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„Ach verdammt!"

Wieso passierte mir dies immer, wenn ich es am wenigstens brauchen konnte? Wieso konnte das nicht einmal passieren, wenn ich alleine Zuhause war und nicht gerade auf dem Weg in die Schule, die ich nun seit zwei Wochen nicht mehr besucht habe?

Seufzend strich ich also durch meine Haare, zupfte an den mittlerweile ziemlich verbleichten roten Strähnen und probierte irgendwie die mehr als auffälligen, flauschigen Wolfsohren zu verstecken.

Aber Fakt war, dass ich es sowieso nicht hinkriegen konnte. Sie verschwanden beliebig dann, wenn sie gerade Lust hatten und sie tauchten auch nur dann auf.

Mein ganzes Leben lang, hatte ich dieses Problem schon, eine Art Gendefekt und grundsätzlich nichts gefährliches. Es war einfach nur nervtötend, schliesslich lief ja auch sonst niemand in meiner Schule mit Wolfsohren in der Gegend herum. Obwohl sie alle welche besassen.

Nur war ihr innerer Wolf nicht so launisch wie meiner, der die ganze Zeit versucht mein Leben zu ruinieren, in dem er sich wie ein Alien verhält.

Seufzend zupfte ich an dem blauen Pulli den ich trug, warf nochmals einen Blick in den Spiegel und gab es dann auf, sie zu verstecken. Selbst unter einer Mütze, würde man sie vermutlich sehen.

Und wenn ich probierte mein innerer Wolf aufzuhalten, würde es sowieso nur schlimmer werden.

„Tae, kommst du?"

Meine Mutter rief aus der Küche und so begab ich mich dann doch mehr schlecht als recht die Treppe runter. Die Lust auf Schule, war mir nun endgültig vergangen.

Eigentlich hatte ich mich darauf gefreut all meine Freunde wiederzusehen, selbst die langweilige Atmosphäre hatte ich irgendwie vermisst. Zwei Wochen so ganz alleine zu sein, tat jemanden wie mir eben nicht gut.

Nur hatte mein Wolf mir klar einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt würde mich wohl jeder krumm anschauen, sobal er meine Ohren sah, die zu allem übel auch noch eine helle, goldene Farbe hatten und kein Braun oder Schwarz, wie es eigentlich normal wäre.

Sagte ich nicht, mein Wolf will mein Leben zerstören?

Hör auf dich zu beschweren und geh endlich, Kleiner.

Darauf verdrehte ich nur die Augen. Er liebte es auch mich zu nerven, mit einer ziemlich lauten Stimme in meinem Kopf. Eine nörgelnde Stimme wohlbemerkt. Zudem meine Wolfsgestalt klar kleiner als ich war und er trotzdem immer diesen Spitzname verwendete.

„Bist du bereit für die Schule, mein Schatz?", fragte mich meine Mutter und hatte wie immer ein fröhliches, liebevolles Lächeln aufgesetzt.

Sie war grundsätzlich eine aufgestellte Person, immerzu glücklich und ging pfeifend durchs Leben. Das hatte ich auch von ihr geerbt, nur heute war mir diese Art irgendwie vergangen.

Normalerweise würde dasselbe kastenähnliche Lachen mein Gesicht schmücken, heute war es aber eher ein Schmollen.

Meine Mutter bemerkte das flauschige Detail auf meinem Kopf, sprach mich aber nicht darauf an. Sie wusste, wie sehr es mich selbst nervte.

„Viel Spass!", rief sie noch hinterher, als ich meine Schultasche schulterte und das alte, knorrige Haus verliess.

Der Duft unserer Rosen stieg mir in die Nase, gemischt mit dem Geruch frischen Regens. Es musste über die Nacht geregnet haben, eine leichte Wasserschicht überzog den Asphalt.

Der Weg zu meiner Schule, war nicht lange, führte über einen kurzen Feldweg und an unserer Bibliothek vorbei, die nebenbei gefühlt hundert Jahre alt und mein Lieblingsplatz war.

certain love | kookvΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα