so langsam?", fragte ich und zog beide weiter.
"Wieso auf einmal so gut drauf", fragten beide gleichzeitig, sowohl grinsend als auch überrascht. Als ob ich unter Drogen stand oder so musste ich auf einmal grinsen. Fragt mich bitte nicht was mit mir in dem Zeitpunkt geschehen ist.
"Ich frühstücke mit zwei meiner Freunde, mit den beiden tollsten Jungs auf dieser Welt!"
Auf einmal lachten beide los und sahen mich grinsend an.
"Oh mei, Scar, wie sehr du dich über solch kleine Dinge freuen kannst", sagte Leon während Alex mir zuzwinkerte und "Die kleine liebe Scar findet uns toll" sagte.
Genau in dem Moment hätte ich gerne ein Foto geknippst, um alles für immer festzuhalten, denn in beiden Augen lagen weder Hass noch Misstrauen gegenüber dem Anderen. Beide waren glücklich und lächelten. Sie sahen beide richtig süß und toll aus. Wenn ich mich entscheiden müsste, wen ich vom Aussehen besser fände und sie genau wie jetzt, mit strahlenden blauen bzw. grünen Augen und einem ehrlichen Lachen auf dem Gesicht dastehen sehe, würde ich mich niemals entscheiden können. Und ich hoffte einfach, dass ich das auch niemals machen muss. Egal wie sie einmal waren, jeder kann sich ändern. Man sollte sie niemals nach deren Vergangenheit beurteilen sondern nach dem was für ein Mensch sind. Im Hier und Jetzt. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Auch diese beiden.


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Hallihallo :)
Ich versuche jetzt etwas öfter etwas hochzuladen, ich hoffe, dass es auch klappt.
In 3 Tagen sind endlich Osterferien-whoop whoop :D
Habt ihr was besonderes vor? ❤️
xxQue

Die Hoffnung Stirbt zuletzt *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt