Kapitel 2

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„W-wir...ziehen um."

„BITTE WAS?!", rief ich aufgebracht.
Das konnte nicht sein Ernst sein.
Geschockt und zugleich auch wütend blickte ich zu ihm auf.
Er sah mich entschuldigend und verzweifelt an.

„N-naja... Es ist wegen Lisa. Weißt du?
Wir sind jetzt schon ein paar Jahre zusammen und...wir hatten da die Idee...", stotterte er unsicher.

„Komm auf den Punkt.", entfuhr es mir harsch.

„Wir wollten zusammenziehen. N-nicht weit weg oder so...Nur zwei Kilometer von hier entfernt. Wir haben gestern den Mietvertrag unterschrieben.", sagte er nun schon etwas sicherer.
Ich konnte es nicht glauben!
Es war alles beschlossen und das hinter meinem Rücken.
Ich dachte durch den Tod meiner Mutter wären wir zusammengeschweißt und wir würden uns alles erzählen.
Die Wut brodelte in mir.
Mein Vater sah mich nervös an, aber ich konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen.
Dafür war ich zu enttäuscht.
Das schlimme war ja nicht mal, dass wir umziehen würden, was mich störte war wann und wie ich es erfahren hatte.
Vor allem störte mich, dass es schon beschlossen war.
Ich meine, selbst der Mietvertrag war bereits unterschrieben und das alles ohne, dass ich auch nur den Hauch einer Ahnung hatte.

Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen hoch und knallte die Tür meines Zimmers zu.

„Jae, warte doch.", rief mein Vater noch von unten.

Ich schmiss mich auf mein Bett, nahm mein Handy raus und wählte die Nummer von Sarah.
Sie war die einzige, die mich jetzt aufmuntern konnte.

„Hi, Jae!", rief eine helle Stimme aus dem Handy.

„Hey.", sagte ich weniger erfreut.

„Oh nein! Schieß los. Was ist passiert?"

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte und sie hörte aufmerksam zu. Das war auch etwas, was ich an ihr liebte. Sie hörte zu und zwar immer.

Nachdem ich geendet hatte und meinen ganzen Frust vor ihr ausgeschüttet hatte, hörte ich ein Seufzen.
Eine Weile war Stille, aber dann fing sie plötzlich an zu reden.

„Jae...?", fragte sie unsicher.

„Kann es sein, dass du eventuell ein ganz kleines bisschen überreagierst? Ich meine, ich verstehe dich voll und ganz und dass dein Vater einfach so alles beschlossen hat, ohne dich zu fragen war wirklich blöd, aber freust dich denn nicht ein kleines bisschen für deinen Vater?
Deine Mutter ist jetzt schon seit 10 Jahren weg.
Findest du nicht, dass es gut ist, dass er langsam wieder glücklich wird?"

Ihre Worte brachten mich zum Nachdenken.
Irgendwie hatte sie ja Recht.
Vielleicht war ich unfair.

„Mh...", brummte ich. Sie hatte einfach immer Recht.

„Na siehst du?", sagte sie.
„Gib Lisa und vor allem deinem Vater eine Chance. Er hat es verdient.", fuhr sie fort.

„Ich denk drüber nach.", nuschelte ich ergeben.

„Das ist gut. Bis Morgen, Jae."

„Bis Morgen...und Danke! Danke für deine Hilfe."

Ich legte auf bevor sie noch etwas erwidern konnte. Einerseits wollte ich meinen Vater ja verzeihen, aber andererseits war da auch immer noch diese Wut.
Ach was soll's?
Ich geh schlafen.
Frustriert knallte ich mein Handy auf den Nachttisch was die Pflanze gefährlich zum Wackeln brachte.
Leise seufzend schaltete ich das Licht meiner Nachttischlampe aus.
Ich würde also umziehen.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Zeitsprung - Tag des Umzugs

Ein schrilles Geräusch ertönte neben meinem Kopf.
Ich schreckte auf.
Warum musste dieser beschissene Wecker auch so laut sein?
Weil du von nichts anderes aufwachst.
Flüsterte meine innere Stimme mir zu.

Ein lautes Scharben ertönte von unten.
Das mussten die Möbelpacker sein.
Sie holten gerade das letzte Zeug aus der Wohnung.
Heute war der Umzug und um ehrlich zu sein, war ich ziemlich aufgeregt.
Vor allem, weil mein Vater mir erzählt hatte, dass Lisa einen Sohn in meinem Alter hatte.
Der hatte sich aber noch nie blicken lassen.
Ich hoffte inständig er war nett.
Wenn er nur ansatzweise so nett war wie Lisa wäre das schon okay.
Ich habe sie in der letzten Zeit öfters gesehen und habe sie wirklich ins Herz geschlossen.

„Jae?", rief mein Vater von unten.
„Hilfst du mir mit dem Sofa?"

„Klar ich komme.", rief ich ihm zu und rannte die Treppen runter.

————

„So, das dürfte die letzte Kiste gewesen sein. Danke für Ihren Service.", bedankte sich mein Vater höflich bei den Möbelpackern.

„Also da wären wir.", sagte er glücklich.

Wir standen vor einem kleinen Familienhaus. Es sah wirklich gemütlich aus. Die pastellblauen Wände machten einen einladenden Eindruck und die Blumen, die im Vorgarten wuchsen unterstützten die Idylle.

Das laute Knattern eines Motors schreckte mich aus meinen Gedanken.
Ein weiterer Lastwagen mit Möbeln kam hinter uns angefahren und quetschte sich in eine Parklücke.
Heraus trat eine lächelnde Lisa die glücklich auf uns zugelaufen kam.
Dich nicht sie bekam meine ungeteilte Aufmerksamkeit, sondern die Person die sich genervt hinter ihr her bewegte.
Es war ein Junge.
Ungefähr so alt wie ich . Mittelgroß und verdammt gutaussehend.
Auch er sah mich an.
Doch in seinem Blick lag keine Spur von Freundlichkeit.
Kaum zu glauben, dass er der Sohn dieser liebevollen Frau vor mir war.
Desinteressiert blickte er in der Gegend rum.

„Oh, wie unhöflich.", kam es von Lisa.
„Komm stell dich vor.", sagte sie an den Jungen gewandt und schenkte ihm einen warnenden Blick.

Seufzend blieb sein Blick an mir hängen.

„Ich bin Jimin."

Fuck you too | Jimin FFOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz