6. Kapitel

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Es waren zwei Wochen vergangen.

Ich hatte nichts von Rebecca gehört und wusste nicht, was zwischen uns jetzt war.

Auch von Ashton, Michael und Luke hatte ich nichts mitbekommen. 

Ich fing wieder an mich einzuschließen. Nach dem ich mit Rebecca geschritten hatte fühlte ich mich nur noch schlechter.

Ich wollte Rebecca nicht verlieren.

Mit ihr fühlte ich mich besser und irgendwie wie eine andere und neue Person in ihrer Umgebung. Ich konnte sie nicht verlieren.

Mal wieder hatte ich versagt.

Ich konnte die Verzweiflung in Ashtons Stimme hören, als er wie damals minutenlang klopfte und irgendwann ging.

Jedes Mal wenn er kam und wieder ging überkam mich ein schlechtes Gefühl. Mir war bewusst welche Schmerzen ich ihm hinzufügte, wenn ich mich einschloss. 

Er machte sich unendlich große Sorgen.

Wieder klopfte es. Ich dachte es sei Ashton, aber nein. Ich lag falsch.

"Calum?" Ich erkannte die schüchterne Stimme von Rebecca.

Ich ging an die Tür, ganz leise, falls ich es mir doch noch mal anders überlegen sollte und die Tür geschlossen hielt.

Doch letztendlich drückte ich die Türklinke hinunter und öffnete vorsichtig die Tür.

Sie sah erleichtert aus, als sie die Tür nicht mehr sehen musste und stattdessen mich sah.

"Können wir reden?" fragte sie so schüchtern wie beim ersten Mal als sie mich ansprach.

Ich nickte leicht und öffnete die Tür sofort weiter damit sie rein kommen konnte.

Alles war so still. Fast geräuschlos bewegten wir uns.

Ich ging in mein Wohnzimmer, sie folgte mir.

Gemeinsam setzten wir uns.

Die Lage schien angespannt zu sein. Sie traute sich nichts zu sagen, dennoch wartete ich bis sie den ersten Schritt machte, was sie einige Atemzüge kostete. Aber das war okay.

"Es tut mir leid." sagte sie, wie die letzten Male.

Ich nahm all meinen Mut und vor allem all meine Kraft zusammen um die Probleme ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.

"Es ist nicht deine Schuld." sagte ich. "Du weißt nicht was zwischen Deobra und mir passiert ist." 

"Willst du darüber reden?" fragte sie mich als sie merkte, dass sich meine Augen leicht mit Tränen füllten.

Ich hatte nicht vor zu weinen, vor allem nicht vor Rebecca, also riss ich mich zusammen und fing an zu erzählen.

"Deobra ist nicht wirklich meine Ex-Freundin." war das erste was ich sagte. Ich hatte mit verwunderten Blicken gerechnet, doch sie blieb still und wartete darauf, dass ich weiter redete.

"Wir haben uns nie getrennt. Wir waren sogar verlobt. Und dann kam dieses verdammte Auto..."

Es war zwar einfacher geworden darüber zu reden, dennoch war es schwer für mich. Ich nahm mir eine kurze Pause und holte nochmals Luft.

"und trennte uns. Sie ist tot, seit bald zwei Jahren." 

Sie sah nicht geschockt aus. Ihre Reaktion passte einfach nicht zu meiner Vorstellung. Ich war irgendwie enttäuscht. Ich dachte sie wäre... mitfühlender?

Sie nickte plötzlich und sagte: "Ich weiß."

Verwirrt sah ich an. "Wie meinst du das?" fragte ich sie.

Tausend Szenarien gingen mir durch den Kopf. Wahr sie eine Zeugin?

Oder gar die Person welche Deobra angefahren hatten?

Dieser Gedanke blieb im meinem Kopf stecken und ich begann leicht zu zittern.

Was wenn ich recht hatte?

"Ashton hat mir davon erzählt." erklärte sie.

Im ersten Moment war ich erleichtert, dann sauer, dass Ashtons ihr das einfach erzählt hatte.

Als sie dann allerdings weiter sprach, wusste ich was für einen guten Freund ich in Ashton eigentlich hatte.

"Ich traf heute Ashton in der Stadt und er hatte mich gefragt, ob ich wüsste was mit dir los sei. Du würdest dich wieder einschließen. Als ich ihm erzählte, dass wir uns gestritten haben und warum, hielt er es für besser wenn ich davon wüsste, damit so was nicht wieder vor kommen würde. Ich bin dann sofort zu dir gegangen, weil ich mir Sorgen gemacht habe."

Meine Atmung war schwer.
Ich wusste nicht was ich machen sollte.

Einerseits fühlte ich mich schrecklich.
Wegen Deobra und weil ich Ashton und auch Rebecca das angetan habe.

Andererseits fühlte ich mich überglücklich solche Freunde wie sie zu haben.

"Calum. Es tut mir so leid. Das hast du alles nicht verdient." Sie fiel mir in die Arme und ihre Stimme zitterte. Sie zeigte wohl Mitgefühl.

"Du hast das alles nicht verdient." wiederholte sie leise und schluchzte dabei.

Die ganze Situation nahm sie wohl ziemlich mit.

Unsicher legte ich meine Arme um ihren Körper. Ich war nicht stark genug und Tränen rollten still.

Ich war nur froh, dass sie nicht wegen dem "wieder einschließen" gefragt hat.

Davon sollte sie nun wirklich nichts wissen.

Disconnected // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt